anonym
Autoren: Ursula Pozanski & Arno Strobel
Hardcover: 384 Seiten
Erschienen am 21. September 2016
Verlag: Wunderlich
Inhalt
Gleich an ihrem ersten Arbeitstag bei der Hamburger Polizei wird Nina
Salomon Teil einer Mordermittlung. Gemeinsam mit Kommissar Daniel Buchholz
widmet sie sich einem besonders heiklen Fall: Die Ermordung wurde vorab in
einem Internetforum des Darknets bekannt gegeben. Per Abstimmung wurde
entschieden, dass „Der Anwalt, der einen Vergewaltiger vor seiner gerechten
Strafe bewahrt hat“ den Tod am meisten verdient hat. Jeder kann dort völlig
anonym jemanden nominieren, und die nächste Abstimmungsrunde steht kurz bevor.
Wird es den Ermittlern gelingen, den Täter zu finden oder wenigstens die
möglichen Opfer rechtzeitig in Sicherheit zu bringen? Ein gnadenloser Kampf
gegen die Zeit beginnt.
Meinung
Als großer Fan von sowohl Ursula Poznanski als auch Arno Strobel war
nach „Fremd“ auch das zweite gemeinsame Buch der beiden Autoren für mich
Pflichtlektüre. Die düstere Schlichtheit des Covers in Kombination mit dem
silbernen Schimmer gefällt mir. Es bleibt der Farbgebung des Genres treu und
fällt trotzdem ins Auge.
Nach einem mysteriösen, blutigen Prolog steigt das Buch gleich mit dem
Fund der Leiche des Anwalts ein. Ich gewann schnell einen ersten Eindruck von
beiden Ermittlern, die sich am Fundort zum ersten Mal begegnen. Während Nina
von Beginn an selbstbewusst und sarkastisch auftritt, machte Daniel einen etwas
arroganten Eindruck. Ich freute mich darauf, die beiden besser kennenzulernen
und herauszufinden, ob das ungleiche Paar in der gemeinsamen Ermittlung
erfolgreich zusammenarbeiten kann.
Warum der Anwalt ermordet wurde, ist im Nu klar, denn die Tat wurde
online angekündigt. Gemeinsam mit den Ermittlern lernte ich „Morituri“ kennen.
In diesem Forum im Darknet kann jeder eine Person nominieren mit einer
Begründung, warum sie ermordet werden soll und dann abwarten, ob sie es auf die
Liste der Nominierten schafft. Erste Versuche, die Seite vom Netz zu nehmen,
bleiben erfolglos. Diese Idee übte eine perverse Faszination aus, nicht nur auf
mich, sondern in der Geschichte bald auch stadt-, land- und weltweit. Auch Nina
zieht es immer wieder dorthin. Auf der Suche nach einem Hebel, mit dem sie den
Täter identifizieren kann, lässt sie sich bald zu gewagten Schritten hinreißen.
Die Spannungskurve kennt in diesem Buch nur eine Richtung, und zwar
aufwärts. Schon bald wird eine neue Abstimmungsrunde gestartet und die Zeit
läuft den Ermittlern davon. Können sie herausfinden, wer hinter den vagen
Beschreibungen der Nominierten steckt? Hunderte von Hinweisen machen es
unmöglich, jeder Spur nachzugehen – treffen sie die richtige Wahl? Die
Machtlosigkeit der Polizei und das entsprechende Medienecho schufen eine
bedrückende und bedrohliche Atmosphäre. Ich fieberte mit, ob es Nina und Daniel
gelingen wird, dem Täter einen Schritt voraus zu sein. In ruhigeren Phasen
erhielt ich die Gelegenheit, die beiden noch besser kennen zu lernen. Sie
besitzen unterschiedliche Stärken, haben aber auch ihre Ecken und Kanten.
Dadurch wurden sie lebendig und mir sympathisch.
Es fiel mir zunehmend schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Jede Spur
ist mit der Hoffnung verbunden, entscheidende Hinweise zu finden, doch
gleichzeitig macht auch der Täter seine nächsten Schritte. Die Autoren
verstehen es, die Dramatik fortlaufend zu steigern. Schließlich holen sie noch
einmal alles aus der Geschichte heraus und präsentieren ein überraschendes,
atemloses und in meinen Augen absolut gelungenes Finale.
Fazit
In „anonym“ suchen zwei Hamburger Ermittler fieberhaft nach einem
Hinweis auf die Identität eines Mörders, der andere online über sein nächstes
Opfer abstimmen lässt. Das Szenario wurde gut durchdacht, es konnte mich mit seiner
Plausibilität erschrecken und mir vor Augen führen, welche Gefahren die
Anonymität des Internets birgt. Mich hat dieser dramatische Wettlauf mit der
Zeit vollends fesseln können. Ganz große Leseempfehlung an alle Thriller-Fans!