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Flawed. Wie perfekt willst du sein?
Autorin: Cecelia Ahern
Übersetzer: Anna Julia und Christine Strüh
Hardcover: 480 Seiten
Erschienen am 29. September 2016
Verlag: Fischer FJB
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Inhalt
Die siebzehnjährige Celestine ist mit ihrem Leben rundum zufrieden: Sie
stammt aus einer einflussreichen Familie, hat tolle Noten und mit Art einen
süßen Freund. Arts Vater Bosco Crevan ist einer der mächtigsten Männer im Land,
er ist der oberste Richter der sogenannten Gilde, die beurteilt, ob Menschen
fehlerhaft sind, sich also in der Gesellschaft moralisch oder ethisch falsch
verhalten haben. Bislang hat sich Celestine darum nicht allzu viele Gedanken
gemacht und findet das Vorgehen der Gilde grundsätzlich richtig. Doch als ihrer
Nachbarin und Klavierlehrerin der Prozess gemacht wird, kommt sie ins Nachdenken.
Schließlich gerät sie in ein Dilemma und muss sich entscheiden, ob sie nach
Bauchgefühl und Überzeugung handelt oder sich an die Regeln hält. Celestines
Sicht auf die Gilde wird danach nicht mehr dieselbe sein…
Meinung
Als ich hörte, dass Cecilia Ahern ihren ersten All-Age-Roman
beziehungsweise gleich eine Dilogie in diesem Genre geschrieben hat, war mein
Interesse sofort geweckt. Eine Gesellschaft, die nach Perfektion strebt und
dabei Fehlerhaften den Prozess macht, klang nach einer spannenden Grundidee. Die
Protagonistin Celestine lernt man bei einer Feier kennen, zu der ihre Eltern
ihre Nachbarn, die Crevans und die Tinders, eingeladen haben. Was als unterhaltsames
Abendessen geplant ist endet aber schon vor dem ersten Gang im Fiasko, denn
Angelina Tinder wird von Whistleblowern abgeholt, die vermeintlich Fehlerhafte
in Gewahrsam nehmen. Celestines heile Welt bekommt nach wenigen Seiten erste
Risse.
Sehr schnell bekam ich als Leserin einen ersten Überblick darüber, was
die Gilde tut und was es heißt, von ihr als fehlerhaft verurteilt zu werden. Im
Gegensatz zu Kriminellen werden sie nicht eingesperrt, sondern je nach Art
ihres Vergehens an einer anderen Stelle gebrandmarkt und sind zu einem
isolierten Leben inmitten der Gesellschaft verdammt. Das Prinzip ist schnell
verstanden, doch ich hätte mir noch mehr Informationen zur Gesellschaft
gewünscht. Wie kam es dazu, dass die Gilde zu einer permanenten Institution
wurde und vom Großteil der Bevölkerung so befürwortet wird?
Schnell merkt man als Leser, dass das Vorgehen der Gilde alles andere
als fair, ja eigentlich ziemlich willkürlich ist. Und Celestine, die bislang
ziemlich naiv wirkte, scheint eine der wenigen zu sein, denen das auffällt. Der
Anlass, der die Dinge ins Rollen bringt, stand für mich in keinem Verhältnis zu
den Reaktionen. Ich konnte einfach nicht glauben, dass es in all den Jahren
noch keinerlei offenen Protest gab, durch diese vereinfachten Darstellungen
verlor das Buch für mich an Glaubwürdigkeit. Als es dann auch noch einige
eklige Szenen gab, geriet mein Lesefluss zunehmend ins Stocken.
In der zweiten Buchhälfte hat die Geschichte dann noch einmal deutlich
zugelegt und meine Gunst stückweise zurückerobert. Endlich bricht Celestine aus
der abgeschirmten Welt aus, in der sie all die Jahre gelebt hat, und sie und
der Leser erfahren mehr über die politischen Vorgänge und gut gehütete
Geheimnisse. Die Protagonistin, die sich schon früh als überraschend mutig
offenbart hat, macht eine tolle Entwicklung durch und wählt ihre Kämpfe klug
und sorgfältig aus. Dass sie immer noch ein Teenager ist, wird in Momenten
klar, in denen sie ihren Gefühlen freien Lauf lässt. Das machte sie nahbar und
hat mir gut gefallen. Neben all den turbulenten Vorgängen rund um die Gilde,
Presse, Vertrauen und Verrat spielt ihre Familie und ihr Freund eine wichtige
Rolle und es gab einige berührende Momente. Die Mischung zwischen Celestines
Agieren in der Öffentlichkeit und im Privaten, verbunden mit verschiedensten
Herausforderungen, ist der Autorin absolut gelungen.
Indem ich immer mehr darüber erfuhr, was in der Politik geschieht und
welche Pläne einzelne Personen verfolgen, verstand ich Zusammenhänge zunehmend
besser und die Spannung stieg an. Wer wird sein Ziel erreichen, wer wird von
den anderen gestoppt? Wem kann Celestine vertrauen, und wer nutzt sie für seine
Zwecke aus oder will sie nur aushorchen? Der erste Teil endet mit einem
vielversprechenden Cliffhanger, der große Lust machte, im zweiten Teil weiter
nach Antworten auf diese Fragen zu suchen.
Fazit
„Flawed. Wie perfekt willst du sein?“ erzählt die Geschichte von
Celestine, die in einer Gesellschaft lebt, in der moralische oder ethische
Fehltritte mit Brandmarkung und gesellschaftlicher Ächtung bestraft werden. Als
die Protagonistin beginnt, Dinge zu hinterfragen, wird es für sie bald
gefährlich. Das Buch bietet eine gute Mischung aus Gefühl, Spannung und so
manchen Szenen, in denen man gemeinsam mit Celestine leidet. Für den ersten
Teil der Dilogie vergebe ich knappe vier Sterne.