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Titel: Der Club
Titel: Der Club
Autor: Takis Würger
Erscheinungsdatum: 28.02.2017
Verlag: Kein & Aber
rezensierte Buchausgabe: Leineneinband mit Lesebändchen
Das Buch hat den Debütpreis der lit.cologne 2017 gewonnen. Einen Bericht über die Verleihung des Preises lest ihr hier: KLICK!
Das Buch hat den Debütpreis der lit.cologne 2017 gewonnen. Einen Bericht über die Verleihung des Preises lest ihr hier: KLICK!
„Der Club“ ist der Debütroman von Takis Würger. Mit dem
Titel ist ein elitärer Club für männliche Studenten der Universität in
Cambridge gemeint. Die Ausstattung des Romans im Leinengewand in clubähnlichen
Farben vermittelt dem Leser ein entsprechend auserlesenes Gefühl. Bei seiner
Geburt in Niedersachsen ahnt noch niemand, dass Hans, der Protagonist des
Buches, einmal zu diesem angesehenen Club gehören wird.
Hans ist ein ruhiges Kind, das möglichst jeden Trubel meidet
und hervorragend beobachten kann. Nach einem Zwischenfall in der Schule meldet
sein Vater ihn zum Boxtraining an. Er fährt ihn zu jeder Veranstaltung und
verstirbt auf der Fahrt zu einem Turnier als Hans 15 Jahre alt ist. Wenige
Monate später verliert er auch seine Mutter. Nachdem er bis zum Abitur in einem
Internat gelebt hat, besorgt ihm seine in England wohnende und in Cambridge
dozierende Tante ein Stipendium und einen Studienplatz an eben dieser
Universität, allerdings mit der Bedingung, dass Hans ihr helfen soll ein
Verbrechen aufzuklären. Nach einiger Überlegung ist er dazu bereit, obwohl er
die Art der begangenen Straftat nicht kennt. Mit Hilfe von Charlotte, einer
Doktorandin seiner Tante, wird er Mitglied im Pitt Club, dem nur Auserwählte
beitreten dürfen. Was Hans dort sieht und erlebt entspricht nicht seinen Wertvorstellungen
und immer wieder stellt er sich die Frage, ob der Weg richtig ist den er
eingeschlagen hat.
Die Mutter von Hans ist bereits vor der Schwangerschaft mit
ihm an Krebs erkrankt. Vielleicht ist es diese Tatsache die ihm jede Menge
Respekt vor dem Leben und dem Leiden eines Menschen mit auf seinen Weg gibt. Er
hat eine stoische Art sein Schicksal zu akzeptieren, doch weil seine englische
Tante ihm nicht anbietet, ihn aufzunehmen, bleibt ihm kaum eine andere
Wahlmöglichkeit außer dem Internat. Zum Glück findet er hier Gelegenheit zum
Boxen, denn dieser Sport verhilft ihm nicht nur zu Kraft sondern sorgt auch
dafür, dass er seine Gedanken konzentrieren und seine Gefühle kanalisieren
kann. Takis Würger schreibt hierbei aus eigener Erfahrung und seine Begeisterung
für den Sport ist im Geschriebenen erkennbar.
Doch in Hans spiegelt sich der Autor selbst nicht wieder.
Ganz bewusst ist sein Protagonist im Vergleich eher klein, der Autor aber genau
das Gegenteil. Nach den Ereignissen, die Takis Würger selbst als Mitglied im
Pitt Club erlebte, kann ich verstehen, dass Hans nicht sein Alter-Ego sein
soll. Unscheinbar soll Hans sein und dadurch ein bedeutungsloses Mitglied, wenn
er denn unbedingt seiner Tante den Gefallen zu erfüllen hat. Erschreckend sind
die eigenen Erfahrungen des Autors im Club, die er in die Handlungen seiner
fiktiven Figuren einfließen lässt, doch sie stachelten meine Neugier an,
darüber zu lesen und herauszufinden um welches Verbrechen es sich handelt, dass
der Protagonist aufklären soll.
Für Hans ist die Zeit in Cambridge wichtig, um zu erkennen, wie
weit er gehen kann, um ein Ziel zu erreichen. Takis Würger spielt mit
unterschiedlichen Erzählperspektiven in seinem Roman, eine davon ist natürlich
Hans, der seine Erlebnisse in der Ich-Form schildert. Auf diese Weise ist es
auch möglich an seiner Gewissensbildung durch innere Auseinandersetzungen
teilzuhaben.
„Der Club“ ist tiefgründig, geistreich und spannend geschrieben
ohne zu moralisieren, obwohl er durchaus ein Plädoyer für ein faires
Miteinander der Geschlechter und Gesellschaftsschichten ist. Mir hat das Buch
sehr gut gefallen und gerne gebe ich hierfür eine Leseempfehlung.