Rezension von Ingrid Eßer
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Wenn der derzeitige Fallanalytiker Max Bischoff aus der
Reihe „Mörderfinder“ von Thrillerautor Arno Strobel und die Strafverteidiger
Dr. Anton Pirlo und Sophie Mahler aus der Serie „Pirlo“ von Schriftsteller und
Strafverteidiger Dr. Ingo Bott gemeinsam ermitteln, dann wird hieraus der
Kriminalfall „Gegenspieler – Bischoff und Pirlo ermitteln“. Handlungsort ist
selbstverständlich Düsseldorf, denn dort spielen auch beide Serien.
Max Bischoff hat in der Pirlo-Reihe bereits Erwähnung
gefunden. Dieses Mal wird Bischoff von Sophies Vater beauftragt, der seine
Tochter bittet, mit diesem zusammenzuarbeiten. Sophies Vater ist einer der
Partner der Düsseldorfer Kanzlei Müller & Mahler mit Sitz an der
Königsallee. Zum großen Entsetzen aller, wird Karl Müller, ebenfalls Partner
der Kanzlei und Patenonkel von Sophie, tot in seinem Auto aufgefunden. Die
Polizei geht davon aus, dass er sich umgebracht hat, denn in wenigen Tagen
hätte er vor Gericht in Sachen umstrittener Steuersparmodellen aussagen sollen.
Von den Kanzleiangehörigen glaubt so recht niemand, dass er Selbstmord begangen
hat. Das Blatt wendet sich, als ein weiteres Mitglied der Kanzlei ermordet
wird. Jedoch gerät schließlich Sophies Vater unter Verdacht und Pirlo benötigt
gute Gründe, um ihn vor Gericht verteidigen zu können.
Wer sowohl die Bücher der „Mörderfinder“-Serie als auch die
der „Pirlo“-Reihe kennt wie ich, wird in der Geschichte Stilelemente aus beidem
wiederfinden. Bischoff versetzt sich gerne in den Kopf des Mörders und versucht
auf diese Weise, die Gedanken des Täters nachzuvollziehen, warum und wie dieser
ein Verbrechen begangen hat. Das ist auch im vorliegenden Fall so, aber Bischoff
hat es diesmal nicht einfach, weil er kaum Ansatzpunkte findet. Horst Böhmer,
sein früherer Kollege beim Mordkommissariat, von dem er bisher immer wieder
gute Tipps erhalten hat, schweigt zu den polizeilichen Erkenntnissen. Erst spät
zieht Bischoff den Psychologen Marvin Wagner hinzu, mit dem er bald die
Privatdetektei WaBi Investigations eröffnen wird (Mörderfinder – Das Muster des
Bösen, ET 02/2025).
Sophie Mahler nimmt in „Gegenspieler“ eine größere Rolle ein
als ihr Kanzleipartner Pirlo, denn sie ist persönlich betroffen. Nicht nur,
dass ihr Patenonkel verstorben ist und ihr Vater unter einen gewissen Verdacht
gerät, sondern auch weil ihre Mutter unter äußerster Anspannung steht und noch
mehr Alkohol trinkt als bisher. Der Fall konzentriert sich im Privaten auf
Sophies Familie, so dass die Brüder von Pirlo und seine Kontakte zu diversen
Clans nur eine nebensächliche Rolle spielen. Pirlo ist als Figur auch hier der
manchmal planlos erscheinende, mit unkonventionellen Methoden arbeitende und
mit einnehmenden Wesen ausgestattete Strafverteidiger, als der er auch in der
eigenen Reihe auftritt.
Während es Pirlo darum geht, für seinen Mandanten einen
Freispruch zu erwirken oder eine Einstellung des Verfahrens ist es Bischoff
wichtig, denjenigen zu finden, der die Taten tatsächlich begangen hat. Die für
den Lesenden verständlich geschilderte und authentisch dargestellte
Strafverteidigung ihren Raum in der Geschichte benötigt, ist die Spannung anders
wie den Thrillern des Mörderfinders und erscheint im Vergleich mit der Reihe
nicht ganz so hoch.
Wortgefechte zwischen Bischoff und Pirlo sorgen für
Abwechslung und sind titelgebend für „Gegenspieler – Bischoff und Pirlo
ermitteln“, was dem vorliegenden Fall einen eigenwilligen Charakter verleiht
und ihn von den jeweiligen Reihen der ermittelnden Charaktere abhebt. Einige
Wendungen sind unerwartet und sorgen jeweils für eine nötige Neuausrichtung der
beiden Titelfiguren und Sophie Mahler mit deren Hoffnung darauf, den Täter
endlich zu stellen. Ich mag das Wendecover mit der Klappe, die sich um den
seitlichen Buchschnitt legen lässt. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung an
Lesende von Kriminalromanen.