Donnerstag, 17. Mai 2012

Rezension zu Stephan M. Rother - Ich bin der Herr deiner Angst

Dieses Buch gehört zu den Büchern, die ich bei vorablesen.de gewonnen habe. Danke an den Rowohlt Verlag, der die Rezensionsexemplare zur Verfügung gestellt hat.


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Titel: Ich bin der Herr deiner Angst
Autor: Stephan M. Rother
Erscheinungsdatum: 02.04.2012
Buchausgabe: Taschenbuch
Verlag: Rowohlt Verlag
ISBN: 9783499258695
Preis: 9,99 Euro




Ein deutscher Autor, ein deutscher Thriller und der Titel „Ich bin der Herr deiner Angst“ haben gleich zu Beginn meine Neugier geweckt. Die gelbe Schrift auf schwarzem Grund des Covers mit dem abknickenden Rändern zieht das Auge auf sich.
Bereits im Vorspiel lernt der Leser die beobachtenden Augen, die nie blinzeln, hinter einem Feldstecher kennen, die auf einen alten Mann im Wohnwagen gerichtet sind, der jeden Abend mit Beginn der Dunkelheit sich bis zum nächsten Kiosk schleicht und dabei möglichst unsichtbar bleiben möchte. Dieser Mann hat Angst. In weiteren Zwischenspielen, die die Kapitel immer wieder unterbricht, setzt sich die Szene wiederholend fort und es ergibt sich, dass alle Geschehnisse von langer Hand sozusagen als Einzelteile geplant sind, die in eine beliebige „Mord“-Reihenfolge gebracht werden können. 

Die Geschichte beginnt mit einem Mord im Fleurs du Mal, einem Etablissement im Rotlichtviertel Hamburg. Ein Kriminalbeamter wurde grausam ermordet. Wie weit hat er selbst zu diesem Mord beigetragen, lautet zunächst die Frage. Der Hauptermittler ist Jörg Albrecht, der im Fall des ersten Mordes ein schlechtes Gewissen hat, da er den Kollegen selbst damit beauftragt hat gegen das Fleurs du Mal zu recherchieren. Innerhalb von 24 Stunden geschieht dann der nächste Mord, wieder ist das Mordkommissariat selbst betroffen, da die Ermordete ebenfalls eine Kollegin von Hauptkommissar Albrecht ist. Das ganze Team arbeitet an der Aufklärung der beiden Fälle, doch die Ergebnisse sind ernüchternd und tendieren gegen Null. Bei beiden Mordfällen scheint es, dass der Ermordete den Täter gekannt hat, aber in seiner Umgebung nie von dieser Bekanntschaft erzählt hat. Albrecht fordert seine Kollegen auf, darüber nachzudenken, ob sie solche Personen auch kennen, da sie potentiell gefährdet sind. In seine Gedanken mischt sich nun immer wieder eine Erinnerung aus seiner Kindheit, die für einen Freund tödlich endete. Die Polizeipräsidentin gibt Albrecht die Adresse eines Psychologen, den dieser zur Ermittlung hinzuziehen soll. Obwohl er darüber nicht begeistert ist, da er lieber seinen eigenen Ermittlungsweg geht, nimmt er das Angebot an. Und dann passieren schon wieder zwei Morde an Personen, die er kennt …

Das Besondere an diesem Thriller sind die verschiedenen Erzählperspektiven. Es wird ständig zwischen einer neutralen Schilderung der Ereignisse und der Erzählung aus Sicht der Kommissarin Hannah Friedrichs gewechselt. Gerade dadurch kann der Leser sich in deren Rolle hineinversetzen und ihre Angst als nächste betroffen zu sein nachvollziehen, da auch sie ein Geheimnis gegenüber ihrer Umgebung wahrt. Außerdem erzählt sie die Geschichte im Rückblick auf die Ereignisse, wobei nicht bekannt ist, von welchem Zeitpunkt aus. An einigen Stellen gibt sie dem Leser mit dem Hinweis auf ein „ wenn bekannt gewesen, dass“ Gefühl, dass nun etwas passiert, was besser anders gelaufen wäre. Jedoch könnte ihre Erzählung der Geschehnisse jederzeit abbrechen, wenn sie selbst das Opfer würde.

Erst etwa auf der Hälfte der Geschichte wird Albrecht an den lange zurückliegenden Fall des Traumfängers erinnert, dessen Spezialität es war, die Mordopfer in Konfrontation mit ihren geheimsten Ängsten zu morden. Und plötzlich rücken die Geschehnisse für Albrecht an ihren Platz. Kann Albrecht den Täter ermitteln, bevor dieser ein nächstes Mal mordet?
„Ich bin der Herr deiner Angst“ ist insgesamt ein sehr gut gelungener und spannender Thriller bei dem es lange offen bleibt, wer der Täter ist und den ich jedem Thrillerfan, der nichts gegen philosophische und psychologische Erwägungen im Rahmen der Ermittlungen hat, empfehlen würde.
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