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Samstag, 28. Juli 2012

[Rezension Hanna] Urs Augstburger - Als der Regen kam


 

Inhalt


Mauro Nesta kehrt aus Genua in ein Städchen in der Schweiz zurück, um seine Mutter Helen zu besuchen, welche an Demenz erkrankt ist. Außergerechnet am Tag vor dem Jugendfest, einer jahrhunderte alten Tradition im Städchen, trifft er dort ein. Bei einem Spaziergang scheint sich Helen plötzlich an ein längst vergessenes Jugendfest zu erinnern – sie schwebt mit einem unsichtbaren Mann über den Tanzboden. In ihrer alten Wohnung findet Mauro weitere Hinweise darauf, dass ihre Mutter ein jahrzehntealtes Geheimnis hütet. Am Tag des Jugendfestes begibt sich Mauro auf die Suche…

Meinung


Der Autor beschreibt die Ereignisse mit großem Fingerspitzengefühl, was es dem Leser ermöglicht, sich in die Gefühls- und Gedankenwelt der einzelnen Charaktere einzufühlen. Mit einem ruhigen und auf Details ausgerichteten Schreibstil zieht er den Leser in den Bann des Jugendfestes. Dabei fließen Vergangenheit und Gegenwart oft ebenso ineinander wie verschiedene Perspektiven auf Ereignisse. Gelegentlich fiel es mir daher schwer, der Handlung zu folgen und selbst zwischen Vergangenheit und Gegenwart trennen zu können. Auch die Beschreibung von Helens demenzbeeinflusster Gedankenwelt spiegelt ihren Zustand recht gut wieder, ist für den Leser aber oftmals wenig aufschlussreich.

Die Charaktere sind facettenreich gestaltet und ihre Handlungen für den Leser gut nachvollziehbar. Jeder verfügt über starke und schwache Charakterzüge, die es interessant machen, ihre Handlungen und Entscheidungen zu verfolgen. Ebenso verfolgt jeder – direkt oder indirekt – ein Ziel, dem er sich im Verlaufe des Buches langsam annähert. Schrittweise werden die Beziehungen zwischen den Charakteren deutlich, immer mehr verknüpft sich ihr Schicksal miteinander. So steuert das Buch allmählich nicht nur auf den Höhepunkt des Jugendfestes zu, sondern gleichzeitig auch auf die Offenbarung all der Geheimnisse, welche die Charaktere umgeben. 

Fazit


„Als der Regen kam“ ist ein gefühlvolles Buch, das den Leser in die magische Welt des Jugendfestes entführt. Facettenreiche Charaktere und ein detailreicher Schreibstil sorgen für ein kurzweiliges Lesevergnügen. Gerne vergebe ich vier Sterne.



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Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
Verlag: Klett-Cotta
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Mittwoch, 25. Juli 2012

[Rezension Hanna] Jean-Luc Bannalec - Bretonische Verhältnisse: Ein Fall für Kommissar Dupin


~ Inhalt ~


Kommissar Dupin, der erst vor wenigen Jahren aus Paris in die Bretagne versetzt wurde, wird an einem Morgen in das kleine Städtchen Pont Aven gerufen. Dort wurde der 91-jährige Hotelbesitzer des traditionsreichen „Hotel Central“ ermordet im Restaurant aufgefunden. Auf den ersten Blick scheint er von allen geschätzt worden zu sein, sein Tod wird rasch zur medienwirksamen Tragödie. Um das Image Pont Avens als erholsamer Ferienort zu wahren, soll Dupin den Fall schnellstmöglich aufklären...

~ Meinung ~


Das Buch besteht aus wenigen, recht langen Kapiteln, welche jeweils einen Tag im Leben des Kommissars beschreiben. Der Leser begleitet Dupin bei jedem seiner Schritte der Ermittlung, seinen Untersuchungen und Verhören. Das Tempo ist dabei recht ruhig, systematisch Befragt Dupin Personen, die etwas zum Fall wissen könnten, was den Großteil des Buches ausmacht. Die Spurensuche, wie man sie aus anderen Kriminalromanen kennt, ist in diesem Buch eher sekundär. Gut gefallen haben mir die Schilderung der Bretagne und der Mentalität der Anwohner, die in Dupin nach drei Jahren immer noch „den Neuen“ sehen und mit wohlgemeinten Ratschlägen unterstützen wollen, allen voran verkörpert von seiner Sekretärin Nolwenn.

Kommissar Dupin ist ein liebenswerter Charakter, den dem Leser mit seinen Ecken und Kanten schnell ans Herz wächst. Sein ständiges Verlangen nach café regt ebenso zum Schmunzeln an wie sein Unvermögen, mit Vorgesetzten zu kommunizieren. In Verhören hingegen brilliert er: Geschickt treibt er sein Gegenüber im Gespräch mit den richtigen Fragen und den entscheidenden Antworten. Etwas schade fand ich, dass er seinen Mitarbeitern im Fall nur die einfachsten Aufgaben überträgt, die kaum etwas ans Licht bringen. Dafür konnte der Leser aus Dupins Perspektive jeden wichtigen Fortschritt unmittelbar erleben.

Insgesamt ist „Bretonische Verhältnisse“ ein geschickt geschriebener Lokalkrimi, der es bis zum Ende schwer macht, den Täter zu erraten. Ein sympathischer Ermittler und die liebevolle Beschreibung von Land und Leuten machen aus der Lektüre ein kurzweiliges Vergnügen. Stellenweise hätte ich mir jedoch mehr Interaktionen Dupins mit seinen Kollegen sowie mehr Ereignisse außerhalb der Verhöre gewünscht. Ich vergebe daher 4 Sterne für diesen unterhaltsamen Kriminalroman.



Interesse an einer zweiten Meinung?
Ingrids Rezension zum gleichen Buch findet ihr hier: KLICK!

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Broschiert: 304 Seiten
Erscheinungsdatum: 12. März 2012
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
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Samstag, 21. Juli 2012

[Rezension Hanna] Neal Shusterman - Vollendet


Inhalt


In diesem Buch wird das Schicksal dreier Jugendlicher beschrieben, welche in der Zeit nach einem blutigen Bürgerkrieg leben, in dem Abtreibungsgegner und –befürworter gegeneinander kämpften. Friede konnte erst mit der „Charta des Lebens“ geschlossen werden. Fortan war das Leben eines Kindes von der Empfängnis bis zum 13. Lebensjahr unantastbar. Zwischen 13 und 18 Jahren können Eltern ihr Kind jedoch „umwandeln“ lassen. Jeder Teil des Körpers lebt weiter, nur in jemand anderem. Connor, Risa und Lev stehen kurz vor ihrer Umwandlung. Doch sie wollen ihr Schicksal nicht akzeptieren…

Meinung


Das Buchcover gefällt mir richtig gut. Das Cover schimmert silbern und zerkratzt, die Schrift ist blutrot. Der Leser kann so einen guten Eindruck von dem gewinnen, was ihn erwartet – eine unheimliche, spannende und fesselnde Dystopie!

Dank des wirklich packenden Schreibstils habe ich das Buch an einem Abend gelesen, denn ich musste einfach wissen, ob Connor, Risa und Lev die Flucht vor der Umwandlung gelingt. Jedes Kapitel ist aus der Sicht eines Beteiligten geschrieben und an dessen Gedankenwelt und Sprachstil angepasst. Durch die Aufteilung in verschiedene Teile begleitet der Leser die drei schrittweise auf ihrem Weg in ein unbekanntes Schicksal, wobei jeder Teil einen neuen „Wegabschnitt“ darstellt. Die Kapitel sind mal kurz und mal lang, sie geben immer die Informationen, die der Leser unbedingt erhalten möchte, werden gleichzeitig aber auch an keiner Stelle zu ausschweifend, sodass ein hohes Tempo durchweg gegeben ist und die Protagonisten ständig vor neue Herausforderungen gestellt werden.

Connor, Risa und Lev sind drei grundverschiedene Charaktere, die alle aus anderen Gründen ihrer Umwandlung entgegensehen und daher auch von verschiedenen Motivationen angetrieben werden.
Connor ist ein aufbrausender Typ, der in der Schule nur mittelmäßige Noten hat und sich häufig prügelt. Seine Eltern haben daher eine Umwandlungsverfügung unterschrieben, die er zufällig findet. Seine Flucht ist von Beginn an recht spektakulär, seine Methoden oft gewagt. Mit der Zeit muss er jedoch lernen, dass sein aufbrausendes Temperament nicht immer von Vorteil ist.

Risa hingegen ist eine begabte Musikerin. Obwohl sie viel übt und sich sehr anstrengt, kann sie jedoch noch nicht in der absoluten Spitze mitspielen. Daher beschließt das Waisenhaus, in dem sie wohnt, sie umwandeln zu lassen, da das Budget sowie der Platz im Waisenhaus begrenzt sind. Nur zufällig gelingt ihr in einem Unfallchaos die Flucht. Ihre Interaktionen mit Connor haben mir sehr gefallen. Sie ist es, die ihn zur Vernunft anhält; er ist es, der ihr zeigt, dass man auch mal etwas riskieren muss. Beide unterstützen sich in der neuen Situation und harmonieren dabei so gut, dass sie mir schnell ans Herz gewachsen sind.

Lev ist der dritte im Bunde und der Charakter, den ich mit der Zeit nachvollziehen konnte, der mir aber nur sehr langsam sympathisch wurde. Als sogenanntes Zehntopfer einer reichen Familie wurde er sein ganzes Leben auf die Umwandlung vorbereitet. Seine Flucht als Geisel von Connor und Risa ist eher unfreiwillig, daher setzt er am Anfang alles daran, die Flucht abzubrechen. Erst eine nahe stehende Person öffnet ihm die Augen, indem sie ihm zeigt, dass die Flucht eine zweite Chance für ihn bedeutet.

Das Buch konnte mich auf der ersten Seite packen und hat diese Spannung bis zur allerletzten Seite nicht verloren. Es war spannend und dramatisch, aufregend und erschreckend zugleich. Mit facettenreichen Charakteren, einem tollen Schreibstil  und einer Version der Zukunft, die erstaunlich realistisch dargestellt wird, konnte mich das Buch voll und ganz überzeugen. Wer Dystopien mag, wird von dieser begeistert sein.


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Gebundene Ausgabe: 432 Seiten
Erscheinungsdatum: 1. August 2012
Verlag: FISCHER Sauerländer
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Sonntag, 15. Juli 2012

[Rezension Hanna] Cynthia Hand - Unearthly. Dunkle Flammen


Inhalt


Die 16-jährige Clara ist ein Engelblut. Nachdem sie beginnt, Visionen zu erhalten, ist klar: Clara hat eine Aufgabe erhalten. Diese hängt offenbar mit einem Jungen zusammen, im Hintergrund sieht sie einen Waldbrand. Nachdem sie in den wiederkehrenden Visionen immer mehr Details entdeckt, wird bald klar, dass sie mit ihrer Familie nach Wyoming umziehen muss. Hier soll sie an der Erfüllung ihrer Aufgabe arbeiten und ihre Fähigkeiten trainieren. Gleichzeitig muss sie versuchen, sich an ihrer neuen Schule möglichst unauffällig zu verhalten – doch das fällt aufgrund ihrer wachsenden Fähigkeiten immer schwieriger…


Meinung

 
Das Cover zeigt ein Mädchen, vermutlich Clara, in einem Wald, der vom Feuerschein rot erleuchtet wird. Hier zeigt sich deutlich der Bezug zur Vision, die sich von der ersten Seite an durch das gesamte Buch zieht. Die verschlungene Schrift des Titels passt meiner Meinung nach ebenfalls gut zum Engelthema, sodass mir das Cover im Ganzen sehr gefällt.

Zunächst muss ich sagen: Ich habe das Buch in Rekordgeschwindigkeit gelesen. Das liegt wohl zum einen am tollen Schreibstil der Autorin, durch den die Geschichte geradezu vorbeirauscht. Zum anderen steigt die Spannung im Buch immer weiter an, je näher Clara der Erfüllung ihrer Aufgabe kommt. Der Weg bis dahin ist lang, wird aber zu keinem Zeitpunkt langweilig. Stetig gibt es neue Enthüllungen und Erkenntnisse, außerdem werden Claras Versuche, als Neue in der Schule ihren Platz zu finden und sich von ihrer Aufgabe abzulenken, humorvoll beschrieben.
Sehr interessant fand ich die Kapitelüberschriften:  Die Kapitel, welche jeweils um die 20 Seiten lang sind, beginnen stets mit einem kurzen Zitat aus dem nachfolgenden Abschnitt. Manchmal geben sie einen kleinen Hinweis auf das, was geschehen wird, oftmals werfen sie aber auch nur Rätsel auf bis zu jener Stelle im Kapitel, an dem der Satz fällt (ein Beispiel: „Ich habe den schwarzen Tod überlebt.“). 

Die Geschichte wird durchgehend aus der Sicht Claras beschrieben. Diese wird dem Leser schnell sympathisch. Allzu gut kann man nachvollziehen, wie sie zunächst geschockt ist, als sie von ihrer Bestimmung erfährt, und schließlich versucht, ihrer Mutter mehr Informationen zu entlocken. Während ihre Kraft wächst, kommt es zu einigen amüsanten Zwischenfällen, mit denen Clara auf ihre Weise ganz souverän umgeht.
Claras Freundinnen sind zwei ungleiche Charaktere, die sie in den verschiedensten Lebenslagen unterstützen. Angela und Wendy ergänzen sich gut, indem sie jeweils ihre eigenen Stärken haben, die eine gute Freundin benötigt. Während Wendy Clara in allen emotionalen Fragen zur Seite steht, ist Angela ganz die Praktische.
Wie der Klappentext schon verrät, kommt auch die Romantik in diesem Buch nicht zu kurz. Ihre Hin- und Hergerissenheit zwischen zwei Jungen war typisch Jugendbuch und stellenweise doch etwas kitschig, insgesamt waren Claras Handlungen jedoch nachvollziehbar und haben dazu beigetragen, die Spannung hoch zu halten.

Unearthly war mein erstes Buch über Engel und konnte mich positiv überraschen. Mit Humor, Spannung und Romantik werden die Versuche eines Engelbluts beschrieben, ihren Platz in der Welt zu finden. Stellenweise sind mir Parallelen zu Twilight aufgefallen, dem dieses Buch mit einer eigenständigen Geschichte jedoch in nichts nachsteht. Wer Twilight mochte, wird auch dieses Buch mögen! Ich empfehle dieses Jugendbuch daher gerne weiter und freue mich schon jetzt riesig auf den 2. Teil der Trilogie, welcher am 1. Oktober erscheint!



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Taschenbuch: 432 Seiten

Donnerstag, 12. Juli 2012

Rezension zu Petra Durst-Benning - Solang die Welt noch schläft

Dieses Buch habe ich während der Autorenlesung von Petra Durst-Benning am 19.5.2012 in Münster gekauft und signieren lassen:












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                                            Titel: Solang die Welt noch schläft
Autorin: Petra Durst-Benning
Erscheinungsdatum: 09.03.2012
Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
Verlag: List Verlag
ISBN: 9783471350577
Preis: 19,99 Euro

Das Buch „Solang die Welt noch schläft“ von der Autorin Petra Durst-Benning ist im List Verlag erschienen. Das Hardcover umfasst 496 Seiten mit 34 Kapiteln, Epilog und Anmerkungen zur Geschichte des Frauenradsports. Der Roman ist der erste Teil der Trilogie „Jahrhundertwind“ in der es um die Schicksale der drei Freundinnen Josefine, Clara und Isabelle in der Zeit um die Wende zum 20. Jahrhundert geht. In die Kapitel eingefügt sind Illustrationen aus der Welt des Radsports aus dieser Zeit. Auf Wunsch der Autorin wurden auf dem vorderen und hinteren Vorsatzblatt Zitate mit Meinungen über  das Radfahren der Frauen um 1890 eingefügt. Der Einband des Buches ist in Mai grün gehalten, ebenso wie der Papierumschlag, der jedoch auf dem Cover eine kleine Szene zeigt, bei der eine junge Frau vorsichtig um einen Baum herum schaut, eventuell auf der Suche nach Zuschauern die sie meiden möchte um mit ihrem Fahrrad, das an einem anderen Baum lehnt unbemerkt zu sehr früher Stunde zu fahren „solang die Welt noch schläft“. Denn das Radfahren war zum Ausgang der Geschichte in 1889 nicht nur für jedermann aufgrund fehlender Bremsen tollkühn, sondern speziell für Frauen unschicklich und zunächst mit Rock gefährlich, da diese sich in den Speichen verfangen konnten.
Das erste Kapitel führt den Leser zu Josefine, die aufgrund ihres Handelns in ein Frauengefängnis in Berlin in die Jugendabteilung eingewiesen wurde. Doch wie konnte es so weit kommen? Nachdem der Husten, der nach einer Brandkatastrophe an der sie beteiligt war und die auch innere Wunden bei ihr hinterlassen hat, nicht aufhören will, wird sie von einer guten, alten Freundin in den Schwarzwald zu einem Sanatorium geschickt. Dort lernt sie die Großnichte der Freundin, Lilo, kennen die ein neuartiges Fortbewegungsmittel fährt: ein Velociped. Josefine ist sofort begeistert und gemeinsam fahren die beiden jungen Mädchen Stunde um Stunde auf dem Rad ohne Erlaubnis des Besitzers und ungesehen. Nach ihrer Heilung zurück in Berlin sinnt sie darüber nach, wie sie ihrer Leidenschaft fortan weiter frönen kann. Ihr kommt die Idee ihre Freundin Isabelle aus Kindertagen aufzusuchen deren Vater ein Fahrrad besitzt. Natürlich bringt dieser zunächst kein Verständnis dafür auf, dass die beiden Mädchen mit seinem Rad fahren wollen. Doch schließlich schenkt er seiner Tochter eines zum Geburtstag. Die Begeisterung führt dazu, dass Josefine das Rad wiederholt verbotenerweise benutzt und es bei einem Unfall beschädigt. Der Unfall hat weitreichende Auswirkungen auf ihr folgendes Leben und auch das ihrer Freundinnen …
Petra Durst-Benning greift in ihrem Roman ein unverbrauchtes Thema auf. Von der ersten Seite an spannend versteht sie es, die Geschichte im flüssigen Erzählstil aufzubauen mit vielen, gut recherchierten Details zum Radsport im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts. Sie baut ein treffendes Bild der Gesellschaft und der gesellschaftlichen Unterschiede zu dieser Zeit auf. Hervorragend versteht sie es die kritische Ansicht zum Thema wiederzugeben, die den Radsport teils als unsittlich und gesundheitsgefährdend für Frauen ansah. Leider wird der Leser bemerken, dass dies nicht fiktiv ist, sondern dass die Frauen tatsächlich für ihre Gleichberechtigung in dieser Sache zu kämpfen hatten. Solch ein Kämpferherz besitzt der Charakter der Josefine, auf den sich der erste Band der Jahrhundertwindtrilogie fokussiert. Ihr werden mit Isabelle, der eleganten Tochter eines Unternehmers und Clara, der arbeitsamen Apothekerin zwei Freundinnen zur Seite gestellt, deren Geschichten zwar parallel zu Josefines beginnen, die aber erst in den Folgebändenin den Vordergrund werden. Jeder Charakter ist durchaus liebenswert, aber auch mit kleinen Macken versehen, so dass die Gunst für eine Figur beim Leser durchaus wechseln kann.
Mich hat die Geschichte sehr gut unterhalten und ich empfehle sie uneingeschränkt weiter.

Nach dem Essen in einem Münsteraner Restaurant bei einem Plausch mit Petra: