~ Inhalt ~
Nach dem frühen Tod ihrer Eltern wächst Pauline im Haushalt ihres
Onkels auf, der ihr als Arzt eine umfassende Bildung zukommen lässt. Als dieser
überraschend verstirbt und ein Cousain sein Vermögen erbt, ist Pauline auf sich
gestellt. In Bonn findet sie eine Anstellung als Gouvernante, wird jedoch gegen
ihren Willen zur Geliebten des Hausherrn und verliert nach der Entdeckung durch
seine Frau ihre Anstellung. Ohne Arbeitszeugnis und der Stadt verwiesen findet
sie in Köln zunächst nur eine Anstellung als Magd. Bald jedoch wird der
Textilfabrikant Julius Reuther auf sie aufmerksam. Er stellt sie erneut als
Gouvernante für seine Kinder ein, jedoch nicht ganz ohne Hintergedanken…
~ Meinung ~
Das Cover ist recht schlicht gehalten und passt sehr gut zur
Geschichte. Entsprechend dem Titel zeigt es den Eingang zu einem Haus, das
durch die Ausstattung mit einem Eingangstor und der auf einer Säule stehenden
Figur ein Haus der Oberschicht des 19. Jahrhunderts gut repräsentiert. Vom Haus
selbst sieht man nicht viel, durch den Bildrand abgeschnitten und vom Tor
verborgen macht es einen geheimnisvollen Eindruck. Was Pauline hier wohl
erleben wird?
Der Einstieg in die Geschichte hat mir gut gefallen. Für den Leser
beginnt die Handlung mit Paulines Eintreffen in Köln, was davor geschah erfährt
er recht schnell in Form kurzer Rückblenden. Man befindet sich daher von Anfang
an mitten in der Geschichte, welche dementsprechend schnell an Tempo gewinnt
und Pauline als Magd in den Haushalt Marius Steins, eines
Kolonialwarenhändlers, führt. Nach nur zehn Seiten beginnt Paulines erster Tag
als Magd und die Erzählung geht richtig los.
Als Magd unter der Aufsicht Ariane Steins tut sich Pauline zu Beginn
schwer. Schnell erfährt der Leser, dass es zwischen der Anstellung einer
Gouvernante und einer Magd sehr große Unterschiede gibt, nicht nur was die
Aufgaben, sondern auch was die Behandlung angeht. So muss sie in einem
Hängeboden über dem Hausflur schlafen, hat nur jeden zweiten Sonntag einen
Nachmittag frei und muss in der restlichen Zeit sämtliche anfallenden Arbeiten
erledigen. Während der Leser viele interessante Einblicke in das Leben einer
Magd im 19. Jahrhundert erhält, mausert sich Pauline bald zur vorbildlichen
Angestellten, da ihre Angst vor einem erneuten Verlust ihrer Anstellung groß
ist. Wohl fühlt sie sich bei den Steins jedoch nicht, und ihre Bildung bleibt
weitestgehend ungenutzt.
Durch einen Zufall lernt sie schließlich den verwitweten Julius Reuther
kennen, der ihr Talent erkennt und sie erneut als Gouvernante anstellt. In
seinem Haushalt kann Pauline endlich von ihrer Bildung profitieren. Wem Pauline
bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht ans Herz gewachsen ist, den wird sie
spätestens mit ihren Versuchen, Ordnung ins Hause Reuther zu bringen, ein
Schmunzeln entlocken. Ihre Erziehungsanstrengungen gegenüber Ricarda und Peter,
den Kindern des Hauses, sind interessant zu verfolgen. Auch Julius Reuther, der
sich zunächst unnahbar gibt, zeigt bald, dass sich unter seiner harten Schale
ein weicher Kern verbirgt, sodass Paulines Sympathie ihm gegenüber ebenso
allmählich wächst wie die der Leser. Gefühlvoll beschreibt Petra Schier die vorsichtige
Annäherung beider, die jedoch keine Zukunft zu haben scheint. Oder etwa doch?
~ Fazit ~
„Das Haus in der Löwengasse“ konnte mich voll überzeugen. Spannend und
gefühlvoll beschreibt Petra Schier die Ereignisse in der Löwengasse, die sich im
Verlaufe des Buches zuspitzten und mich schließlich um Paulines und Julius‘
Schicksal haben bangen lassen. Durch humorvolle Szenen und Einblicke in das
Leben der Oberschicht im 19. Jahrhundert wird die Handlung abgerundet. Ich gebe
daher eine klare Kaufempfehlung!
*Werbung* Weitere Informationen zum Buch
Taschenbuch: 352 Seiten
Verlag: rororo
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