Inhalt
Das Buch beschreibt die Geschichte einer Gruppe Japanerinnen, die in
der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit dem Schiff nach Amerika übersetzen,
um dort ihnen über eine Heiratsvermittlung angepriesene Japaner zu heiraten.
Statt wohlhabenden, attraktiven Männern erwartet die meisten jedoch harte
Feldarbeit oder der Status eines Dienstmädchens. Jede Japanerin versucht auf
ihre Weise, sich an das neue Land und die neuen Lebensumstände zu gewöhnen.
Nach dem Angriff auf Pearl Harbour und der folgenden Internierung sind sie
jedoch gezwungen, alles erneut aufzugeben.
Meinung
In leisen Tönen beschreibt Julie Otsuka eindrucksvoll das Schicksal
japanischer Einwanderinnen. Ihre Träume und Hoffnungen werden ebenso greifbar
wie die anschließende Ernüchterung und ihre Versuche, sich in dieser gänzlich
fremden Welt zu orientieren und einzurichten. Aufgeteilt ist das Buch daher
auch in verschiedene Abschnitte, die den Weg der Japanerinnen einteilen. Von
der Schiffspassage über die erste Nacht mit ihren neuen Männern, ihrer neuen
Arbeit, der ersten Schwangerschaft und dem Aufziehen der Kinder bis hin zum
Ausbruch des Krieges und der Internierung wird ihr Schicksal umfassend
beschrieben.
Ganz besonders hervor sticht der Schreibstil Otsukas. Das Buch ist aus
der Schicht einer ganzen Gruppe Japanerinnen geschrieben, die sich auf dem
Schiff auf dem Weg nach Amerika kennen lernen. Ihre Geschichte wird nicht
pauschalisiert, sondern die Verschiedenheit ihrer Wege herausgestellt, denn
auch wenn viele Schicksale sich ähneln, so hat doch jede von ihnen ihre ganz
eigene Geschichte erlebt. Viele Sätze beginnen daher mit „die meisten von uns“
oder „einige von uns“. Mit dem Satzbeginn „eine von uns“ werden aber auch
Aspekte einer individuellen Geschichte in den Vordergrund gestellt. Hier
schließt sich in Kursivzeichen auch oft ein Kommentar der Betroffenen an, der in
diesem Moment die einzelne Person für den Leser greifbar macht.
Im Anhang findet sich eine lange Liste mit Quellen, die Otsuka für ihre
Recherche verwendet hat. Dies schlägt sich im Buch wieder, es macht einen sehr
fundierten und recherchierten Eindruck. Otsuka hat versucht, nichts zu
beschönigen, nichts zu verschweigen und einen möglichst realistischen Einblick
zu schaffen. Dies ist ihr meiner Meinung nach gut gelungen.
Fazit
Insgesamt hat Otsuka mit „Wovon wir träumten“ ein beeindruckendes Werk
über das meist traurig und nachdenklich stimmende Schicksal japanischer
Einwanderinnen geschaffen, in dem aber stets ein Funken Hoffnung erhalten
bleibt. Durch ihren besonderen Schreibstil zieht sie den Leser in den Bann der
Geschichte und konnte mich voll überzeugen.
*Werbung* Weitere Informationen zum Buch
Gebundene Ausgabe: 160 Seiten
Verlag: Mareverlag
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