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Titel: TABU
Autor: Ferndinand von Schirach
Titel: TABU
Autor: Ferndinand von Schirach
Erscheinungsdatum: 11.09.2013
Verlag: Piper Verlag
Verlag: Piper Verlag
Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen
ISBN: 9783492055697
Preis: 17,99 Euro
ISBN: 9783492055697
Preis: 17,99 Euro
Ist es ein Bild von dem Mädchen, das der Protagonist des
Buchs „Tabu“ von Ferdinand von Schirach, ermordet haben soll? Könnte sie so
ausgesehen haben und sieht der Leser überhaupt nur ein Mädchen auf dem Cover
oder könnte es eine Installation sein? Der Autor führt in diesem Buch dem Leser
eine Realität vor Augen, die durch künstlerische Bearbeitung nur scheinbar ist.
Die Hauptfigur Sebastian von Eschburg wuchs in einem
Herrenhaus auf. Zwar war kaum Geld für die Erhaltung des Hauses vorhanden,
dennoch legten seine Eltern Wert auf Anstand und Etikette wie zu vergangenen
Zeiten. Da die Familie einem Internat
lange verbunden war, erhielt Sebastian dort ein Stipendium. Er ist Synästhetiker.
Unmittelbar nachdem sein Vater sich erschossen hat ist er vor Ort, dieses Bild
lässt seine Wahrnehmung förmlich explodieren. In den folgenden Jahren taucht er
im Internat in die Bücherwelt so weit ab, dass er mit den Figuren einen
Austausch beginnt, doch das fällt seiner Umwelt auf und er zieht sich in sich
selbst zurück. Nach seinem Abitur beginnt er eine Ausbildung zum Fotographen.
Das ist der Beginn einer Künstlerkarriere, bei der er lernt, dass das, was
dargestellt wird, auch eine Sinnestäuschung sein kann. Nachdem er wieder einmal
eine aufwendige Installation erarbeitet hat, gibt es einen Bruch im
Erzählablauf. Nun ändert sich die Perspektive. Sebastian wird angeklagt, eine
junge Frau ermordet zu haben. Der erfahrene Strafverteidiger Konrad Biegler
übernimmt den Fall.
Das Buch ist in vier Teile gegliedert. Die ersten drei sind
nach den Farben des Farbkreises benannt, die zusammen Weiß ergeben, dem Titel
des letzten kurzen Teils. Die ersten drei Buchteile tragen zur Darstellung des
Falls bei und ergänzen sich zu einem Schluss, der die Farbe der Unschuld trägt.
Darüber, ob Sebastian unschuldig ist, muss sich der Leser im Laufe der
Ermittlungen selbst eine Meinung bilden. Ferdinand von Schirach zeichnet die
einzelnen Szenen in kurzen Kapiteln, aber so treffend, dass für mich das
jeweils passende Bild vor Augen entstehen konnte. In seiner Arbeit als Künstler
beschäftigt er sich auch mit gesellschaftlichen Tabuthemen und durch seine
wenigen Kontakte kommt er einem Tabu scheinbar sehr nahe. Im ersten Teil
versucht der Autor, dem Leser möglichst viele Hintergrundinformationen zu seinem
Protagonisten zu geben, bevor dann Biegler und die Staatsanwaltschaft mit den
Ermittlungen beginnen. Um den Leser mit der Charaktere des schnell
gelangweilten , mürrischen, aber streng nach Gesetzeslage denkenden Strafverteidigers
bekannt zu machen, schweift der Autor meiner Meinung nach etwas weit von der
Geschichte ab. Bei der Darstellung der Verteidigung merkt man den Zeilen an,
dass Herr von Schirach hier in seinem Element ist. Der Roman lässt mich darüber
nachdenkend zurück, an wie vielen Stellen er mir eine Wirklichkeit aufgezeigt
hat, die doch erst ein künstlerischer Geist erschaffen ein. Tabu ist eine
Geschichte, wie ich sie vorher noch nie gelesen habe. Daher gebe ich gerne eine
Leseempfehlung.