☆ Inhalt ☆
Berlin, 1889: Als Tochter des Hufschmieds arbeitet Josefine in der
Schmiede ihres Vaters mit. Seit dem Tod ihres Bruders ist das Verhältnis zu
ihren Eltern jedoch mehr als schwierig. Erst als ihre Nachbarin Frieda ihr
einen Kuraufenthalt im Schwarzwald ermöglicht, lernt Josefine, das Leben wieder
zu genießen. Die Luft dort tut ihr gut, und bald entdeckt sie eine für Frauen
zu dieser Zeit ungewöhnliche, da verpönte Freizeitbeschäftigung für sich: Das
Velofahren! Zurück in Berlin trifft sich Josefine mit ihren Freundinnen Clara
und Isabelle, um im Verborgenen Veloziped zu fahren. Doch Josefines
Leidenschaft veranlasst sie zu einer folgenschweren Entscheidung…
☆ Meinung ☆
Die ersten Kapitel des Buches spielen im Jahr 1891: Josefine erlebt
ihren ersten Tag im Frauengefängnis, in dem sie die nächsten dreieinhalb Jahre
verbringen soll. Was hat Josefine verbrochen? Neugierig blickte ich mit
Josefine in die Vergangenheit zu ihrer ersten Bekanntschaft mit einem
Veloziped, heutzutage besser als Fahrrad bekannt, zurück.
Das Buch startet mit mehreren bedrückenden Ereignissen, die eine recht
düstere Atmosphäre aufkommen lassen: Das Gefängnis, ein Brand… Josefine scheint
kein beneidenswertes Leben zu führen. Umso schönes war es zu beobachten, wie
Josefine ihre Leidenschaft fürs Velofahren entdeckt. Gleichzeitig wird jedoch
auch die gesellschaftliche Reaktion auf das Velofahren der Frauen beschrieben.
Die ist eher ablehnend – für Frauen ziemt sich so etwas nicht! Doch davon
möchte Josefine wie viele andere Frauen nichts wissen. Gut konnte ich
nachvollziehen, wie sich die Fahrerinnen beim heimlichen Fahren fühlen mussten.
Josefine präsentiert sich als starker Charakter, die sich von ihrem
Ziel nicht abbringen lässt. Von den drei Freundinnen hat mir ihr Charakter in
diesem Buch am meisten gefallen. Die zweite im Bunde ist Isabelle, die sich
ebenfalls für das Velofahren begeistert. Als Tochter aus reichem Hause hat sie
einen viel besseren Zugang zu den bislang sehr teuren Velozipeden. Ihr Reichtum
lässt sie gelegentlich überheblich reagieren, dahinter verbirgt sich jedoch
eine aufrichtige Freundin. Schließlich gibt es noch Clara, die dem Velofahren
von Beginn an skeptisch gegenüber steht. Kann das ihre Freundschaft gefährden?
Nachdem Josefine aus dem Gefängnis entlassen ist, scheint sich auch für
sie allmählich alles zum Besseren zu wenden. Der Leser darf sich auf eine
kämpferische Geschichte freuen, die spannende und gefühlvolle Momente
bereithält. Auch über Isabelles und Claras Weg erfährt man so einiges, denn
auch sie müssen sich mit großen Veränderungen in ihrem Leben auseinandersetzen.
Petra Durst-Benning ist es gelungen, die Gesellschaft am Ende des 19.
Jahrhunderts lebhaft darzustellen. Sie hat verschiedenste Nebencharaktere
geschaffen, welche eine ganz unterschiedliche Haltung zum Velofahren der Frauen
vertreten und damit die verschiedenen Meinungen abbilden. Durch Gespräche über
gesellschaftliche Entwicklungen und Zeitungsartikel erhält man auch immer
wieder Informationen über globale Entwicklungen. Ebenfalls interessant sind die
technischen Hintergründe des Velofahrens, über die man dank Josefines Interesse
für mechanische Fragen so manches erfährt. Hier schweift die Autorin nicht in
trockene Details ab, sondern ermöglicht es dem Leser mit kurzen Schilderungen,
sich das Aussehen und die Funktionsweise von Velozipeden zu dieser Zeit gut
vorzustellen.
In „Solang die Welt noch schläft“ stehen die Beginne des Velofahrens im
Zentrum der Geschichte. Dieses wird spannend und gefühlvoll mit der Geschichte
drei junger, befreundeter Frauen verbunden, deren Leben nicht unterschiedlicher
sein könnte. Vor allem Josefines großer Traum ist es, mit dem Veloziped
unbehelligt auf Berlins Straßen fahren zu können. Kann sie diesen Traum wahr
werden lassen? Ich empfehle das Buch gerne weiter und freue mich schon auf den bereits veröffentlichten zweiten Teil
der Jahrhundertwind-Trilogie, „Die Champagnerkönigin“.
*Werbung* Weitere Informationen zum Buch
Gebundene Ausgabe: 496 Seiten
Erscheinungsdatum: 9. März 2012
Verlag: List HardcoverErscheinungsdatum: 9. März 2012
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