☆ Inhalt ☆
Bagdad, 794: Vom Fernhändler Isaak erfährt der Kalif Harun al Raschid,
dass König Karl in Aachen ein neues Gotteshaus errichten möchte. Daraufhin
beschließt der Kalif, Karl ein ganz besonderes Geschenk zu machen: Er schickt
seinen Baumeister Iosefos und dessen stummen Sohn Ezra nach Aachen, wo sie ihre
Kenntnisse auf der Baustelle einbringen sollen.
Aachen 795: Ezra, die aus diversen Gründen seit ihrer Geburt als Junge
auftritt, trifft mit ihrer Reisegruppe in Aachen ein. Gleich in ihrer ersten
Nacht dort träumt sie von einem imposanten Dom mit einer Kuppel aus Stein. Ihre
in Sand aufgemalten Skizzen werden von König Karl entdeckt, der diesen Dom
gebaut sehen will. Wird dieses Vorhaben gelingen?
☆ Meinung ☆
Die Geschichte beginnt kurz vor dem Entschluss des Kalifen, Iosefos und
Ezra nach Aachen zu setzen. Schon bald steht der Dombau zu Aachen im Zentrum
der Geschichte, indem der Aufbruch und die Reise relativ kurz beschrieben
werden und der Leser sich bald auf der Baustelle wiederfindet. Indem Ezra
gleich in ihrer ersten nach vom neuen Dom träumt und ihre Skizzen von Karl
entdeckt werden, rücken auch sie und ihr Vater schnell in den Mittelpunkt der
spannenden Ereignisse.
Auf faszinierende Weise wird in diesem Buch eine Möglichkeit
geschildert, wie der Dom in Aachen gebaut und zu seinem für diese Zeit
ungewöhnlichen Aussehen gekommen ist. Der Leser begleitet den Dombau dabei von
seinen Beginnen bis zur Fertigstellung und erfährt so manches Detail über das
Vorgehen beim Erbauen sowie vor welchen Hindernissen die Bauleute standen. Auch
in weitere historische Ereignisse, die indirekt mit dem Dombau zusammenhängen,
erhält der Leser Einblick, indem die Handlung zum Beispiel von den
Reiseerlebnissen Karls berichten. Insgesamt ist die Geschichte bestens historisch
recherchiert, wie auch die Zeittafel und das Glossar auf den letzten Buchseiten
zeigen.
Die Geschichte ist aus der dritten Person erzählt, wobei das Leben
Ezras immer wieder in den Fokus der Geschichte rückt. Mit ihr hat Martina
Kempff auf der von Männern dominierten Baustelle eine Frau platziert, die ihre
Weiblichkeit verborgen halten muss. Zahlreiche Gründe verhindern, dass sie sich
offenbaren kann. Das stellt vor allem für ihre Liebe zum Baumeistersohn Lucas
ein unüberwindbares Hindernis dar. Insgesamt hätte ich mir einen noch tieferen
Einblick in Ezras Gefühle und ihre Beziehung zu Lucas gewünscht, um ihr Handeln
besser nachvollziehen zu können.
„Die Gabe der Zeichnerin“ ist eine bestens recherchierte Geschichte
über eine Möglichkeit, wie der Dombau zu Aachen realisiert werden konnte. Durch
zahlreiche Zeitsprünge ist ein hohes Tempo garantiert, sodass der Leser auf 400
Seiten den Dombau von Beginn bis zum Ende mitverfolgen kann. Mit Ezra hat
Martina Kempff zudem eine interessante Persönlichkeit geschaffen, deren
Schicksal eng mit dem Dombau verbunden ist. Historisch interessierte Leser
sollten sich diese Geschichte nicht entgehen lassen!
*Werbung* Weitere Informationen zum Buch
Gebundene Ausgabe: 432 Seiten
Erscheinungsdatum: 17. September 2013
Verlag: PendoErscheinungsdatum: 17. September 2013
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