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Titel: Hab und Gier
Autorin: Ingrid Noll
Erscheinungsdatum: 29.01.2014
Verlag: Diogenes Verlag
Titel: Hab und Gier
Autorin: Ingrid Noll
Erscheinungsdatum: 29.01.2014
Verlag: Diogenes Verlag
Buchausgabe: Hardcover (Leinen) mit Schutzumschlag
ISBN: 9783257068856
Preis: 21,90 Euro
Handlungsort: Weinheim an der Bergstraße
ISBN: 9783257068856
Preis: 21,90 Euro
Handlungsort: Weinheim an der Bergstraße
Handlungszeit: Gegenwart
Misstrauen scheint die Frau im Blick zu haben, die da auf
dem mittelalterlichen Porträt zu sehen ist, welches das Cover des Romans „Hab
und Gier“ von Ingrid Noll ziert. Und wäre sie Karla Pinter, die Protagonistin
dieses Romans, dann hätte der Leser Verständnis für dieses Misstrauen, denn Karlas
Tun bleibt nicht unbemerkt und Mithilfe war nötig. So ist es nicht
verwunderlich, wenn sie nun selber angreifbar ist und daher besser ihre
Mitstreiter im Blick behält. Doch das ist erst eine Folge der Entwicklungen im
Laufe der Geschichte.
Der sterbenskranke Witwer und frühere Bibliothekar Wolfram
Kemper lädt seine ehemalige Kollegin Karla zu sich nach Hause ein. Karla ist
selbst ebenfalls Rentnerin. Sie ist früh geschieden, alleinstehend, lebt in
einer kleinen Wohnung und kann sich von ihrer bescheidenen Rente nicht mal mehr
ein eigenes Auto leisten. Sie war noch nie bei Wolfram zu Hause. Der Witwer hat
einen besonderen Grund für die ungewöhnliche Einladung. Er hat einen letzten
Wunsch in seinem Leben. Wenn Karla sich bis zum Lebensende um ihn kümmert erhält
sie die Hälfte seines Vermögens, wenn sie ihn aber auf die von ihm gewünschte
Art und zu dem von ihm gewünschten Zeitpunkt ermordet, erbt sie alles. Sicher
ein lukratives Angebot für Karla, aber ist es auch ehrenwert? Und dann hat
Wolfram auch noch einen ergänzenden Wunsch, zu der sie die sehr viel jüngere Bibliothekarin
Judith einweihen muss. Doch wie integer ist Judith, kann sie sich auf ihr
Schweigen verlassen?
Es war mir ein großes Vergnügen dieses Buch zu lesen. Die
Protagonistin Karla konnte meine Sympathien für sich gewinnen, obwohl ihr
Ansinnen und ihr Tun nicht unbedingt gesetzestreu sind. Ingrid Noll versucht
stets mit einem sarkastischen Unterton das Handeln von Karla zu erklären. Erzählt
wird die ganze Geschichte von Karla selbst, was dem Leser auch Einblicke in
deren Denken ermöglicht und es vor allem dann zum Amüsement wird, wenn Karla
zuletzt ihre Zukunft auf den Prüfstand stellt. Die Charaktere sind auch in den
Nebenrollen durchweg etwas Besonderes, sei es die neugierige Nachbarin, der Hausgehilfe
mit dubioser Vergangenheit oder die junge, forsche und entschlossene
Bibliothekarin Judith.
Ein unbescholtenes Leben führen und nicht über Leichen gehen
um an Besitz zu gelangen, das sind sicher die Grundeinstellungen fast jeden
Lesers. Doch die Autorin führt ihm vor Augen wie leicht es ist, seine Bedenken
über Bord zu werfen, wenn das Vermögen so greifbar nah gerückt ist. Dabei
skizziert sie das Dilemma von Karla mit leichter Feder, bleibt unterhaltsam und
wird nicht tiefgründig moralisierend. „Hab und Gier“ ist herrlich bitterböse
und auch irgendwie eine Geschichte wie das Leben sie schreiben könnte. Sehr gerne
gebe ich für dieses Buch eine Leseempfehlung.
Hannas Rezension zum Buch findet ihr hier: KLICK!