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Freitag, 31. Januar 2014

[Rezension] Ingrid Noll - Hab und Gier

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Titel: Hab und Gier
Autorin: Ingrid Noll
Erscheinungsdatum: 29.01.2014
Verlag: Diogenes Verlag 
Buchausgabe: Hardcover (Leinen) mit Schutzumschlag
ISBN: 9783257068856
Preis: 21,90 Euro
Handlungsort: Weinheim an der Bergstraße
Handlungszeit: Gegenwart



Misstrauen scheint die Frau im Blick zu haben, die da auf dem mittelalterlichen Porträt zu sehen ist, welches das Cover des Romans „Hab und Gier“ von Ingrid Noll ziert. Und wäre sie Karla Pinter, die Protagonistin dieses Romans, dann hätte der Leser Verständnis für dieses Misstrauen, denn Karlas Tun bleibt nicht unbemerkt und Mithilfe war nötig. So ist es nicht verwunderlich, wenn sie nun selber angreifbar ist und daher besser ihre Mitstreiter im Blick behält. Doch das ist erst eine Folge der Entwicklungen im Laufe der Geschichte.

Der sterbenskranke Witwer und frühere Bibliothekar Wolfram Kemper lädt seine ehemalige Kollegin Karla zu sich nach Hause ein. Karla ist selbst ebenfalls Rentnerin. Sie ist früh geschieden, alleinstehend, lebt in einer kleinen Wohnung und kann sich von ihrer bescheidenen Rente nicht mal mehr ein eigenes Auto leisten. Sie war noch nie bei Wolfram zu Hause. Der Witwer hat einen besonderen Grund für die ungewöhnliche Einladung. Er hat einen letzten Wunsch in seinem Leben. Wenn Karla sich bis zum Lebensende um ihn kümmert erhält sie die Hälfte seines Vermögens, wenn sie ihn aber auf die von ihm gewünschte Art und zu dem von ihm gewünschten Zeitpunkt ermordet, erbt sie alles. Sicher ein lukratives Angebot für Karla, aber ist es auch ehrenwert? Und dann hat Wolfram auch noch einen ergänzenden Wunsch, zu der sie die sehr viel jüngere Bibliothekarin Judith einweihen muss. Doch wie integer ist Judith, kann sie sich auf ihr Schweigen verlassen?

Es war mir ein großes Vergnügen dieses Buch zu lesen. Die Protagonistin Karla konnte meine Sympathien für sich gewinnen, obwohl ihr Ansinnen und ihr Tun nicht unbedingt gesetzestreu sind. Ingrid Noll versucht stets mit einem sarkastischen Unterton das Handeln von Karla zu erklären. Erzählt wird die ganze Geschichte von Karla selbst, was dem Leser auch Einblicke in deren Denken ermöglicht und es vor allem dann zum Amüsement wird, wenn Karla zuletzt ihre Zukunft auf den Prüfstand stellt. Die Charaktere sind auch in den Nebenrollen durchweg etwas Besonderes, sei es die neugierige Nachbarin, der Hausgehilfe mit dubioser Vergangenheit oder die junge, forsche und entschlossene Bibliothekarin Judith. 

Ein unbescholtenes Leben führen und nicht über Leichen gehen um an Besitz zu gelangen, das sind sicher die Grundeinstellungen fast jeden Lesers. Doch die Autorin führt ihm vor Augen wie leicht es ist, seine Bedenken über Bord zu werfen, wenn das Vermögen so greifbar nah gerückt ist. Dabei skizziert sie das Dilemma von Karla mit leichter Feder, bleibt unterhaltsam und wird nicht tiefgründig moralisierend. „Hab und Gier“ ist herrlich bitterböse und auch irgendwie eine Geschichte wie das Leben sie schreiben könnte. Sehr gerne gebe ich für dieses Buch eine Leseempfehlung. 
Hannas Rezension zum Buch findet ihr hier: KLICK!