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Dienstag, 28. Januar 2014

[Rezension] Susanne Goga - Leo Berlin

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Titel: Leo Berlin
Autorin: Susanne Goga
Erscheinungsdatum: 2005, 2. Aufl. 2012
Verlag: dtv Verlag 
Buchausgabe: Taschenbuch
ISBN: 9783423213905
Preis: 8,95 Euro, Neuauflage: 9,95 Euro
Handlungsort: Berlin
Handlungszeit: 1922



Im historischen Kriminalroman „Leo Berlin“ nimmt Susanne Goga den Leser mit ins Berlin der 1920er. Passend zu dieser Zeit wurde ein Foto in schwarz-weiß mit einem eingefärbten Element als Cover gewählt, die beiden Personen im Vordergrund tragen die für diese Zeit typische Kleidung. Gleich durch diese Buchaufmachung fühlte ich mich zurückversetzt ins Berlin von damals. Da ich schon mehrmals in Berlin war, fand ich den Vergleich der Stadt heute zu der aus der Erzählung sehr interessant. Hier war auch in den 1920ern der Dreh- und Angelpunkt der Politik, die die Autorin mit gut recherchierten Einzelheiten in den Roman hineinspielten lässt.

Erst nach einiger Zeit fügt sich der Prolog, in dem eine Gruppe Jugendlicher ihren schüchternen Freund ins Bordell für seine erstes Mal bringt, in das Bild des Romans ein. Doch zunächst lernt der Leser Leo Wechsler kennen. Er ist Kommissar in Berlin, verwitwet mit zwei Kindern, seine ältere Schwester führt ihm den Haushalt. Mit einigen Kollegen versteht er sich mehr wie mit anderen, wie es so üblich ist. Die Ermittlungsteams werden immer wieder neu zusammengestellt. Leo wird der Mordfall an dem stadtbekannten Wunderheiler Sartorius zugewiesen, der von seiner Haushälterin erschlagen aufgefunden wurde. Noch bevor sich brauchbare Hinweise auf den Täter finden, ereignet sich ein ganz anderer Mord mit dem Leo ebenfalls beauftragt wird. In ihrer winzigen Wohnung wurde eine ältliche Prostituierte erwürgt aufgefunden. Der Mörder wurde gesehen, doch die Beschreibung ist zu ungenau. Zunächst scheint es keinen Zusammenhang zwischen den Fällen zu geben, bis in Leo langsam ein Verdacht reift.

Der Krimi erfasst die gesellschaftliche Situation der damaligen Zeit und zeigt sehr gut den Kontrast zwischen den mondän lebenden Bewohnern der Stadt und den einfachen Leuten in den ärmlicheren Vierteln auf. Leo Wechsler ist ein Familienmensch, der mit den Belastungen seines Berufs im Großen und Ganzen gut zurechtkommt, jedoch hin und wieder eine Seele zum Aussprechen benötigt. Daher eckt er auch gerne einmal an. Zu Hause liegt ständig Anspannung in der Luft, da seine Schwester sich ausgenutzt fühlt. Und auch dies ist gut nachvollziehbar dargestellt. 

Deutlich werden im Buch auch die Unwägbarkeiten der Zeit durch viele Krankheiten, die lebensbedrohlich waren und dadurch auch Einfluss auf das Leben der Person und deren Umwelt nahmen. Durch kursiv gedruckte Einschübe im Text erfährt der Leser über die Handlungen, aber auch die Gedanken des Täters. So kann er besser nachvollziehen, warum dieser gemordet hat und ist den Ermittlern sogar noch einen Schritt voraus. Und zum Schluss steigert sich die anhaltende Spannung nochmals dadurch, dass sich die Frage stellt, ob der Mörder es schafft, sich seiner gerechten Strafe zu entziehen. 

„Leo Berlin“ ist ein sehr guter Kriminalroman, in dem auf klassische Art ermittelt wird, typischerweise für die damalige Zeit ohne Handy und Internet, was mir besonders gut gefällt. Daher gibt es von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung.