☆ Inhalt ☆
Die Rentnerin Karla ist äußerst überrascht, als sie von ihrem
ehemaligen Kollegen Wolfram eine Einladung zum Gabelfrühstück erhält. Nach
einigem Zögern nimmt sie an. Sie trifft Wolfram in seiner großen Villa, wo er
ihr mitteilt, an einem inoperablen Tumor zu leiden und bald sterben zu müssen.
Daher macht er ihr ein Angebot: Kümmert sie sich um ihr Grab, erhält sie ein
Viertel seines Vermögens. Pflegt sie ihn bis zum Tod, die Hälfte. Und bringt
sie ihn um, wobei er Zeitpunkt und Todesart selbst auswählen will, ist die die
Alleinerbin. Karla ist entsetzt und weiht ihre ehemalige Kollegin Judith ein.
Die scheint weniger Skrupel zu haben. Gemeinsam entwickeln sie einen Plan, der
bald zum Selbstläufer wird und ungeahnte Konsequenzen nach sich zieht…
☆ Meinung ☆
Die Geschichte beginnt ganz harmlos mit einem Gabelfrühstück zwischen
alten Kollegen. Als Witwer sucht Wolfram nach jemandem, der sich nach seinem
Tod um sein Grab kümmert – kein ungewöhnlicher Wunsch. Die Aussicht auf eine
großzügige Entlohnung lässt Karla gleich zusagen. Karla beginnt zu überlegen,
wie hoch genau wohl ihr Erbe ausfallen wird und spekuliert darüber gemeinsam
mit ihrer Freundin Judith. Bis zu diesem Zeitpunkt wirkte das Handeln der
Personen völlig alltäglich.
Wolframs ungewöhnliche Alternativangebote sind es, die den Stein
schließlich ins Rollen bringen und Karla in eine Zwickmühle bringen: Begnügt
sie sich mit der Hälfte des Vermögens? Oder wirft sie ihre Moral über Bord und
sichert sich alles? Hier beobachtete ich erstaunt die Interaktionen zwischen ihr
und ihrer ehemaligen Kollegin Judith. Diese wittert als „gute Freundin“
ebenfalls das große Geld und animiert Karla zu fragwürdigem Verhalten.
Schließlich weiht Judith auch noch ihren Ex-Freund Cord in die Pläne ein, womit
das unfreiwillige Trio komplett ist.
Was folgt, ist eine bitterböse Geschichte, in dessen Zentrum die Frage
steht, wie weit man für Geld und Besitz geht. Karla, Judith und Cord
verstricken sich bald so tief in die Geschichte, dass ein Ausstieg unmöglich
scheint. Die Konsequenzen ihrer Handlungen scheinen nicht mehr aufhaltbar zu
sein. Dabei legen die Charaktere Argumentationen an den Tag, die beim ersten
Lesen nachvollziehbar sind, bei genauerem Nachdenken aber zeigen, dass den
Charakteren jede Moral abhanden gekommen ist. In leisen Tönen wird die
Geschichte immer unglaublicher. Als Leser stellt man sich die Frage, inwiefern
man die Charaktere für die einzelnen Schritte ihres Handelns verurteilen kann –
sind sie scheinbar eine notwendige Reaktion auf die vorangehenden Ereignisse.
Ingrid Noll hat mit „Hab und Gier“ einen perfekt durchdachten Roman
verfasst. Als Leser kann man sich vom schwarzen Humor, den verdrehten
Moralvorstellungen der Charaktere und dessen Konsequenzen unterhalten lassen.
Wer will, kann sich gedanklich aber auch intensiver mit dem Material
auseinandersetzen – zahlreiche Szenen laden sicherlich zu allerlei kontroversen
Diskussionen ein. Ich kann das Buch daher uneingeschränkt weiterempfehlen!
Ingrids Rezension zum Buch findet ihr hier: KLICK!
*Werbung* Weitere Informationen zum Buch
Hardcover Leinen: 256 Seiten
Erscheinungsdatum: 29. Januar 2014
Verlag: Diogenes
Handlungsort: Weinheim an der Bergstraße
Handlungszeit: Gegenwart
Link zur Buchseite des Verlags
Handlungsort: Weinheim an der Bergstraße
Handlungszeit: Gegenwart
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