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Titel: Alice, wie Daniel sie sah
Titel: Alice, wie Daniel sie sah
Autorin: Sarah Buthler
Übersetzer: Werner Löcher-Lawrence
Erscheinungsdatum: 03.03.2014
Verlag: Droemer Verlag
Buchausgabe: Klappbroschur
Handlungsort: London/England
Handlungszeit: Gegenwart
Der zeitgenössische Roman “Alice, wie Daniel sie sah“ der
englischen Autorin Sarah Butler führt den Leser nach London. Auf dem Cover ist
eine junge Frau etwa im Alter von Alice, einem der Protagonisten des Romans, zu
sehen. Sie hat ihre Arme weit ausgebreitete und streckt sie dem Himmel entgegen
wie ein Mensch, der seine Freiheit und seine Glück in der Weite der Welt sucht
und findet. Doch die grauen Wolken am Himmel trüben das gute Gefühl, das beim
Betrachten des Bilds beim Leser aufkommt. Das Cover steht sinnbildlich für das
Leben von Alice, die gerne ferne Länder bereist und dort auch immer längere
Zeit vor Ort bleibt. Doch als sie von einer tragischen Erkrankung in der
Familie erfährt, eilt sie unmittelbar nach Erhalt der Nachricht zurück nach Hause.
Im Titel wird angesprochen, dass Daniel, Alice Vater, eine
andere Wahrnehmung wie üblich hat. Er ist Synästhetiker und nimmt Wörter in
Farben war. Für ihn ist der Name seiner Tochter eisblau wie der Buchstabe A,
denn der Anfangsbuchstabe überstrahlt den Rest des Wortes.
Schon früh hat Alice, deren Mutter schon vor langer Zeit bei
einem Unfall ums Leben gekommen ist, ihr Glück in weit entfernten Ländern gesucht.
Zu ihren Schwestern und ihrem vermeintlichen Vater hat sie keine besonders enge
Beziehung. Sie weiß nichts von dem Seitensprung ihrer Mutter. Daniel lebt schon
seit langer Zeit ohne feste Arbeit und Wohnsitz. Zwar weiß Daniel, dass Alices
Mutter ein Kind von ihm erwartete als die beiden sich trennten, aber er kennt
nicht den Wohnort von Alice. Aus allen möglichen Dingen, die er unterwegs
findet, bastelt er kleine Kunstwerke in den Farben von Alices Namen. Seit
einiger Zeit hat er Herzprobleme und so ist es ihm ein nun besonderes Anliegen intensiv
nach seiner Tochter zu suchen. Durch Zufall erfährt er ihre Adresse. Nun legt
er seine Basteleien so ab, dass Alice sie finden kann. Wird sie die Hinweise
verstehen und begreifen wer er ist?
Der Roman wird aus den ständig wechselnden Perspektiven von
Daniel und Alice selbst erzählt. Daniel richtet seine Worte direkt an Alice. Beide
schildern aber nicht nur ihre augenblicklichen Erlebnisse, sondern schauen auch
in Erinnerungen szenenweise auf Vergangenes. Vor jedem Kapitel hat Sarah Butler
zehn Dinge unter einem Thema zusammengetragen, die für Alice beziehungsweise
Daniel von Bedeutung sind gesetzt. Der Obdachlose Daniel, der rastlos unterwegs
ist ohne eine feste Arbeit anzustreben, aber mit der besonderen Gabe Buchstaben
farblich wahrzunehmen, wurde mir sympathisch. Das Leben, das er gegenwärtig
führt, erklärt sich teilweise aus seiner familiären Herkunft und den Umständen heraus.
Der Charakter Alice wirkte für mich nicht ausgereift. Obwohl sie selbst es sich
nicht erklären kann, fühlt sie schon immer einen gewissen Abstand zu den
übrigen Familienmitgliedern. Sie gibt sich die Mitschuld am Tod ihrer Mutter.
In der Darstellung bleiben für mich einige Erklärungslücken zurück, um mir ein
vollständiges Bild von Alice machen zu können. Neben dem Ungesagten innerhalb
der Familie bleibt beispielsweise auch unklar wer sich um ihre Erziehung
gekümmert hat, ihre Ausbildung oder Studium und womit sie ihren Lebensunterhalt
verdient.
Diese Erzählung ist eine unaufdringliche Geschichte. Der
Leser hofft darauf, dass Daniel und Alice sich nicht nur finden, sondern auch
mögen werden. Stellenweise ist sie melancholisch, ohne jedoch traurig zu
stimmen. Immer wieder erstaunlich und sehr gut gelungen fand ich es, welche
Dinge die Autorin Daniel zum Basteln finden lässt und mit welcher
Detailgenauigkeit sie diese und seine fantastischen Gebilde, die er daraus
zusammensetzt, beschreibt. Obwohl mich der Roman letztlich nicht ganz so wie
erhofft berühren konnte, halte ich ihn vor allem aufgrund der Idee zur
Geschichte für lesenswert und unterhaltsam.