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Montag, 28. April 2014

[Rezension Hanna] Der verbotene Fluss von Susanne Goga



☆ Inhalt ☆


Im Jahr 1890 verlässt die Gouvernante Charlotte Deutschland und tritt in England eine neue Stellung in der Nähe von London an. Im Herrenhaus Chalk Hill soll sie sich um die achtjährige Emily kümmern. Emily ist ein freundliches und aufgeschlossenes Mädchen, doch vor einigen Monaten ist ihre Mutter verstorben. Emilys Vater, ein Parlamentsabgeordneter, untersagt es jedoch, in seinem Haus über die Vorfälle zu reden. Trotz der kühlen Atmosphäre im Haus bemüht sich Charlotte, Emily zu unterrichten und Zugang zu ihr zu finden. Doch Emily wird oft von Albträumen geplagt und meint, ihre Mutter zu sehen. Charlotte möchte ihr um jeden Preis helfen, auch wenn dies bedeutet, Nachforschungen anzustellen, die in Chalk Hill nicht erwünscht sind.

☆ Meinung ☆



Der Prolog schafft eine düstere Atmosphäre und machte mich neugierig: Wer irrt da nachts barfuß durch den Wald? Das anschließende erste Kapitel verschlägt den Leser dann an einen ganz anderen Ort: Er begleitet Charlotte bei ihrer Ankunft in Dover. Schon bei der ersten Szene auf dem Schiff fand ich sie als Person interessant und freute mich darauf, in der Geschichte mehr über das zu erfahren, was in England auf sie wartet. In ihr selbst toben die verschiedensten Gefühle. Auch wenn sie ihre Entscheidung, nach England zu gehen, gut überdacht hat und sich auf ihre neue Position freut, bleibt ein Rest an Zweifel, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hat.

Bald kommt Charlotte in Chalk Hill an, dem imposanten Herrenhaus, das ihr neues Zuhause werden soll. Emily ist eine kleine Persönlichkeit, die ich gleich ins Herz geschlossen habe. Ihr Vater und das Personal wirken hingegen kühl und sind sehr auf die Etikette bedacht. Vor allem Nora, die in Charlotte eine Konkurrentin um Emilys Gunst sieht, scheint eine Herausforderung für Charlotte zu werden. Susanne Goga gelingt es mühelos, die Atmosphäre des Herrenhauses greifbar zu machen. Ich konnte dabei Charlottes Verhalten sehr gut nachvollziehen. Auf der einen Seite versucht sie, sich als Neue im Haushalt etwas zurückzuhalten, auf der anderen Seite muss sie auch klar Stellung beziehen, um ihre Prinzipen durchzusetzen.

Während Charlotte sich noch einlebt, kommt es allmählich zu unheimlichen Ereignissen. Emilys Albträume geben Rätsel auf: Was ist der Auslöser? Schlafwandelt sie, oder wer hat sonst das Fenster in ihrem Zimmer geöffnet? Warum ist sie der Meinung, mit ihrer toten Mutter reden zu können? Gemeinsam mit Charlotte grübelt der Leser über die Ursachen nach. Charlottes Nachforschungen werden durch das Verbot, über Emilys Mutter zu reden, erheblich erschwert. Trotzdem kann sie durch vorsichtiges Nachfragen allmählich das ein oder andere in Erfahrung bringen und so Hinweise sammeln, was Emilys Verhalten auslösen könnte. Sieht sie tatsächlich Geister?

Parallel zu Charlottes Geschichte lernt man den Theaterkritiker Thomas Ashdown kennen. Welche Rolle er in der Geschichte spielen wird, ist erst nicht klar, doch allmählich kristallisiert sich ein Zusammenhang zum Geschehen in Chalk Hill heraus. Eher zufällig wird er Mitglied der Society of Psychical Research und versucht herauszufinden, ob Menschen, die angeblich mit Geistern reden können, die Wahrheit sagen. Die Kapitel, die sich um ihn drehen, sind eher kurz, und so fiel es mir zunächst schwer, ihn einzuschätzen. Im Laufe der Geschichte gewinnt seine Person aber an Bedeutung und ich lernte, ihn besser zu verstehen. Ob er eine Erklärung für Emilys Verhalten finden kann?

Die Geschichte startet recht ruhig und nimmt mit der Zeit an Tempo auf. Die Situation wird immer angespannter und als Leser schwankt man zwischen der Hoffnung, dass die Lösung bald gefunden wird und der Angst, dass die Ereignisse eskalieren. Mein Interesse an der Geschichte nahm immer mehr zu und ich wollte unbedingt wissen, was denn nun hinter allem steckt. Dabei ist es Susanne Goga gelungen, mich wirklich zu überraschen, und ich beendete das Buch rundum zufrieden.

„Der verbotene Fluss“ überzeugte mich mit seinen Charakteren, einer tollen atmosphärischen Darstellung und dem großen Rätsel um Emilys Albträume. Zwischen Hoffnung und Verzweiflung schwankend begleitete ich Charlotte bei ihrer Suche nach Erklärungen und wurde so an die Geschichte gefesselt. Ich empfehle das Buch daher gerne weiter!


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Taschenbuch: 464 Seiten
Erscheinungsdatum: 13. Januar 2014
Verlag: Diana Verlag
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