Bevor ich das nachfolgende Buch erhielt, bekam ich Briefpost von der Protagonistin Anais Schwarz. Natürlich habe ich ihr über unseren Blog zurückgeschrieben! Hier findet ihr den Post dazu: KLICK!
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Titel: Klammroth
Autorin: Isa Grimm
Titel: Klammroth
Autorin: Isa Grimm
Erscheinungsdatum: 13.05.2014
Verlag: Lübbe Verlag
Rezensierte Buchausgabe: Klappbroschur
Rezensierte Buchausgabe: Klappbroschur
Handlungsort: Klammroth (fiktiv)
Handlungszeit: Gegenwart
Auf dem Cover des Romans „Klammroth“ von Isa Grimm ist im
oberen Drittel als Silhouette eine Frau zu erkennen, die aus einem Tunnel
heraustritt, aus dem eine weißglühende Feuerwolke dem Leser entgegenkommt. In
den beiden unteren Dritteln der Vorderseite sieht man Asphalt auf dem Reste von
Blut in der Körnung hängengeblieben sind. Der Buchumschlag gibt bildlich den
Prolog des Romans wieder. Denn ein furchtbares Unglück ist vor einigen Jahren im
Tunnel von Klammroth passiert. Klammroth ist ein kleiner fiktiver Ort mit Weinbergen,
an einem Fluss gelegen und früher bei Touristen beliebt. Doch seither scheint
der Ort um“klamm“ert zu sein, erstarrt in der Erinnerung an dieses Ereignis.
Anais Schwarz ist 34 Jahre und eine erfolgreiche
Thrillerautorin. In ihre Bücher nimmt sie Anspielungen auf die Geschehnisse in Klammroth auf. Sie ist eine der Überlebenden des Unglücks vor siebzehn Jahren
im Tunnel. Nach dem Unfall und dem Verheilen ihrer äußeren Verletzungen wird
sie von ihrem Vater auf ein Internat geschickt. Sie beginnt sich zu ritzen,
wird zur Borderlinerin. Nächtliche Anrufe ihres im Altenheim von Klammroths
lebenden debilen Vaters geben ihr aktuell zu denken. Als das väterliche Haus
niederbrennt und ihre Stiefmutter Theodora dabei ums Leben kommt, macht sie
sich mit ihrer 14jährigen Tochter Lily, die ansonsten bei ihrem Exmann in
London lebt, zum Ort ihrer Kindheit auf. Vor der Reise hat sie begonnen, die
Einnahme ihrer ärztlich verordneten Medikamente zu reduzieren, damit sie mit
Lily einen Umgang pflegen kann, der nicht von deren Nebenwirkungen beeinflusst
wird. Theodora hat als Ärztin vor Ort erfolgreich eine Klinik zur Behandlung
von Schmerzen, vor allem denen der Unfallopfer, aufgebaut. Die wirren Anrufe
ihres Vater, der Brand des Hauses mit dem Tod von Theodora – Anais fühlt
unterschwellig, dass sich etwas bisher Unerklärliches ereignet hat in
Klammroth. Doch sie weiß nicht, wem von den Menschen vor Ort sie vertrauen
kann. Ihr Wahrnehmungsvermögen scheint ihr zudem einen Streich zu spielen. Und
dann stellt sie fest, dass der Unfall vor siebzehn Jahren nicht der erste größeren
Ausmaßes im Tunnel war …
Bei dem Unglück im Tunnel vor 17 Jahren sind mehrere Busse
ineinander gefahren, in denen Kinder saßen, die sich auf einen Ausflug freuten.
Die Busse gingen in Flammen auf. Viele sind gestorben, die übrigen tragen
Brandnarben so wie Anais. Als sie zurück in den Ort kommt, begegnen ihr
entstellte Gesichter, die sie vorwurfsvoll ansehen. Letztlich ist sie sehr
froh, dass ihre Tochter sie begleitet. Der Beginn des Romans, begleitet von einem
Rückblick auf die Performance, die Anais in Amsterdam zu ihrem neu erschienen
Buch veranstaltet, ist noch eher nüchtern und beschreibend. Nur kurz blitzen
einige Szenen auf, die für ein kurzes Gruseln beim Leser sorgen. Gleichzeitig
lernt der Leser Anais als Person kennen, die durch Aufmerksamkeit zu
provozieren weiß.
Mit der Ankunft von Anais in Klammroth beginnt ein latentes
Gefühl des Ungesagten, Unbekannten, dass auch die Protagonistin für sich
verzeichnet und nicht zuordnen kann. Es ruft ein Unbehagen bei ihr und beim
Leser hervor. Gespräche mit zweier ihrer früheren Klassenkameraden vertiefen
dieses Gefühl. Sie geht ihren Vermutungen nach und gerät immer mehr in eine
Spirale des Schmerzes. Es sind Schmerzen, die nicht nur durch ihre physischen
Wunden verursacht werden.
Fast ununterbrochen regnet es in Klammroth, der Fluss
schwillt an und droht die Zufahrtsstraße zum Ort zu überfluten. Die Vorstellung
der ständigen Nässe im ganzen Ort verstärkte bei mir die dunklen Ahnungen und
die eher düstere Stimmung. „Klammroth“ wartet zwar auch mit horrenden Szenen
auf, was den Leser aber noch mehr verstört ist die Person der Anais. Sie fühlt
die ihr zugewiesene Schuld der Überlebenden des Unglücks körperlich, weiß sie jedoch
nicht einzuordnen. Erst mit und mit offenbart sich dem Leser die ganze Tragödie
und bis zum Ende bleibt die Schuldfrage offen. Die Spannungskurve bleibt aber
auch deshalb hoch, weil sehr lange offenbleibt, wer das Haus vom Vater von
Anais angezündet hat und warum Theodora sterben musste. Zur Fallaufklärung
werden fantastische Elemente eingebunden.
Aus dem ruhigen Anfang wird ein blutiges unerwartetes Ende
mit Schrecken. Mich hat Klammroth sehr gut unterhalten und mir manchen Schauer
über den Rücken gejagt.