*Werbung*
Titel: Der Medicus von Heidelberg
Autor: Wolf Serno
Erscheinungsdatum: 03.03.2014
Verlag: Knaur Verlag
Rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
Titel: Der Medicus von Heidelberg
Autor: Wolf Serno
Erscheinungsdatum: 03.03.2014
Verlag: Knaur Verlag
Rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
(Haupt-) Handlungsort: Siegershausen und Basel (Schweiz), Erfurt, Heidelberg
Handlungszeit: 1500 bis 1507
„Der Medicus von Heidelberg“ von Wolf Serno entführt den
Leser in die Welt des Jahres 1500. Eine schwarz-weiß Lithografie der Stadt
Heidelberg ziert das Cover, ein Heilkraut mit blauen Blüten bietet einen
farblichen Kontrast dazu. Beides untermalt den Titel und lässt den Leser
wissen, dass es sich um einen historischen Roman handelt, auch wenn dies nicht auf
dem Umschlag aufgedruckt ist. Das Buch untergliedert sich in die drei größeren
Abschnitte „Der Magister“, „Der Studiosus“ und „Der Medicus“. Jeder Teil
beinhaltet einen wichtigen Lebensabschnitt des Lukas Nufer aus Siegershausen im
schweizerischen Kanton Thurgau, dem Protagonisten der Erzählung.
Lukas ist 14 Jahre alt im Jahr 1500. Seine Stiefmutter
bekommt ein Kind, doch dieses hat sich nicht in die normale Geburtsposition
gedreht. Lukas‘ Vater ist Kaponenmacher. Nachdem er um den Tod seiner Frau
fürchtet, beschließt er sein blitzsauberes Werkzeug zu einer Schnittentbindung
einzusetzen. Es ist der erste historisch verbürgte Kaiserschnitt! Die
Geschehnisse, bei denen Lukas seinem Vater assistiert, geben letztlich den
Ausschlag dafür, dass er Medicus werden möchte. Doch als Rüstzeug dazu ist
zuerst einmal ein Studium der Künste notwendig. So geht Lukas nach Basel um
dort vier Jahre zu studieren und seinen Magistertitel zu erhalten. Auf
Empfehlung seines Professors macht er sich auf den gefahrvollen Weg nach Erfurt
zum Studium der Medizin. Auf der Kutschfahrt entlang des Rheins Richtung Norden
lernt er bei einem räuberischen Überfall Odilie kennen, die Tochter des
Kürfürsten von der Pfalz, in die er sich verliebt. Er verspricht, sie zum
väterlichen Schloss nach Heidelberg zu bringen, bevor er seine Reise nach
Erfurt fortsetzt. Doch nicht nur hierbei, sondern auch in Erfurt und später
wieder in Heidelberg gerät er in bedrohliche Situationen durch weitere
Anschläge auf sein Leben oder Krankheiten, deren Heilungsmöglichkeiten damals
beschränkt waren.
Die gesamte Geschichte ist in der Ich-Form aus Sicht von
Lukas geschrieben. So bleibt der Leser stets an dessen Seite und teilt Freud‘
und Leid mit ihm. Die erste erfolgreich verlaufende und niedergeschriebene
Schnittentbindung in der Geschichte der Medizin ist der Ausgangspunkt für die
vorliegende Erzählung. Die Details dazu hat Wolf Serno akribisch recherchiert.
Und nicht nur darüber, im Laufe des Romans beschreibt der Autor einige Methoden
der damaligen Heilkunst, bei denen die Aufgaben unter verschiedenen Berufen
aufgeteilt waren. Aber auch über das Gebiet der Heilkräuterkunde ist einiges zu
erfahren. Bis heute werden die Kräuter entsprechend eingesetzt. Manch bekannter
Name historischer Persönlichkeiten fällt denn auch in diesem Zusammenhang wie
beispielsweise der der Hildegard von Bingen. Auch im Roman selbst spielen
einige Personen mit, die tatsächlich gelebt haben, allen voran Martin Luther
dem Lukas fiktiv in Erfurt begegnet ist und den er zu seinen Freunden zählte. Gerade
im mittleren Teil stockt die Geschichte jedoch und kommt aufgrund der etwas
langatmigeren Erläuterungen zu medizinischen Details nicht recht voran. Wer
aber Interesse an der damaligen Ausführung von Medizin hat, wird hier bestens
bedient.
Lukas ist ein großer Sympathieträger, dem man zunächst die hochnäsige
Odilie nicht an seiner Seite wünscht. Doch sie ändert ihr Verhalten und nun
hofft auch der Leser auf eine gemeinsame Zukunft der beiden. Lukas immer zur
Seite steht Schnapp, ein junger Hund den er in den Trümmern von Basel findet
und in seine Obhut nimmt. Nicht nur daran, sondern auch im Verhalten zu seinen
Freunden, erkennt der Leser sein großmütiges Wesen, das ihn manches Mal eigene
Restriktionen in Kauf nehmen lässt.
Insgesamt gesehen ist der Roman von großem Unterhaltenswert
und weiß den Leser von Beginn an, wohl auch durch den guten, flüssig zu
lesenden Sprachstil, mit entsprechenden Beschreibungen in die damalige Zeit
hineinzuversetzen. Bis auf den bereits oben kritisierten Mittelteil und das
unerwartet kurze, aber die Vermutung auf eine Fortsetzung gebende Ende, hat mir
die Geschichte gut gefallen.