☆ Inhalt ☆
Melanie lebt in Berlin und arbeitet als Modefotografin. Sie ist gerade
von einem Fotoshooting aus dem Vietnam zurückgekehrt, da erreicht sie eine
schockierende Nachricht: Ihr Verlobter Robert hatte einen Autounfall und liegt
im Koma. Damit bricht für sie eine Welt zusammen. Auch drei Monate später hat
sich an seinem Zustand nichts geändert und Melanie ist am Ende ihrer Kräfte. Um
zur Ruhe zu kommen, besucht sie ihre Großmütter, die in der Nähe von Berlin ein
Modemuseum betreiben. Als Melanie auf dem Dachboden der beiden Kleider und
Fotos aus der Vergangenheit ihrer Urgroßmutter Hanna findet, beginnt diese, aus
ihrem Leben zu erzählen: Von ihrer Kindheit in Saigon, ihrer Jugend in Hamburg
und Berlin und ihrem Aufbruch nach Paris, wo sie schließlich Bekanntheit als
Hutmacherkönigin erlangen soll…
☆ Meinung ☆
Das Buch beginnt mit dem Schicksalsschlag für Melanie, der gleich zu
Beginn eine sehr bedrückende Atmosphäre aufkommen lässt. Gut kann man
nachvollziehen, wie schrecklich Melanie sich fühlen muss, als auch nach drei
Monaten keine Veränderung in Roberts Zustand aufgetreten ist. Dies alles wird
innerhalb weniger Seiten beschrieben, und schon bald macht sich Melanie auf den
Weg zu ihren Großmüttern. Durch die veränderte Umgebung kommt sie langsam zur
Ruhe. Als Leser war es schön, zu beobachten, welche Veränderung in Melanie
vorgeht und wie sie langsam wieder an Kraft gewinnt. Auch der Schauplatz der
Handlung, die Villa und das Modemuseum, war atmosphärisch gesehen eine gute
Wahl.
Bald findet Melanie eine Kurzgeschichte, die ihre Urgroßmutter Hanna
verfasst hat und die der Auftakt zu den Rückblicken in die Vergangenheit ist.
Hannas Geschichte soll Melanie dazu bringen, wenigstens für einen Moment nicht
an ihre eigenen Probleme denken zu müssen und aus der Geschichte aus etwas für
ihre derzeitige Situation mitzunehmen. Hannas Schilderungen ihres Lebens in
Vietnam waren exotisch und faszinierend, vor meinem inneren Auge wurde Saigon
lebendig. Hannas Freundschaft zu Thanh ist ein wunderschönes Beispiel für die
vorurteilsfreie Neugier von Kindern, die bald zu einer tiefen Verbundenheit zwischen
den beiden führt.
Hanna erzählt ihre Geschichte immer in längeren Abschnitten, zwischen
denen die Geschichte in die Gegenwart zurückkehrt. Dort merkt man als Leser,
wie Melanie immer entspannter wird, auch wenn es immer wieder zu Reibereien mit
ihrer Schwiegermutter in spe kommt. Ansonsten passiert in der Gegenwart leider
recht wenig, was ich schade fand. Die Szenen in der Gegenwart werden zunehmend
zu kurzen Überbrückungen von Hannas Erzählpausen. Von Hannas Großmutter Marie
liest man wenig, ebenso vom Gärtner Thomas, der erst mit eigener, schwieriger
Vergangenheit eingeführt wird und dann lange Zeit in Vergessenheit gerät.
Aufgrund der immer kürzeren Szenen in der Gegenwart tauchte ich immer
tiefer in die Vergangenheit ein. Hanna verschlägt es bald nach Deutschland, wo
sie eine schwere Zeit durchleben muss. Corina Bomann schafft hier das Porträt
einer starken Frau, die ihre Träume verwirklichen möchte. Umso unverständlicher
war vor diesem Hintergrund eine entscheidende Wendung in der Geschichte für
mich. Zudem funktioniert die Geschichte auch nur dank mehrerer sehr großer
Zufälle, sowohl solche der erfreulichen als auch der tragischen Art. Nichtsdestotrotz
konnte Hannas Erzählung mich unterhalten.
Zum Ende hin nimmt das Tempo der ganzen Geschichte stark zu. Die
letzten unbekannten Puzzleteile aus Hannas Leben werden im Schnelldurchlauf
erzählt, und auch in der Gegenwart wird nur noch das Wichtigste berichtet. Waren
mit einige Szenen im Mittelteil zu ausführlich, hätte ich mir gewünscht, dass
Corina Bomann die Geschichte auch etwas ausführlicher hätte ausklingen lassen.
„Die Jasminschwestern“ blickt in die Vergangenheit auf die Geschichte Hannas,
die um die Verwirklichung ihrer Träume kämpfen musste. In der Gegenwart schöpft
Melanie aus Hannas Geschichte Kraft zur Bewältigung ihrer eigenen, schwierigen
Situation. Trotz verschiedener Kritikpunkte habe ich mit dem Buch unterhaltsame
Lesestunden verbracht, weshalb ich 3,5 Sterne vergebe.
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Taschenbuch: 528 Seiten
Erscheinungsdatum: 9. Mai 2014
Verlag: Ullstein TaschenbuchErscheinungsdatum: 9. Mai 2014
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