Samstag, 10. Mai 2014

[Rezension Hanna] Die Jasminschwestern von Corina Bomann



☆ Inhalt ☆


Melanie lebt in Berlin und arbeitet als Modefotografin. Sie ist gerade von einem Fotoshooting aus dem Vietnam zurückgekehrt, da erreicht sie eine schockierende Nachricht: Ihr Verlobter Robert hatte einen Autounfall und liegt im Koma. Damit bricht für sie eine Welt zusammen. Auch drei Monate später hat sich an seinem Zustand nichts geändert und Melanie ist am Ende ihrer Kräfte. Um zur Ruhe zu kommen, besucht sie ihre Großmütter, die in der Nähe von Berlin ein Modemuseum betreiben. Als Melanie auf dem Dachboden der beiden Kleider und Fotos aus der Vergangenheit ihrer Urgroßmutter Hanna findet, beginnt diese, aus ihrem Leben zu erzählen: Von ihrer Kindheit in Saigon, ihrer Jugend in Hamburg und Berlin und ihrem Aufbruch nach Paris, wo sie schließlich Bekanntheit als Hutmacherkönigin erlangen soll…

☆ Meinung ☆


Das Buch beginnt mit dem Schicksalsschlag für Melanie, der gleich zu Beginn eine sehr bedrückende Atmosphäre aufkommen lässt. Gut kann man nachvollziehen, wie schrecklich Melanie sich fühlen muss, als auch nach drei Monaten keine Veränderung in Roberts Zustand aufgetreten ist. Dies alles wird innerhalb weniger Seiten beschrieben, und schon bald macht sich Melanie auf den Weg zu ihren Großmüttern. Durch die veränderte Umgebung kommt sie langsam zur Ruhe. Als Leser war es schön, zu beobachten, welche Veränderung in Melanie vorgeht und wie sie langsam wieder an Kraft gewinnt. Auch der Schauplatz der Handlung, die Villa und das Modemuseum, war atmosphärisch gesehen eine gute Wahl.

Bald findet Melanie eine Kurzgeschichte, die ihre Urgroßmutter Hanna verfasst hat und die der Auftakt zu den Rückblicken in die Vergangenheit ist. Hannas Geschichte soll Melanie dazu bringen, wenigstens für einen Moment nicht an ihre eigenen Probleme denken zu müssen und aus der Geschichte aus etwas für ihre derzeitige Situation mitzunehmen. Hannas Schilderungen ihres Lebens in Vietnam waren exotisch und faszinierend, vor meinem inneren Auge wurde Saigon lebendig. Hannas Freundschaft zu Thanh ist ein wunderschönes Beispiel für die vorurteilsfreie Neugier von Kindern, die bald zu einer tiefen Verbundenheit zwischen den beiden führt.

Hanna erzählt ihre Geschichte immer in längeren Abschnitten, zwischen denen die Geschichte in die Gegenwart zurückkehrt. Dort merkt man als Leser, wie Melanie immer entspannter wird, auch wenn es immer wieder zu Reibereien mit ihrer Schwiegermutter in spe kommt. Ansonsten passiert in der Gegenwart leider recht wenig, was ich schade fand. Die Szenen in der Gegenwart werden zunehmend zu kurzen Überbrückungen von Hannas Erzählpausen. Von Hannas Großmutter Marie liest man wenig, ebenso vom Gärtner Thomas, der erst mit eigener, schwieriger Vergangenheit eingeführt wird und dann lange Zeit in Vergessenheit gerät.

Aufgrund der immer kürzeren Szenen in der Gegenwart tauchte ich immer tiefer in die Vergangenheit ein. Hanna verschlägt es bald nach Deutschland, wo sie eine schwere Zeit durchleben muss. Corina Bomann schafft hier das Porträt einer starken Frau, die ihre Träume verwirklichen möchte. Umso unverständlicher war vor diesem Hintergrund eine entscheidende Wendung in der Geschichte für mich. Zudem funktioniert die Geschichte auch nur dank mehrerer sehr großer Zufälle, sowohl solche der erfreulichen als auch der tragischen Art. Nichtsdestotrotz konnte Hannas Erzählung mich unterhalten.

Zum Ende hin nimmt das Tempo der ganzen Geschichte stark zu. Die letzten unbekannten Puzzleteile aus Hannas Leben werden im Schnelldurchlauf erzählt, und auch in der Gegenwart wird nur noch das Wichtigste berichtet. Waren mit einige Szenen im Mittelteil zu ausführlich, hätte ich mir gewünscht, dass Corina Bomann die Geschichte auch etwas ausführlicher hätte ausklingen lassen.

„Die Jasminschwestern“ blickt in die Vergangenheit auf die Geschichte Hannas, die um die Verwirklichung ihrer Träume kämpfen musste. In der Gegenwart schöpft Melanie aus Hannas Geschichte Kraft zur Bewältigung ihrer eigenen, schwierigen Situation. Trotz verschiedener Kritikpunkte habe ich mit dem Buch unterhaltsame Lesestunden verbracht, weshalb ich 3,5 Sterne vergebe.


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Taschenbuch: 528 Seiten
Erscheinungsdatum: 9. Mai 2014
Verlag: Ullstein Taschenbuch
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