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Titel: Sommer der WahrheitAutorin: Nele Löwenberg
Erscheinungsdatum: 16.06.2014
Verlag: Ullstein Verlag
rezensierte Ausgabe: broschiert mit Klappen
Handlungsort: Nebraska/USA
Handlungszeit: 1994-1996
Ein abgelegenes Haus, wie auf dem Buchcover, ist der ideale
Treffpunkt für die 14-jährige Sheridan Grant um sich dort mit ihrem ersten
Liebhaber zu treffen. Doch dunkle Wolken ziehen am Himmel auf, symbolisch
stehen sie für die auf die Affäre folgende Zeit , die Sheridan in diesem Roman
von Nele Löwenberg, dem Pseudonym der Autorin Nele Neuhaus, erlebt. Die Sommer
der Wahrheit verbringt das junge adoptierte Mädchen auf der Suche nach ihrer
tatsächlichen Herkunft.
Sheridan wohnt in der Nähe eines kleinen Dorfs in Nebraska
auf der Farm ihrer Adoptiveltern Vernon und Rachel Grant zusammen mit vier
älteren Brüdern. Man hat ihr erzählt, dass ihre leiblichen Eltern bei einem
Unfall ums Leben gekommen sind als sie drei Jahre alt war. Im Sommer 1994 Vernon
bewirtschaftet eine große Farm. Die Familie ist sehr gläubig, vor allem Rachel
ist aktiv in der Gemeinde. Sheridan trifft sich im Sommer 1994 mit Freunden in einer
einsturzgefährdeten alten Getreidemühle. Doch von ihren Eltern ist sie gebeten
worden, keinen weiteren Umgang mehr mit diesem als "Pack" angesehenen
Jugendlichen zu haben. Eines Tages erscheint Polizei während eines Treffens an
der Mühle und die Jugendlichen werden festgenommen. Von ihren Eltern hat
Sheridan kein Verständnis zu erwarten, sondern wird mit einer Strafe. Dies ist
der Beginn eines jugendlichen Aufbegehrens und der Suche nach Liebe außerhalb
vom Elternhaus.
Aus Büchern der Bibliothek ihres Vaters, die sie heimlich
liest, erfährt sie mehr über die Beziehung zwischen Mann und Frau und wünscht
sich sehnlich eigene Erfahrung. In den Farmarbeiter Danny ist sie zwar nicht
verliebt, spürt aber eine Anziehungskraft zu ihm und so hat sie mit ihm ihre
erste sexuelle Erfahrung. Doch dabei soll es nicht bleiben, denn in den
folgenden zwei Jahren spielt sie ihr Spiel um die Liebe mit weiteren Männern
ihres Umkreises. Während dieser Zeit findet sie durch Zufall und Neugier ihre
Adoptionspapiere. Ungläubig liest sie, dass die bisherige Erklärung ihrer
Abstammung Lüge ist. Ohne das Wissen ihrer Eltern beginnt sie mit der Suche
nach dem Geheimnis ihrer Geburt.
Laut dem Text der inneren Klappe des Buches ist „Sommer der
Wahrheit“ ein Unterhaltungsroman für Erwachsene. Dem wird das Buch durchaus
gerecht – nicht mehr und nicht weniger. Unterhalten habe ich mich gefühlt,
leider konnte mich der Roman jedoch nicht mitreißen. Das Erwachen der
Sexualität von Sheridan ist im Prinzip so dargestellt, wie es bei einem jungen
Mädchen sein könnte, aber sie verliebt sich einfach zu oft, was ich nicht nur
unglaubwürdig, sondern vor allem langweilig fand. Keiner der Charaktere war mir
sympathisch. Obwohl der Vater eher als Opfer der Schimpfattacken seiner Frau
dargestellt wurde, schaute er meiner Meinung nach doch viel zu lange weg, denn
Sheridan hatte sich ihm och anvertraut und so hätte doch seine Aufmerksamkeit
geweckt sein müssen. Auch per Telefon war scheinbar kein ständiger Kontakt zwischen
Vater und Tochter möglich, obwohl zu der Zeit sogar schon Handys in Gebrauch
waren und wohl auch an abgelegenen Stellen auf der Farm benutzt werden konnten,
wie sich später beim Gebrauch durch den Reverend zeigt. Hätte Sheridan selbst
ein Handy gehabt, hätte sie sich besser schützen können. Überhaupt scheint es
mir wenig logisch zu sein, dass die Farm einerseits maschinell hoch aufgerüstet
ist, aber über kein Internet verfügt.
Der Roman wurde in Ich-Form aus der Sicht von Sheridan
geschrieben. Hier hat die Autorin Potential verschenkt, denn eine weitere
innere Auseinandersetzung mit den einzelnen Geschehnissen, ein Für- und-Wider
fand nur unzureichend statt. Dazu hatte ich mehr erwartet. Für das beschriebene
Alter ist Sheridan meiner Meinung nach zu naiv und unvorsichtig in Sachen
Liebe. Es ist doch unfassbar, dass Jugendliche mit 14 Jahren nicht umfassend in
der Schule aufgeklärt wurden, so wie das in Deutschland schon Mitte der 1970er
üblich war. Auch scheint Sheridan wirklich jeder Mann, dem sie große Augen
macht, zu verfallen. Vor allem bei älteren Männern wirkt dies unrealistisch.
Obwohl ihre Eltern ihr Leben stark reglementieren scheinen beide ausgerechnet
nichts von ihren Affären mitzubekommen. Das fand ich seltsam. Die plötzlichen
Wendungen zum Ende der Story haben meine Erwartungshaltung enttäuscht und
wurden offensichtlich nur für eine eventuelle Fortsetzung eingefügt.
Wie bereits erwähnt, fand ich den Roman unterhaltsam
aufgrund der netten Geschichte im fernen Nebraska, aber nicht begeisternd. Eine
Fortsetzung würde ich nicht mehr lesen. Dafür gibt es von mir knappe drei
Sterne.