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Samstag, 28. Juni 2014

[Rezension] Nele Löwenberg - Sommer der Wahrheit



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Titel: Sommer der Wahrheit
Autorin: Nele Löwenberg
Erscheinungsdatum: 16.06.2014
Verlag: Ullstein Verlag
rezensierte Ausgabe: broschiert mit Klappen
Handlungsort: Nebraska/USA
Handlungszeit: 1994-1996



Ein abgelegenes Haus, wie auf dem Buchcover, ist der ideale Treffpunkt für die 14-jährige Sheridan Grant um sich dort mit ihrem ersten Liebhaber zu treffen. Doch dunkle Wolken ziehen am Himmel auf, symbolisch stehen sie für die auf die Affäre folgende Zeit , die Sheridan in diesem Roman von Nele Löwenberg, dem Pseudonym der Autorin Nele Neuhaus, erlebt. Die Sommer der Wahrheit verbringt das junge adoptierte Mädchen auf der Suche nach ihrer tatsächlichen Herkunft.


Sheridan wohnt in der Nähe eines kleinen Dorfs in Nebraska auf der Farm ihrer Adoptiveltern Vernon und Rachel Grant zusammen mit vier älteren Brüdern. Man hat ihr erzählt, dass ihre leiblichen Eltern bei einem Unfall ums Leben gekommen sind als sie drei Jahre alt war. Im Sommer 1994 Vernon bewirtschaftet eine große Farm. Die Familie ist sehr gläubig, vor allem Rachel ist aktiv in der Gemeinde. Sheridan trifft sich im Sommer 1994 mit Freunden in einer einsturzgefährdeten alten Getreidemühle. Doch von ihren Eltern ist sie gebeten worden, keinen weiteren Umgang mehr mit diesem als "Pack" angesehenen Jugendlichen zu haben. Eines Tages erscheint Polizei während eines Treffens an der Mühle und die Jugendlichen werden festgenommen. Von ihren Eltern hat Sheridan kein Verständnis zu erwarten, sondern wird mit einer Strafe. Dies ist der Beginn eines jugendlichen Aufbegehrens und der Suche nach Liebe außerhalb vom Elternhaus. 


Aus Büchern der Bibliothek ihres Vaters, die sie heimlich liest, erfährt sie mehr über die Beziehung zwischen Mann und Frau und wünscht sich sehnlich eigene Erfahrung. In den Farmarbeiter Danny ist sie zwar nicht verliebt, spürt aber eine Anziehungskraft zu ihm und so hat sie mit ihm ihre erste sexuelle Erfahrung. Doch dabei soll es nicht bleiben, denn in den folgenden zwei Jahren spielt sie ihr Spiel um die Liebe mit weiteren Männern ihres Umkreises. Während dieser Zeit findet sie durch Zufall und Neugier ihre Adoptionspapiere. Ungläubig liest sie, dass die bisherige Erklärung ihrer Abstammung Lüge ist. Ohne das Wissen ihrer Eltern beginnt sie mit der Suche nach dem Geheimnis ihrer Geburt.


Laut dem Text der inneren Klappe des Buches ist „Sommer der Wahrheit“ ein Unterhaltungsroman für Erwachsene. Dem wird das Buch durchaus gerecht – nicht mehr und nicht weniger. Unterhalten habe ich mich gefühlt, leider konnte mich der Roman jedoch nicht mitreißen. Das Erwachen der Sexualität von Sheridan ist im Prinzip so dargestellt, wie es bei einem jungen Mädchen sein könnte, aber sie verliebt sich einfach zu oft, was ich nicht nur unglaubwürdig, sondern vor allem langweilig fand. Keiner der Charaktere war mir sympathisch. Obwohl der Vater eher als Opfer der Schimpfattacken seiner Frau dargestellt wurde, schaute er meiner Meinung nach doch viel zu lange weg, denn Sheridan hatte sich ihm och anvertraut und so hätte doch seine Aufmerksamkeit geweckt sein müssen. Auch per Telefon war scheinbar kein ständiger Kontakt zwischen Vater und Tochter möglich, obwohl zu der Zeit sogar schon Handys in Gebrauch waren und wohl auch an abgelegenen Stellen auf der Farm benutzt werden konnten, wie sich später beim Gebrauch durch den Reverend zeigt. Hätte Sheridan selbst ein Handy gehabt, hätte sie sich besser schützen können. Überhaupt scheint es mir wenig logisch zu sein, dass die Farm einerseits maschinell hoch aufgerüstet ist, aber über kein Internet verfügt. 
 

Der Roman wurde in Ich-Form aus der Sicht von Sheridan geschrieben. Hier hat die Autorin Potential verschenkt, denn eine weitere innere Auseinandersetzung mit den einzelnen Geschehnissen, ein Für- und-Wider fand nur unzureichend statt. Dazu hatte ich mehr erwartet. Für das beschriebene Alter ist Sheridan meiner Meinung nach zu naiv und unvorsichtig in Sachen Liebe. Es ist doch unfassbar, dass Jugendliche mit 14 Jahren nicht umfassend in der Schule aufgeklärt wurden, so wie das in Deutschland schon Mitte der 1970er üblich war. Auch scheint Sheridan wirklich jeder Mann, dem sie große Augen macht, zu verfallen. Vor allem bei älteren Männern wirkt dies unrealistisch. Obwohl ihre Eltern ihr Leben stark reglementieren scheinen beide ausgerechnet nichts von ihren Affären mitzubekommen. Das fand ich seltsam. Die plötzlichen Wendungen zum Ende der Story haben meine Erwartungshaltung enttäuscht und wurden offensichtlich nur für eine eventuelle Fortsetzung eingefügt. 


Wie bereits erwähnt, fand ich den Roman unterhaltsam aufgrund der netten Geschichte im fernen Nebraska, aber nicht begeisternd. Eine Fortsetzung würde ich nicht mehr lesen. Dafür gibt es von mir knappe drei Sterne.