Titel: Das Rosie-Projekt
Autor: Graeme Simsion
Übersetzerin: Annette Hahn
Erscheinungsdatum: 23.12.2013
Verlag: Krüger Verlag
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
Handlungsort: Melbourne/Australien
Handlungszeit: Gegenwart
„Das Rosie-Projekt“ von Graeme Simsion ist ein Liebesroman
der ganz besonderen Art. Der 39-jährige kühl rational denkende Genetiker Don
Tillmanns, der stets mit seinem Fahrrad zur Arbeit an der Universität von
Melbourne/Australien fährt, ist auf der Suche nach einer geeigneten Ehefrau.
Die Zahl seiner Freunde kann er an einer Hand abzählen. Einer davon ist sein früherer
Vorgesetzter, der Psychologieprofessor Gene, der ihn bei seiner Suche
unterstützt. Vor allem der Zeitfaktor, den Don für seine Suche aufwenden muss,
ist ihm ein Dorn im Auge und so beschließt er, von vornherein eine Auswahl zu
treffen, indem er einen Fragebogen mit Charaktereigenschaften zusammenstellt,
den er beliebigen Frauen, auf die er mehr oder weniger zufällig trifft, zur
Beantwortung aushändigt. Er bittet Gene ihm bei der Auswertung zu helfen.
Wenig
später betritt Rosie sein Büro an der Universität. Davon ausgehend, dass Gene
ihm da eine potentielle Partnerin geschickt hat, die in möglichst vielen
Merkmalen eine Übereinstimmung mit seinen Wünschen zeigt, lädt er Rosie wie von
ihm geplant zum Abendessen ein. Doch bereits bei dieser Verabredung bemerkt er,
dass da irgendetwas nicht stimmt, denn sie entspricht keineswegs seinen
Anforderungen an eine perfekte Ehefrau. Dennoch spricht sie seine Fähigkeiten
als Genetiker an, weil sie auf der Suche nach ihrem leiblichen Vater ist, den
sie nur über eine DNA-Analyse finden kann. Don fühlt sich herausgefordert, ist
einverstanden und entdeckt plötzlich ganz andere Seiten an sich.
„Das Rosie-Projekt“ ist von Beginn an ein köstliches
Lesevergnügen. Dons vertritt Gene bei einem Vortrag über das Asperger-Syndrom.
Damit wird der Leser bereits in die richtige Richtung gewiesen, um das
Verhalten von Don einzuordnen. Er trägt autistische Züge, leidet aber nicht am
erwähnten Syndrom. Da ihm die Fähigkeit zur Empathie fehlt, versucht er jede
Situation objektiv zu erfassen und einzuschätzen. Seit Jugendtagen ist er
verhaltensauffällig und macht sich gern vor anderen zum Clown um seine Unsicherheit
zu überspielen. Da ihm das jedoch bewusst ist, bemüht er sich Strukturen von
Reaktionen zu erkennen und diese selbst anzuwenden. Natürlich führt dies immer
wieder zu ungewohnten und erheiternden Situationen.
Don erzählt in der
Ich-Form, so dass man auch an seinen Gedankengängen teilnehmen kann. Der Leser
kann sich auf diese Weise versuchen in Don hineinzuversetzen, der doch manches
Mal sehr unbeholfen wirkt, was aber nicht einfach ist, wodurch Don einem aber
unheimlich sympathisch wird. Neben Don gibt es natürlich noch den
Hauptcharakter der Rosie, die ebenfalls die Herzen der Leser erobert und, ohne
zu viel zu verraten, eigentlich ganz anders ist als die Barkeeperin (nicht
Barfrau – worauf Rosie sehr viel Wert legt) die bei Don vorstellig wird. Auf
eine ganz eigene Art humorvoll, aber gleichzeitig auch nachdenklich stimmend
ist die Figur von Dons Freund Gene, der eine offene Ehe mit seiner Frau führt
und dementsprechend ein andersartiges Projekt verfolgt.
Das Buch zu lesen macht einfach Spaß und daher kann ich es
uneingeschränkt jedem ans Herz legen.