Montag, 14. Juli 2014

[Rezension] Matt Haig - Ich und die Menschen

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Titel: Ich und die Menschen
Autor: Matt Haig
Übersetzerin: Sophie Zeitz
Erscheinungsdatum: 24.03.2014
Verlag: dtv Verlag 
rezensierte Ausgabe: Klappbroschur
Handlungsort: Cambridge/England
Handlungszeit: Gegenwart



Der Titel des Buchs „Ich und die Menschen“ des englischen Autors Matt Haig lässt den Käufer stutzen, denn beinhaltet ist die Aussage, dass einer der handelnden Personen kein Mensch ist. In der Tat spielt in diesem Roman ein Vonnadorianer, eine ganz eigene Lebensform eines weit entfernten Orts im All, die Hauptrolle. Zu Beginn seiner Erzählung richtet dieser Protagonist zunächst Vorworte einerseits an die Menschen, zu deren Planet er von den Moderatoren der Vonnadorianer geschickt wurde und andererseits an seine eigene Spezies, denen er mit diesem Roman eine Art Reisebericht gibt.

Der Außerirdische, der auf der Erde die Identität des Cambridger Universitätsprofessors Andrew Martin annimmt, findet sich ungeplant auf einer Autobahn wieder statt zu Hause im Büro des von ihm verkörperten Professors. Er hat einen Auftrag zu erfüllen und soll dabei möglichst wenig Aufmerksamkeit erregen. Dazu ist es notwendig, gewisse Daten vor der Verbreitung auszulöschen, was dazu führt, dass Menschen, die bereits davon Kenntnis genommen haben, zu eliminieren sind. Seine Kenntnisse der englischen Sprache sind rudimentär und über die Umgangsformen der Menschen miteinander weiß er wenig, doch er lernt sehr schnell. Dennoch wird er von der Polizei aufgegriffen, allein aufgrund der Tatsache, dass er ohne Kleidung auf der Erde angekommen ist und keinen Sinn darin sieht, solche zu tragen. Er wird in die Psychiatrie eingewiesen, aber nach kurzer Zeit darf er zu seiner Frau und seinem Sohn heimkehren. Bis hierher hat er schon etliche Eindrücke seiner Umgebung wahr- und aufgenommen und in gewissem Maße verarbeitet, doch nun beginnt wahrlich ein Feuerwerk für seine Sinne. Seine Auftraggeber drängen auf Erfüllung seiner Mission, doch Trotz erwacht in ihm gegen eine marionettenhafte Ausführung seiner Aufgabe. Seine Neugier, die Welt näher kennenzulernen ist erwacht, aber er ist austauschbar …

In diesem Buch lernen Sie, lieber Leser, unsere Welt mit ganz anderen Augen kennen. Allerdings ist der vonnadorianische Ich-Erzähler nicht unbeeinflusst, denn seine Spezies hat bereits ein erstes Bild von den Menschen entwickelt. Sie sind seltsam, nur mittelmäßig intelligent, hässlich und gewaltbereit. Der „neue“ Andrew hinterfragt jede Begebenheit. Zunächst scheint sich sein vorgefertigte Eindruck über die Erdbewohner zu bestätigen. Nach und nach jedoch lernt er hinter die Fassade zu blicken, die fast jeder um sich herum aufgebaut hat. Er begreift, warum wer in welcher Situation wie reagiert. Eine ganz besondere Herausforderung für sein Verständnis ist sein 16-jähriger Sohn Gulliver. Denn der ursprüngliche Andrew war als Vater und Ehemann kein Vorzeigemensch. Mit dem Hintergrund, dass er möglichst unauffällig agieren soll, nimmt er immer mehr menschliche Verhaltensweisen an. Und nicht nur das, er entwickelt Gefühle, die er bisher noch nicht kannte, denn ein Vonnadorianer lebt nach rationalen Überlegungen. 

Auf humorvoll unterhaltsame Weise hält der Autor dem Leser einen Spiegel seiner eigenen Welt vor. Diese leicht lesbare Geschichte macht nachdenklich über Sinn und Unsinn unseres Lebens. Dieser zunächst so überlegen auftretende, grundsätzlich negativ zu den Menschen eingestellte Außerirdische wurde mir mit der Zeit sympathischer. Einzig seine Fähigkeit den Menschen den Tod zu bringen hat mich zögern lassen ihn als Freund zu sehen. Dennoch war es für mich ein besonderes, nicht alltägliches Lesevergnügen, ein Buch das ich gerne weiterempfehle.


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