Titel: Ein Mann namens Ove
Autor: Fredrik Backman
Übersetzung aus dem Schwedischen: Stefanie Werner
Erscheinungstermin: 21.08.2014
Verlag: Fischer Verlag (Krüger)
rezensierte Ausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
Handlungsort: Siedlung in Schweden
Handlungszeit: Gegenwart
So wie auf dem Cover stellt man sich Ove vor: den achtsamen
Blick auf „seine“ Wohnsiedlung gerichtet und Ausschau haltend, ob sich jeder
entsprechend den Vorschriften des Eigentümervereins verhält. Schon früh morgens
zieht der 59-Jährige seine Runde entlang der Häuser der Siedlung zu den
Parkgaragen und schaut nach Auffälligkeiten. Er hat nicht immer auf der
Sonnenseite des Lebens gestanden, doch nachdem seine Frau vor einem halben Jahr
verstorben und sein Arbeitgeber ihn just in den Ruhestand geschickt hat, hält
er seine Lebensaufgaben für erledigt und sieht keinen weiteren Sinn in seinem
Leben. Und darum bereitet er alles für seinen würdigen Abgang vor.
Doch Ove hat nicht mit den neuen Nachbarn gerechnet. Denn in
das Nachbarhaus zieht eine Familie mit zwei kleinen Kindern. Sie ist
hochschwanger und er handwerklich überhaupt nicht begabt. Nicht genug, dass
diese Familie seine Hilfe benötigt, es erscheint auch noch eine weitere Nachbarin
mit der er eigentlich seine Freundschaft vor Jahren beendet hat und bittet ihn
um einen Gefallen. Ove hat plötzlich alle Hände voll zu tun, doch den Plan,
seiner Frau in die Ewigkeit zu folgen, gibt er nicht so schnell auf.
Ove musste schon ab seinem 16. Lebensjahr ohne Eltern
auskommen, nachdem beide verstorben waren. Lange Jahre war er vorher schon mit
seinem Vater allein. Und weil er es nicht anders kennt und weil er denkt, dass
es gut für ihn ist, übernimmt er die Maxime und Prinzipien seines Vaters. Vor
allem hält er sich an Recht und Ordnung, mischt sich nicht in Streitigkeiten
ein und schwärzt andere nicht an. Doch seine Gutmütigkeit wird ausgenutzt,
solange bis seine unterdrückte Wut in Rache umschlägt, denn es gibt nichts das
er weniger mag, als reingelegt zu werden. Aus einem schmächtigen Jungen wird
durch die Arbeit die er verrichtet im Laufe der Zeit ein kräftiger Mann. Seine
Frau ist ihm in all der Zeit ein Wegweiser, von der er als einzige Kritik
annimmt. Sie gibt diesem manchmal raubeinigen, prinzipientreuen, hin und wieder
nörgeligen Menschen Halt im Leben. Für sie hat er gelernt, sich mit Behörden
auseinanderzusetzen und nicht aufzugeben.
Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen. Zunächst
ist die Geschichte so aufgebaut, dass Oves Vorbereitungen zum Selbstmord gut
vorankommen. Zum Ende des siebten Kapitels stellte ich mit Schrecken fest, dass
es nun soweit zu sein schien, dass Oves Vorhaben Erfolg hat. Die einzelnen
Charaktere sind liebevoll gestaltet. Ove wurde mir sympathisch, nur sein Hang
dazu, manchmal gewaltsam einzugreifen, mochte ich nicht. Das Zusammenspiel der
Nachbarn war sehr realistisch dargestellt. Ove hat viele Tiefen in seinem Leben
erfahren. Trotzdem ist der Roman nicht nur melancholisch, denn durch die
Einmischung der Nachbarn, und auch einer Katze, in Oves Leben kommt es immer
wieder zu heiteren Situationen die die ernste Stimmung mühelos überlagern.
Die Story „Ein Mann namens Ove“ scheint mitten aus dem Leben
gegriffen und ist doch ungewöhnlich. Es ist ein Buch, das in Erinnerung bleibt
und auf jeden Fall eine Leseempfehlung wert.