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Titel: Das Küstengrab
Titel: Das Küstengrab
Autor: Eric Berg
Erscheinungdatum: 22.09.2014
Verlag: Limes Verlag
rezensierte Ausgabe: Klappbroschur (Rezensionsexemplar)
Handlungsort: Ostseeinsel Poel
Handlungszeit: Sommer 1990, Mai u. September 2013
Im Jahr 1990 steht ein 18Jähriger auf der Ostdeutschen Insel
Poel vor seinem großen Traum, die Welt zu bereisen. Schon seit einiger Zeit haben
seine gleichaltrigen Freunde, die sich seit Jahren in einer alten Klosterruine
treffen, begonnen, sich aufgrund von
Ausbildung und Studium in alle Winde zu verteilen. Doch der Traum wird nicht in
Erfüllung gehen. 23 Jahre später kehrt seine frühere Freundin, die Fotografin Lea,
und ebenfalls Cliquenmitglied auf die Insel zurück. Seit einem schweren
Verkehrsunfall auf Poel vor vier Monaten bei dem ihre ältere Schwester Sabina
getötet und sie selbst schwer verletzt wurde, leidet sie unter Amnesie. Sie
kann sich nicht mehr an die Gründe für ihre Rückkehr nach Poel, ihren
Aufenthalt dort und den Unfall erinnern. 1990 hatte sie mit dem Unfalltod ihrer
Eltern einen scheren Verlust zu verkraften und sich fast vollständig abgekanzelt,
bis sie ihren späteren Mann kennenlernte, ihn wenig später heiratete und noch
im gleichen Jahr mit ihm nach Argentinien zog. Auf der Suche nach ihrer Erinnerung
und dem Grund für den Verkehrsunfall trifft sie auf ihre Freunde, die noch alle
auf Poel leben mit Ausnahme von Julian, der seit dem damaligen schicksalhaften
Sommer vermisst wird.
Lea trifft auf ihre früheren Freunde, die ihrem Alltagsleben
auf der Insel nachgehen. Für die Freunde ist es eher ungewöhnlich, ihr nach
vier Monaten erneut zu begegnen. Lea scheint sich charakterlich geändert zu
haben, doch jeder knüpft unbeirrt an die alten Zeiten an. In all den Jahren hat
sich niemand bemüht mit ihr Kontakt aufzunehmen, keiner von ihnen hat an ihrem
weiteren Schicksal Interesse gehabt und umgekehrt. Natürlich hat Lea viele
Fragen, doch je mehr sie Erkundigungen einholt, desto größer werden die
Unsicherheiten der Cliquenmitglieder, deren Aussagen sich schließlich nicht
immer gänzlich decken. Unterschwellig weiß Lea, dass ihr die für sie wichtigen
Ereignisse und Erinnerungen bewusst verweigert werden.
Anfangs hatte ich kurz Schwierigkeiten die Vor- und Zunamen
der Freunde und ihrer Beziehungen zueinander richtig zuzuordnen. Eine
Auflistung im Anhang wäre auch im weiteren Verlauf hilfreich gewesen. Ich
erinnere mich selbst noch gut an das Jahr 1990 und finde die Darstellung der Ereignisse
realistisch und die Charaktere der Dorfbewohner einschließlich der Freunde
glaubhaft. Die Geschehnisse und die darin beinhaltete Problematik nach der
Öffnung der Grenzen werden angerissen, aber nicht langweilend ausgeführt. Allerdings
hat mir der Hintergrund von Sabina gefehlt, die doch sechs Jahre älter als die
Freunde war und zu diesem Zeitpunkt längst ins Berufsleben eingetreten sein
musste. Zweifeln lässt mich auch die Tatsache, dass das Elternhaus der beiden
Schwestern so lange leer gestanden haben soll.
Die Konstruktion der Geschichte finde ich gelungen, auch
manches Detail hat seine Erklärung. Der Wechsel in die Ich-Erzählperspektive
von Lea brachte mir den persönlichen Blick von ihr auf die Geschehnisse. Durch
die Aufgliederung auf drei Zeitebenen wurden einige spannungssteigernde
Cliffhanger erzeugt. Ich wollte unbedingt wissen, wie der Unfall passieren
konnte und habe das Buch dank des leicht lesbaren Schreibstils schnell lesen
können. Zum Ende hin gab es denn noch eine unerwartete Wendung und ganz zum
Schluss eine unvermutete Erklärung des Unglücks.