Aufgrund einer Beerdigung kehrt ein erwachsener Mann in
seinen Heimatort zurück. Nach dem Gottesdienst soll er zu seiner Schwester
fahren, doch stattdessen macht er sich aus einem Impuls heraus auf den Weg zum
Gehöft der Hempstocks, wo früher seine Freundin Lettie wohnte. Auf dem Hof
begegnet er einer alten Frau, die ihm den Weg zum Ententeich weist, an den er
sich wieder erinnern kann. Doch kaum steht er vor diesem, kommt seine ganze
Erinnerung zurück: An Lettie, ihren Ozean und die geradezu unglaublichen
Ereignisse, die sich ereignet haben, als er sieben Jahre alt war.
Zu Beginn des Buches hatte ich überhaupt keine Ahnung,
welche Richtung die Geschichte einschlagen wird. Zunächst erfährt man nur, dass
ein Mann in seinen Heimatort zurückkehrt und sich an seine Kindheit erinnert.
Gleich zu Beginn fällt auf, dass auf Namen weitestgehend verzichtet wird. Man
erfährt weder den Namen des Protagonisten, noch den seiner Schwester oder
seiner Eltern, nicht den Ort der Handlung und auch nicht wer an jenem Tag
beerdigt wurde. So bleibt die Geschichte geheimnisvoll, dieser Mann könnte fast
jeder sein.
Nach einigen unverfänglichen Kindheitserinnerungen wird die
Geschichte aufgrund eines Todesfalles interessant. Dieser führt nämlich dazu,
dass der Protagonist Lettie Hempstock kennenlernt, die erste Person mit einem
Namen in diesem Buch – warum das so ist, wird man mit der Zeit herausfinden.
Lettie wirkt gleich sympathisch, macht jedoch einige mysteriöse Andeutungen,
bei denen ich mich begann zu fragen, wie viel davon sie erfindet und was sie
ernst meint. Sie wohnt mit zwei weiteren Hempstock-Frauen auf einer Farm, die
wahrlich wunderlich ist. Und so nehmen langsam Dinge ihren Lauf, die nicht ganz
natürlich sind.
Allmählich kristallisiert sich in der Geschichte ein roter
Faden heraus. Mit der Anstellung des neuen Kindermädchens Ursula Monkton wird
ein Spannungsbogen geschaffen. Diese ist nämlich nicht das, was sie auf den
ersten Blick zu sein scheint, und es kommt zu dramatischen Szenen. Der Autor
lässt seiner Fantasie freien Lauf – wundert ich mich anfänglich noch über
Letties rätselhafte Bemerkungen, wirken bald die unglaublichsten Dinge absolut
plausibel. Erklärt wird dabei jedoch so gut wie nichts, hier ist eigene
Kreativität gefragt. Das Ende lässt ebenfalls Raum, um die Geschichte
weiterzuspinnen und erlaubt verschiedene Deutungen.
„Der Ozean am Ende der Straße“ besticht durch seine leicht
lesbare und dennoch poetisch wirkende Sprache. Mit dem Charakter des
Kindermädchens Ursula Monkton kommt auch Spannung in die Geschichte. Gut
gefallen haben außerdem mir die Illustrationen im Buch. Ich würde das Buch am
ehesten als Märchen für Erwachsene bezeichnen, nicht nur aufgrund der
Brutalität einiger Ereignisse (das kommt in Märchen ja schon mal häufiger vor),
sondern vor allem aufgrund des großen Interpretationsspielraums, der dem Leser
gegeben wird. Ich fand das Buch interessant, stellenweise hat es mich aber auch
verwirrt und nur bedingt fesseln können. Ich vergebe daher knappe 4 Sterne.
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Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
Erscheinungsdatum: 8. Oktober 2014