Donnerstag, 20. November 2014

[Rezension] Mechtild Borrmann - Die andere Hälfte der Hoffnung

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Titel: Die andere Hälfte der Hoffnung
Autorin: Mechtild Borrmann
Erscheinungsdatum: 27.08.2014
Verlag: Droemer Verlag
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen
Handlungsort: Zyfflich und Düsseldorf/Deutschland, Kiew und Prypjat/Ukraine
Handlungszeit: 2010


Eine junge Frau, barfuß, im Kleid, eilt auf dem Cover des Buchs „Die andere Hälfe der Hoffnung“ von Mechtild Borrmann über ein Feld. In der Erzählung ist der Boden sogar gefroren, während Tanja auf diese Weise auf den Hof des verwitweten Matthias Lessmann im niederrheinischen Zyfflich, nahe der niederländischen Grenze, ankommt. Schnell merkt dieser, dass Tanja von zwei Männern verfolgt wird. Er gewährt ihr Schutz und erfährt, dass sie aus Kiew in der Ukraine kommt und mit ihrer Freundin in Deutschland einen Job zur Finanzierung des Studiums angenommen hat, dann aber zwangsprostituiert wurde und ihr nun die Flucht gelungen ist. Ihre Sorge gilt ihrer Freundin ohne die sie nicht nach Hause zurückkehren möchte. Sie bittet Matthias, ihre Freundin zu suchen. 

Unterdessen wartet in der Entfremdungszone von Tschernobyl eine Mutter auf die Rückkehr ihrer Tochter. Der Leser erfährt mehr über das Leben von Walentyna, die während des Reaktorunfalls im Jahr 1986 in unmittelbarer Nähe als Krankenschwester gearbeitet hat. Sie hat seit Monaten nichts mehr von ihrer Tochter gehört, die zum Studium nach Deutschland gereist ist. Ihren Kummer hat sie Leonid Kyjan geschildert, der als Ermittler bei einer Sondergruppe der Kiewer Miliz arbeitet. Zu Ermittlungen in einem Fall von vermutetem Menschenhandel reist er nach Düsseldorf.

Das Buch schildert nicht nur einen Kriminalfall in der Gegenwart, sondern auch die Lebensgeschichte von Walentyna. Die Autorin greift zu einem besonderen Darstellungsstil, indem sie Waltentyna ihre Erinnerungen für ihre Tochter während ihrer einsamen Tage in der Sperrzone mit einem Bleistift in einem Heft aufzeichnen lässt. Diese Abschnitte sind im Buch kursiv gedruckt. Auf berührende Weise beschreibt sie ihre Ausbildung in der Sowjetunion, wie sie ihren Mann kennenlernt und mit ihm schließlich in das privilegierte Prybjat zieht, in dessen Nähe es zu dem Nuklearunfall kam. Diese Beschreibung hat mir die Erinnerung an das Ereignis zurückgebracht. Doch der Unfall passierte damals in der für mich weit entfernten Ukraine. Nun aber war ich an der Seite von Walentyna, die erst so nach und nach begreift, welche Gefahr und vor allem welche Nachwirkungen der Unfall auf die dort Anwesenden haben wird. Sie kann aufgrund der staatlichen Reglementierungen nicht so handeln, wie sie möchte, jede ihrer Handlungen hätte Konsequenzen innerhalb der Familie gehabt. 

In der Gegenwart erzählt Mechtild Borrmann glaubhaft über Menschenhandel und Zwangsprostitution, die durch Bestechlichkeit, Gier und Machtkampf innerhalb der Miliz gefördert werden. Da ich eine junge Kiewerin in Tanjas Alter kenne, ging mir auch dieses Schicksal sehr nahe. Geschickt sind alle drei Erzählebenen miteinander verknüpft, führen aber nicht unbedingt zu dem vom Leser gewünschten Ende. 

Mich konnte das Buch durch die authentischen Charaktere, durchaus realistischen Darstellungen und einem schlichten, aber ergreifenden Erzählstil überzeugen. Gerne empfehle ich das Buch weiter.

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