Titel: Die Lebenden und die Toten
Autorin: Nele Neuhaus
Erscheinungsdatum: 10.10.2014
Verlag: Ullstein Verlag
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
Handlungsort: Frankfurt am Main
Handlungszeit: Dezember 2012-Januar 2013
„Die Lebenden und die Toten“ ist das bereits siebte Buch, in
dem das Ermittlerduo Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein und deren Team
gemeinsam nach einem Mörder suchen. Die Handlung spielt ungefähr eineinhalb
Jahre nach den Ereignissen des letzten Bands. Es ist kurz vor Weihnachten im
Jahr 2012 und Pia Kirchhoff hat gerade in aller Stille und Heimlichkeit ihren
Lebensgefährten Christoph Sander geheiratet. Eigentlich haben die beidenist
eine Kreuzfahrt geplant, bei der Christoph auf dem Schiff arbeiten wird, doch
dann überschlagen sich die Ereignisse und Pia möchte ihren Chef und das Team bei
den Ermittlungen nicht im Stich lassen.
Blutstropfen auf dem Cover und dunkle Wolken am Himmel, so
passt sich das Cover in die Reihe der Vorbände ein. Im Hintergrund blitzt ein
Teil der Silhouette von Frankfurt auf, denn dort geschehen die Morde, die zum
Straßenfeger der Stadt werden in den letzten Tagen vor und nach Weihnachten.
Zunächst wird eine ältere Frau auf einem Spaziergang mit ihrem Hund aus dem
Hinterhalt erschossen. Gleich am nächsten Tag stirbt eine Frau durch einen gut
platzierten Schuss durch ihr Küchenfenster im Beisein ihrer Enkelin. Beide
Morde sehen gut geplant aus, doch zunächst ist kein Zusammenhang zu erkennen.
Doch die Mordserie geht noch weiter und ein erster Verdacht taucht auf, der zu Beteiligten
an einer Organtransplantation führt, die bereits 10 Jahre zurückliegt.
Der Einstieg in den Krimi war schnell gemacht, es ging sehr
spannend los. Ein Fallanalytiker vom LKA soll das Team bei den Ermittlungen
unterstützen, doch er arbeitet nicht Hand in Hand mit den übrigen Ermittlern.
Es kommt zu einigen Kabbeleien der Teammitglieder mit ihm. Leider spielt er mit
fortschreitender Erzählung immer weniger eine Rolle. Dann geschieht ein
weiterer Mord und das Team ist noch keinen Schritt weiter gekommen. Statt das
es nun zügig vorwärts geht, zumal auch der Leser auf dem Wissensstand der
Frankfurter Kriminalbeamten bleibt, nimmt der Spannungsbogen dadurch ab, dass
nun die Familiengeschichten der Opfer im Einzelnen ausgiebig beleuchtet werden.
Schließlich bestätigt auch der Täter durch eigene Hinweise an die Presse die heiße Spur der Ermittler. Und fortan richtet sich
der Fokus auf die zurückliegende Transplantation. Doch die Autorin nimmt die
Chance nicht wahr, sich mit dem Thema kontrovers auseinanderzusetzen. Ihre
Darstellung bleibt einseitig auf der Seite der Gegner, natürlich auch zur
Dramatisierung der damaligen Ereignisse. Auch im Privatleben von Pia Kirchhoff
und Oliver von Bodenstein ereignet sich mit Ausnahme der bereits vollzogenen
Hochzeit nichts Bedeutsames, wahrscheinlich auch weil beide stark in die
Aufklärung des Falls involviert sind. Warum Pia ihren frischangetrauten Ehemann
nicht auf der Reise über Weihnachten und den Jahreswechsel begleitet hat,
sondern lieber wochenlang allein zu Hause geblieben ist, konnte ich allerdings
wenig nachvollziehen.
Gut fand ich es, dass Nele Neuhaus eine Geschichte aufgebaut
hat, bei der verschiedene Personen als Mörder in Frage kommen und dies bleibt
auch sehr lange so. Allerdings finden sich sehr viele Figuren in ihrem Krimi
wieder, so dass ich mich konzentrieren musste, welcher Charakter für welche
Handlung im Rahmen der Transplantation verantwortlich war, um die Gründe für
die einzelnen Taten nachvollziehen zu können. Zum Ende hin wird es noch einmal
spannend, aber auch sehr grausam und blutig.
Insgesamt gesehen war „Die Lebenden und die Toten“ kein
Highlight der Serie, aber ein unterhaltsamer Kriminalfall, der den Fans des
Ermittlerduos Kirchhoff/von Bodenstein sicher gefallen wird. Ich gebe dem Buch
3,5 Sterne.