Montag, 3. November 2014

[Rezension] Sally Gardner - Zerbrochener Mond


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Titel: Zerbrochener Mond
Autorin: Sally Gardner
Übersetzer: Ingo Herzke
Erscheinungsdatum: 01.08.2014
Verlag: Carlsen Verlag
rezensierte Ausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
Handlungsort: (Fantasy)Zone 7 in England
Handlungszeit: 1956 (dystopisch)



Im Buch „Zerbrochener Mond“ schafft die englischen Autorin Sally Gardner eine erdachte Szenerie, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, im Jahr 1956 spielt. Ein totalitäres System mit einer Präsidentin an der Spitze hat die Macht übernommen. Die erste Mondlandung steht unmittelbar bevor. Der 15-jährige Standish Treatwell lebt bei seinem Großvater in Zone 7 bei den Unreinen. Standishs Eltern sind eines Tages verschwunden. Er ist Legastheniker und wird von vielen als dumm angesehen. Außerdem fällt er schon rein äußerlich durch zwei verschiedenfarbige Augen auf. 

Als eines Tages die Familie Lush ins Nachbarhaus zieht, wird deren Sohn Hector sein bester Freund. Beide träumen von einem Flug zum Juniper und sie planen und basteln, um diesen Traum umzusetzen. In der Schule wird Standish von den Klassenkameraden gemobbt, von seinem Lehrer bekommt er für die kleinsten Vergehen eine Prügelstrafe. Einer der düsteren Ledermantelmänner der Regierung möchte mit ihm sprechen. Werden Sie ihn nun fortschicken auf eine weit entfernte Schule für unreine Kinder, vielleicht ohne Wiederkehr? Und dann reift in Standish ein unglaublicher Plan. Wird er die Welt von dem totalitären System befreien können?

Da die Autorin selbst Legasthenikerin ist und mit 14 erst schreiben gelernt hat, weiß sie genau, wie Standish sich fühlen muss, wenn er von den Menschen seiner Umwelt deswegen unterbewertet wird. Ihre eigenen Erfahrungen hat sie in dieser Figur umgesetzt. Vielleicht hat auch sie davon geträumt entgegen der Meinung der Leute einmal etwas ganz Erstaunliches vollbringen zu können. In diesem Buch gibt sie Standish die nötige Kreativität, die ein Held benötigt.

Der Roman ist in der Ich-Perspektive geschrieben und der Leser bleibt daher stets an der Seite des Protagonisten. Standish nimmt eher mit Erstaunen die ständig wachsende Furcht seines Großvaters wahr. Bewusst werden ihm Informationen über das Verschwinden der Personen in seinem Umfeld vorenthalten. Doch mit und mit baut er sich aus Andeutungen, Beobachtungen und schließlich Erfahrungen seine eigene Vorstellung zusammen, wo diese zu finden sind und hieraus erwächst sein großer Plan. 

Die Erzählung ist in schlichter Sprache geschrieben, jedoch mit einigen Personifikationen, so bezeichnet er beispielsweise seinen Großvater als Silberfuchs und die Regimetreuen als Blattläuse. Schade finde ich es, dass der „madige Mond“ wie der Originaltitel übersetzt heißt und wie es auch das Cover wiedergibt in der deutschen Ausgabe nicht beibehalten wurde. Auf den Innenseiten des Buchs gibt es auf fast jeder zweiten Seite eine Illustration, die sich zu einer Story entwickelt. Dabei beginnt alles mit einer Fliege, so wie die Erzählung mit Standish beginnt. Mehr möchte ich hierzu nicht verraten, denn es macht einen Teil des Besonderen an diesem Buch aus. Wegen der Beschreibung einiger gewaltsamer Szenen halte ich das Buch für jüngere Jugendliche nicht geeignet. Die politische Situation in seiner Einbindung zum Großen und Ganzen wird erst von älteren zu verstehen sein. 

Der Roman ist schockierend in seiner Auswirkung, gleichzeitig aber auch Hoffnung gebend. Gerne gebe ich eine Leseempfehlung, auch für Erwachsene. Für die ungewöhnliche Darstellung des Themas, welche Auswirkungen ein anderer Ausgang des Zweiten Weltkrieg haben könnte, erhält das Buch von mir 4,5 Sterne, die auf 5 aufrunde.


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