Der neununddreißigjährige Bartholomew hatte noch nie einen
Job. Sein ganzes Leben lang hat er bei seiner Mutter gelebt und sie in den
letzten Jahren, als der Krebs sie immer verwirrter werden ließ, gepflegt. Doch
nun ist seine Mutter tot. Als Bartholomew im Zimmer seiner Mutter einen Brief
von Richard Gere findet, in dem er zum Boykott der Olympischen Spiele in Tibet
aufruft, beschließt Bartholomew, ihm zu schreiben. Über seine Mutter, die ihn
vor ihrem Tod immer häufiger Richard nannte. Über Father McNamee, der auf eine
Anweisung von Gott wartet und in der Zwischenzeit dem Alkohol zuspricht. Und
über die Jungthekarin, die er schon lange in der Bibliothek beobachtet, ohne
sich zu trauen, sie anzusprechen. Bartholomew weiß, dass sein Leben alles
andere als normal ist, doch er sieht die Zeit gekommen, es endlich selbst in
die Hand zu nehmen…
Die Geschichte dieses Buches wird ausschließlich in Briefen
von Bartholomew an Richard Gere geschildert. Zu Beginn schildert Bartholomew
die Gründe für diese Entscheidung. Weil seine Mutter ihn in ihren letzten Tagen
nur noch mit Richard ansprach, hatte Bartholomew das Gefühl, selbst
vorübergehend Richard Gere zu sein und seine eigentliche Persönlichkeit ablegen
zu können. Nun erhofft er sich von Richard Gere Unterstützung bei einem
Neuanfang. Ob er seine Briefe je abschickt, ist ungewiss und eigentlich auch
nicht wichtig, denn schnell wird klar, dass Bartholomew diese Briefe schreibt,
um seine Gedanken zu ordnen und sich selbst mithilfe eines imaginären
Unterstützers Mut zuzusprechen. Wirkte das Stilelement am Anfang noch
ungewöhnlich, wurde schnell deutlich, dass dies genau der richtige Weg war, um
die Geschichte dieses ungewöhnlichen Mannes zu erzählen.
Bartholomew ist mir schnell ans Herz gewachsen. Er ist
intelligent und hat ein riesiges Herz, verhält sich aber gleichzeitig auch naiv
und verschließt seine Augen vor bestimmten Wahrheiten. Umso erstaunlicher ist
die Entwicklung, die er in der Geschichte durchmacht und die das Herzstück des
Buches ist. Er muss lernen, ohne seine Mutter zurechtzukommen und über seinen
eigenen Schatten springen. Während er auf die ersten Veränderungen in seinem
Leben nach dem Tod seiner Mutter noch kaum Einfluss nimmt, wird er selbst immer
aktiver und mutiger. Dabei legt er eine starke und oft philosophische
Selbstreflexion an den Tag.
Bartholomew ist nicht die einzige ungewöhnliche
Persönlichkeit in dieser Geschichte. Matthew Quick hat interessante
Nebenfiguren geschaffen, die nicht immer sympathisch sind, mit ihrem Verhalten
aber zum Nachdenken anregen. Besonders unentschlossen war ich darüber, was ich von
Father McNamee halten soll, der eher auf eigenes Bestreben bei Bartholomew
einzieht und psychisch schwer erkrankt ist. Ist er wirklich der richtige, um
Bartholomew in dieser schwierigen Zeit zu helfen? Auch bei anderen Charakteren,
die auf den ersten Blick völlig durchschnittlich wirken, offenbaren sich
ungeahnte Probleme. Sie haben allesamt kein einfaches Leben und unterstützen
Bartholomew doch auf ihre Weise. So entsteht eine ganz besondere Geschichte
über Zusammenhalt, Freundschaft und die Launen des Schicksals – oder ist das
alles doch aufgrund von Synchronizität geschehen? Bartholomew ist von letztem
überzeugt, während ich die Verkettung der zahlreichen Zufälle und Begegnungen eher
unrealistisch fand.
„Die Sache mit dem Glück“ erzählt die Geschichte von
Bartholomew, der nach dem Tod seiner Mutter einen Neuanfang wagen muss. Das
Buch überzeugt vor allem durch ungewöhnliche Charaktere und die Entwicklung,
die sie durchmachen. Die Geschichte ist zudem von Philosophie und Psychologie
geprägt. Mich hat sie ins Nachdenken bringen können, weshalb ich gute vier
Sterne vergebe.
*Werbung* Weitere Informationen zum Buch
Hardcover: 336 Seiten
Erscheinungsdatum: 25. September 2014