Titel: Das Brunnenmädchen
Autorin: Martina Frey
Erscheinungsdatum: 17.09.2014
Verlag: Dryas Verlag
rezensierte Ausgabe: Taschenbuch
Handlungsort: Wiesbaden
Handlungszeit: 1890
Das Äußere des Romans „Das Brunnenmädchen“ von Martina Frey
scheint mit Patina belegt zu sei. So weiß der Leser gleich, dass das Buch ihn
in die Vergangenheit führen wird. Die Autorin nimmt den Lesenden mit auf eine
Zeitreise in das Jahr 1890. Es geht nach Wiesbaden, denn hier arbeitet die
Protagonistin Sophie als Brunnenmädchen. Ihre Eltern wohnen außerhalb der Stadt.
Auf deren Wunsch hin hätte die junge Frau einen alten Bauern heiraten, ihm den
Haushalt führen und Kinder gebären sollen. Doch Sophie wollte in der Stadt
leben und hat zum Glück schon bald eine Arbeitsstelle gefunden, die allerdings
saisonbedingt nur bis Oktober zu besetzen ist. Schon hier zeigen sich ihr
starker Wille und ihre Selbständigkeit.
Gemeinsam mit ihrer Schwester Annelie teilt sie sich ein
kleines Zimmer im Haus eines Schneiders, der den beiden zusätzlich zur Miete
Mitarbeit beim Ausbessern der Kleidung seiner Kunden abverlangt. Als ihrer
Schwester sich in einen Mann der oberen Gesellschaftsschicht, Maximilian
Bickenbach, verliebt und von diesem sitzengelassen wird, fassen die Schwestern
den Plan, dass Sophie sich an diesem Mann rächen soll. In das Kleid einer
Kundin des Schneiders gekleidet, macht sie sich auf den Weg zum Haus von Maximilians und stößt dabei mit
Carl Freyberg, Ziehsohn in reichem Haus, zusammen. Er sieht in ihr
seinesgleichen, da sie ein prächtiges Kleid trägt. Daher lädt er sie als seine
Begleitung zu einer gesellschaftlichen Veranstaltung ein. Sophie hofft, dabei
auf Maximilian zu treffen und sich rächen zu können. Wird es ihr gelingen oder
wird ihre Maskerade auffliegen?
Der Schreibstil des Romans ist leicht lesbar und angenehm.
Sie entwickelt in diesem Roman eine feine verzwickte Liebesgeschichte mit
einigen unerwarteten Wendungen und einer größeren Überraschung zum Ende hin.
Jeder Charakter ist gut ausgearbeitet. Die Autorin fängt die Stimmung gekonnt
ein, die zur damaligen Zeit zwischen den gesellschaftlichen Schichten
herrschte. Die Konventionen sahen eine Verbindung von Mitgliedern höhergestellter
Familien mit ärmeren Kreisen nicht vor. Ehen wurden meist durch das Arrangement
der Eltern getroffen, dabei standen wirtschaftliche Überlegungen im
Vordergrund. Liebe zwischen den Eheleuten als Voraussetzung für eine Hochzeit
spielte kaum eine Rolle und sollte sich im Laufe der Zeit von selbst
entwickeln.
Martina Frey versucht
ausführlich zu begründen, warum für Sophie die Rache an Maximilian wichtiger
war als die Angst vor den Konsequenzen, die sich aus der Aufdeckung ihrer Verkleidung ergeben. Leider war ich nicht
ganz überzeugt, aber dennoch hingerissen von den Verwicklungen die sich durch
Sophies Auftreten in der Gesellschaft ergeben haben und dem unerwarteten Ende.
Lange bleibt offen, ob ihre Maskerade aufgedeckt wird. Mir hat das Buch gut gefallen und ich empfehle es an Leser weiter, die gerne historische
Liebesromane lesen.