Montag, 26. Januar 2015

[Rezension] Dave Eggers - Der Circle


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Titel: Der Circle
Autor: Dave Eggers
Übersetzer: Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
Erscheinungstermin: 14.08.2014
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
Handlungsort: Kalifornien/USA
Handlungszeit: eine sehr nahe Zukunft


„Der Circle“ ist  ein Arbeitgeber der IT-Branche und die neue Arbeitsstätte von Mae Holland, 24 Jahre alt, die genau ihren Wunschvorstellungen entspricht. Ihren Job hat sie durch die Fürsprache ihrer Freundin Annie erhalten, die sie vom Studium her kennt und die inzwischen in einer führenden Position beim Circle arbeitet. Ihre Aufgabe besteht zunächst darin, möglichst schnell und gut Kundenanfragen zu beantworten. Dafür erhält sie von den Kunden ein Feedback. Mit der Zeit kommen immer mehr Aufgaben hinzu. Am Firmengebäude  wurde viel Glas verbaut. Aber nicht nur der Mensch bei der Arbeit wird für jeden anderen sichtbar, sondern durch das System werden nach firmeninternen Vorgaben die erreichten Werte der einzelnen Mitarbeiter ständig überprüft. Werden die Anforderungen nicht erfüllt, machen die Vorgesetzten sich Sorgen. In Gesprächen sollen Probleme aufgedeckt und gelöst werden.

Neue innovative Ideen, die das Unternehmen in die Zukunft führen, sind jederzeit willkommen. Mae ist begeistert, nimmt sich jeden Ratschlag zu Herzen und sucht sich ständig zu verbessern. Das Unternehmen strebt an, durch das Verknüpfen vieler Daten Transparenz zu schaffen mit dem Ziel von Sicherheit. Alle Nutzer des Internet sollen nur noch eine einzige Identität im Netz besitzen. So soll jeder eindeutig zu identifizieren sein. Dadurch soll es soll bald keine Verbrechen mehr geben, im Internet nicht und auch nicht in der realen Welt.  Von all diesen Neuerungen ist Mae sehr überzeugt. Doch einige in ihrem Leben wichtige Personen gehen nicht konform mit ihren Ansichten. 

Dave Eggers schafft dem Leser eine wunderbare Zukunft mit fantastischen Ideen, die sehr viele Sorgen der Menschheit lösen könnten. Da auch in unserer Realität schon vieles, vielleicht das meiste, umsetzbar erscheint, ist man im ersten Augenblick versucht zu glauben, das Schulprobleme gelöst, Krankheiten ausgemerzt und Verbrechen sofort aufgeklärt werden könnten. Doch dann regt der Autor durch geschickte Einflechtungen von Charakteren und dem Herbeiführen von Situationen immer wieder den Leser zum Nachdenken an. Bringt der Zugriff auf all diese gesammelten Daten nur Vorteile? Und möchte wirklich jeder in so einer gläsernen Datenwelt leben? Der Autor treibt seine Beschreibung in ihren Auswirkungen auf den Menschen bis auf die Spitze.

Interessant sind auch die familiären Hintergründe, die er sich für manche Charaktere wie beispielsweise Mae, ihrer Freundin Annie und auch den Mitarbeitern des Circle Kalden und Francis ausgedacht hat. Sicher ist Mae in einigen ihrer Reaktionen für mich ein wenig zu begeistert und überschwänglich. Genau das hat mir aber auch vor Augen geführt wie hektisch ihr Leben abläuft. Ihr bleibt keine Zeit ihre Emotionen zu verarbeiten, alle Entscheidungen müssen ohne langes Zögern getroffen werden. Das soziale Leben des Circle bietet nicht nur ständige Abwechslung, sondern wird genauso be- und ausgewertet wie die Arbeitsleistung.

Das Buch lässt sich einfach und flüssig lesen. Die Erzählung besteht lediglich aus einem Handlungsstrang und bleibt daher immer an der Seite von Mae. So erlebt der Leser mit, wie Mae sich immer mehr aus ihrer gewohnten Umgebung löst und von einer kühlen Arbeitsatmosphäre umschlungen wird, bei der Freundlichkeit gefordert, aber nicht unbedingt auch so gemeint ist. Gerne gebe ich eine Leseempfehlung an alle, die sich gerne einmal in eine solch zukünftige Welt versetzen möchten, die gar nicht mehr so weit entfernt scheint. Mich hat der Roman auf jeden Fall zum Schaudern gebracht über die Möglichkeiten der Digitalisierung.


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