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Titel: Neun Tage
Titel: Neun Tage
Autorin: Tony Jordan
Übersetzerin: Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
Erscheinungsdatum: 15.09.2014
Verlag: Piper Verlag (Link zur Buchseite des Verlags)
Handlungsort: Melbourne/Australien
Handlungszeit: ca. 1939-2010
In ihrem Buch „Neun Tage“ schildert Toni Jordan Ereignisse,
die an neun Tagen spielen. Es ist nicht die Geschichte einer einzelnen Person,
sondern die Perspektive wechselt an jedem Tag zu einem anderen Protagonisten,
der dann in der Ich-Form das jeweilige Kapitel erzählt. Auch die zeitliche
Ebene wechselt jedes Mal und erst bei Kenntnis des gesamten Textes ergibt sich
für den Leser der vollständige Zusammenhang eines Familienromans mit einigen
Dingen über die man nicht gerne spricht. Bindeglied über die Zeiten und Personen
hinweg sind eine Kette und eine Münze.
Der erste geschilderte Tag beginnt vor dem Zweiten
Weltkrieg. Der noch junge Kip Westaway lebt mit seiner verwitweten Mutter,
seiner älteren Schwester und seinem Zwillingsbruder in einem kleinen Vorort von
Melbourne in einem kleinen Haus, das Eigentum der Familie ist. Um sich
finanziell über Wasser zu halten und nicht zu den Ärmsten des Orts zu gehören,
muss er genauso wie seine Mutter und seine Schwester arbeiten. Lediglich sein
Bruder erhält die Möglichkeit, die Schule abzuschließen, um danach studieren zu
können. In dieser Zeit begegnet er der
gleichaltrigen Annabelle zum ersten Mal. Sie wird seine spätere Frau, mit der
er die Zwillinge bekommt.
Das zweite Kapitel wird von Constanze, die eine der beiden
Zwillingsschwestern ist, erzählt. Im Jahr 1992 ist sie als Psychotherapeutin
tätig. Ihre Schwester hingegen hat mehrere Aushilfsjobs, unter anderem in einem
esoterischen Laden. Ihr Leben unterscheidet sich deutlich von dem Constanzes.
Auf dieser Basis blendet der Roman zwischen den verschiedenen Zeiten hin und
her. Die letzten beiden Kapitel sind denn noch etwas Besonderes. Zunächst
schildert der Enkel von Kip die augenblickliche Familiensituation in der
Gegenwart und befriedigt so die Neugier des Lesers darüber, wie es den
Familienangehörigen inzwischen ergangen ist. Das letzte Kapitel erzählt dann
vom tiefbewegenden Schicksal eines weiteren Mitglieds der Familie nach Ausbruch
des Zweiten Weltkriegs, das die Zukunft der Familie bis in die Gegenwart überschattet.
Die Autorin hat mich mit der Konstruktion ihres Romans
beeindruckt. Obwohl sie sich auf genau neun Tage in einem sehr langen Zeitraum
begrenzt, erzählt sie eine Geschichteüber vier Generationen hinweg. Sie
versteht es dabei ein paar Details so auszulassen, dass man gespannt ist, diese
Erzählstücke für sich aufzudecken, die kleinen Geheimnisse die bewusst
zurückgehalten werden aufzudecken. Durch die Ich-Form der Erzähler kann der
Leser an den Gedanken und Gefühlen der Charaktere teilnehmen. Jeder von ihnen
hat seine eigenen Stärken und Schwächen. Im Wechsel der Erzählsicht und in so
mancher Erinnerung der jeweiligen Person, die die Ereignisse des Tages
schildert, erhält man den Blick auf eine Situation aus zwei verschiedenen
Standpunkten. Obwohl Familie Westaway nicht immer auf der Sonnenseite des
Lebens steht, begegnet der Leser in diesem Buch auch einem Blick der
Familienmitglieder auf ihr eigenes Leben, der durchaus etwas Leichtigkeit in
den Alltag bringt.
Interessant fand ich die Erklärung von Toni Jordan zum Foto,
dass sie auf die Idee zu diesem Buch gebracht hat und im Anhang des Romans zu
finden ist. Ergriffen und bewegt war ich von einer Aussage Kips, die er seinem
Enkel ans Herz gelegt hat und die ich in Begleitung meiner Buchempfehlung gerne
weitergeben möchte: „Jedes Mal, wenn du jemanden siehst, könnte es das letzte
Mal sein. Nimm die Menschen, die du liebst, in dich auf,…“ (S. 235)