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Sonntag, 4. Januar 2015

[Rezension] Ursula Niehaus - Die Stadtärztin


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Titel: Die Stadtärztin
Autorin: Ursula Niehaus
Erscheinungsdatum: 03.11.2014
Verlag: Droemer Verlag 
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
Handlungsort: Ulm
Handlungszeit: 1531-1561



Agathe Streicher, um 1520 geboren, lebt mit ihrer Mutter und den Geschwistern in Ulm. Trotz des frühen Tods vom Vater geht es der Familie aus finanzieller Hinsicht gesehen sehr gut. Bereits als Agathe ein Kleinkind war, wurde ihre älteste Schwester von Verbrennungen, die sie sich in der Küche zugezogen hat, entstellt. Nun muss sie erleben wie ihre wenig ältere Schwester während des Bildersturms in Ulm an den Folgen eines Unfalls verstirbt. Neugierig steht sie in Nähe des Baders der versucht ihre Schwester vor dem Tod zu retten. 

Etwas mehr als zwei Jahre später geschieht auf offener Straße erneut ein Unfall, den sie beobachtet. Das Opfer wird auf ihr Einwirken hin in das örtliche Seelhaus gebracht. Hier werden Kranke gepflegt, die sich keine ärztliche Hilfe leisten können.  Agathes Interesse ist geweckt und fortan packt sie gegen das Wissen und den Willen der übrigen Familienmitglieder dort mit an. Ihr Wunsch, Ärztin zu werden, bleibt ihr jedoch zunächst versagt, da ausschließlich Männer studieren und diesen Beruf ausüben dürfen. Sehr viel Wissen eignet sie sich vermutlich durch ihren Bruder an, der Mediziner wird. Und entgegen allen Konventionen und Standesregeln ist es im Jahr 1561 so weit, dass sie den Arzteid auf die Ulmer Ordnung ablegt und als erste Ärztin Deutschland offiziell praktizieren darf. 

Wie es dazu kam, erzählt Ursula Niehaus in ihrem  Buch „Die Stadtärztin“.  Nur wenig ist von der historisch verbürgten Person Agathe Streicher bekannt, doch die Autorin füllt das Leben der Ärztin mit so viel Fantasie aus, dass es genauso gewesen sein könnte. Trotz aller Widrigkeiten gelingt es Agathe mit Intelligenz und Mut ihren Willen meistens durchzusetzen, obwohl ihr Auftreten auch einige Male in der Öffentlichkeit nicht unbedingt positiv auffällt.  Neben der Protagonistin begegnet der Leser noch einigen weiteren bekannten Persönlichkeiten der damaligen Zeit, allen voran Kaspar Schwenckfeld, der mit seiner Lehre Agathe sehr beeinflusst hat.  

Nebenbei erfährt der Leser auch sehr viel über die Geschichte und historische Entwicklung der Stadt Ulm im 16. Jahrhundert sowie über die religiösen Auseinandersetzungen zur damaligen Zeit. Einige Fakten hat die Autorin in Bezug auf die Begegnung einiger Personen auch hier wieder mit ihrer eigenen Vorstellung angereichert um den Roman interessanter zu gestalten. Das ist ihr sehr gut gelungen. Außerdem hat Ursula Niehaus die Behandlungsmethoden der damaligen Zeit gut recherchiert und beschreibt sie an einigen Stellen detailreich, was ich persönlich äußerst interessant fand. Am Ende des Buchs hat die Autorin ein Glossar zusammengestellt mit einigen Begriffen, die heute eventuell nicht mehr unbedingt jedem Leser bekannt sind. 


Das Buch liest sich locker und leicht.  Die Dialoge werden in aller damals gebotenen Höflichkeit geführt und sind  in unserem heutigen Hochdeutsch abgefasst. Der Roman ist so abwechslungsreich geschrieben, dass keine Längen aufkommen und er durch immer wieder neue Entwicklungen spannend bleibt. Wer gern historische Romane liest ist hier bestens aufgehoben.