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Titel: Die Erfindung der Flügel
Autorin: Sue Monk Kidd
Übersetzerin: Astrid Mania
Titel: Die Erfindung der Flügel
Autorin: Sue Monk Kidd
Übersetzerin: Astrid Mania
Erscheinungsdatum: 19.01.2015
Verlag: btb Verlag
Verlag: btb Verlag
rezensierte Ausgabe: Leseexemplar
(Haupt-)Handlungsort: Charlston/South Carolina, USA
Handlungszeit: 1803-1838
„Die Erfindung der Flügel“ von Sue Monk Kidd erzählt aus dem
Leben der Schwestern Sarah und Angelina,
genannt Nina, Grimké, die sich für die Abschaffung der Sklaverei und für Frauenrechte in den Vereinigten
Staaten von Amerika vor ungefähr zweihundert Jahren eingesetzt haben. Das Cover
ist eher schlicht gehalten. Orangefarbene Streifen auf hellem Untergrund stehen
symbolisch für Gegensätze wie den von hell- und dunkelhäutigen Menschen oder
Frauen und Männern.
Schwarzdrosseln, auch bekannt als Amseln, fliegen vorbei.
Sie sind Teil der Familiengeschichte von Hetty, die von ihrer afrikanischen Mutter
Charlotte den Namen Handful erhielt. Die Autorin erzählt ihre Geschichte
parallel zu der von Sarah. Der Titel des Buchs bezieht sich auf eine afrikanische
Legende nach der die Menschen einst fliegen konnten und durch die Sklaverei
diese Fähigkeit verloren. Sarah und Hetty sind Menschen, die versuchen ihre
Flügel wieder zu erlangen.
Sarah Grimké wohnt mit ihrer Familie zu Beginn des 19.
Jahrhunderts in Charleston in South Carolina und erhält zu ihrem elften Geburtstag
die Sklavin Hetty für persönliche Dienste von ihren Eltern geschenkt. Hettys
Mutter wohnt ebenfalls im Haus der Grimkés und ist eine begabte Näherin. Als
Sarah Hetty die Freiheit schenken will, wird ihr dies verboten. Doch als kleine
Genugtuung bringt sie ihr heimlich lesen und schreiben bei, bis beide dabei
erwischt und bestraft werden. Sarahs
großer Wunsch ist es, so wie ihr Vater Jurist zu werden, doch als Frau bleibt
ihr dieser Beruf verwehrt.
Sue Monk Kidd erzählt in diesem Roman von dem streng
reglementierten Leben in den Südstaaten, an das sich sowohl die aus besserem
Hause kommenden Grimké-Schwestern wie
auch die Sklavin Hetty zu richten hatten. Jedes Aufbegehren gegen die Herrschaft
bringt Strafe für Hetty und jedes Aufbegehren gegen das für sie vorgesehene gewöhnliche
Leben als Haushaltsvorstand und Mutter ebenso wie ihre Haltung gegen die Sklaverei
bringt Strafe für Sarah. Ausgezeichnet mit einem hohem Einfühlungsvermögen und Sinn
für Gerechtigkeit erkennt Sarah schon früh, dass die Sklaven von ihren
Besitzern, darunter natürlich ihre eigene Familie, für ihre Zwecke ausgenutzt
werden. Im Laufe der Zeit erkennt sie sich selbst als dem männlichen Geschlecht
unterlegen und beginnt sich für die Gleichberechtigung der Frauen
einzusetzen. Die Autorin schildert den
langen Weg, den sowohl Sarah wie auch Nina gehen müssen um Menschen zu finden,
die ihre Ideen teilen und Unterstützung zu finden beziehungsweise deren
Gedanken sie aufnehmen können um sie ihrerseits zu verbreiten.
Sue Monk Kidd ist eine hervorragende Symbiose zwischen
Realität und Fiktion gelungen. Dank einer ausgezeichneten Recherche vermittelt
sie dem Leser die historischen Daten und füllt sie in glaubhafter Weise mit
vielen detailliert geschilderten Situationen mit Leben aus. Da Sarah wie auch
Hetty jeweils in der Ich-Form erzählen, gelingt es dem Leser nicht nur an der
Seite der beiden Frauen die beschriebenen Ereignisse zu erleben, sondern auch
deren Gedanken zu teilen. Gerade weil beide so verschieden sind und sich gegen
ihre gesellschaftliche Stellung auflehnen, manchmal aber auch nachgeben müssen,
bleibt der Roman abwechslungsreich. Wie bei jeder Biografie kann man natürlich
nachlesen, wie das Leben von Sarah und Nina historisch verbürgt verlaufen ist,
doch gerade die parallel erzählte Geschichte von Hetty bringt unerwartete
Wendungen in die Erzählung. Neben den ernsten Themen entbehrt das Buch aber
auch nicht freundlichere Abschnitte, wenn die Autorin über die Liebe schreibt
oder das Nähen von Quilts. Gleichermaßen wird der Leser emotional berührt.
Wer diesen Roman liest, wird an eine vergessene Episode der Geschichte erinnert, die gerade
uns Europäern in dieser Form kaum präsent ist. Von Sklaven, die auf Plantagen
gearbeitet haben, hat fast jeder schon gehört, aber hier wird vor allem das
Leben der Stadtsklaven geschildert. Die Art und Weise der Darstellung führt
dazu, dass die Auseinandersetzung mit dem Abolitionismus und dem beginnenden
Feminismus noch einige Zeit in den Gedanken des Lesers nachhallt. Ich kann
dieses Buch allen geschichtlich Interessierten sehr empfehlen.