Sonntag, 29. März 2015

[Rezension Hanna] Die sieben Schwestern - Lucinda Riley




Inhalt
Maia ist zwar die älteste von sechs Schwestern, lebt aber als einzige noch immer in ihrer Heimat „Atlantis“, einem Anwesen am Genfer See. Sie besucht gerade eine Freundin in London, da meldet sich ihre Ersatzmutter Marina mit der schrecklichen Nachricht bei ihr, dass ihr Adoptivvater Pa Salt plötzlich verstorben ist. Wie auch ihre Schwestern reist sie schnellstmöglich nach Atlantis, um dort seinen letzten Willen zu erfahren. Jeder Adoptivtochter hat Pa Salt Hinweise auf ihre Herkunft hinterlassen, denen sie folgen können, wenn sie dies möchten. Maia zögert kurz, folgt dann aber den Hinweisen nach Rio de Janeiro. Dort findet sie eine heruntergekommene Villa, in der man nicht mit ihr reden möchte. Doch so schnell gibt Maia nicht auf. Gemeinsam mit ihren Bekannten Floriano recherchiert sie und taucht schon bald in die 1920er Jahre und die berührende Geschichte ihrer Vorfahrin Izabela ein…

Meinung
Als ich hörte, dass „Die sieben Schwestern“ der Auftakt einer Reihe ist, die sieben Bände umfassen soll, war ich zunächst skeptisch. Möchte ich so eine lange Reihe wirklich beginnen? Als ich dann aber hörte, dass sich dieser erste Band nur um eine der Schwestern dreht, siegte meine Neugier auf Lucinda Rileys neuestes Werk.

Zu Beginn der Geschichte lernt man die sechs Schwestern kennen, die aufgrund des Todes ihres Adoptivvaters nach Atlantis zurückkehren. Warum es sich entgegen des Buchtitels nur um sechs und nicht um sieben Schwestern handelt wird früh angedeutet und legt die Vermutung nahe, dass den Leser hier wohl ein bänderübergreifendes Geheimnis erwartet. Die sechs Schwestern verbringen nur eine kurze Zeit auf Atlantis, doch in dieser Zeit wird schnell klar, dass sie nicht nur aus ganz unterschiedlichen Teilen der Erde stammen, sondern auch völlig verschiedene Persönlichkeiten besitzen. Ich freute mich daher, jede einzelne von ihnen im Laufe der Reihe genauer kennenlernen zu dürfen.

Nach einigen Auftaktkapiteln verlassen die Schwestern Atlantis wieder und zurück bleibt nur Maia, auf die sich dieser erste Band fokussiert. Lucinda Riley nimmt sich zunächst Zeit, den Leser mit Maia vertraut zu machen und es nachvollziehbar zu machen, wie sie denkt und fühlt. Schnell fühlte ich mich der Protagonistin nahe und machte mich an ihrer Seite auf nach Rio de Janeiro. Hier beginnt Maia mit ihrer Recherche und findet bald spannende Dinge über ihre Familie heraus. Um den Leser auch an dieser Geschichte hautnah teilhaben zu lassen, springt die Erzählung für lange Zeit in die Vergangenheit und lässt das Rio der 1920er Jahre lebendig werden. Besonders interessant fand ich, dass der Bau der Christo-Statue eine nicht unbedeutende Rolle spielt. Izabelas Geschichte konnte mich fesseln und berühren, und als ich auftauchte und mich wieder in Maias Handlungsstrang des Jahres 2007 wiederfand konnte ich kaum glauben, dass Dutzende von Seiten verflogen waren.

Auch an Maia gehen die Reise und die Ergebnisse ihrer Recherche nicht spurlos vorbei. Was sie erfährt und erlebt bringt sie dazu, ihr eigenes Leben auf Herz und Nieren zu prüfen und sich selbst zu fragen, welchen Weg sie in Zukunft einschlagen möchte. Bislang nicht hundertprozentig nachvollziehbar fand ich allerdings, warum Pa Salts Hinweise Maia ausgerechnet zu der über achtzig Jahre alten Geschichte von Izabela und nicht zu der eines anderen Familienmitglieds führen. War er der Überzeugung, dass Maia aus dieser Geschichte am meisten für sich selbst mitnehmen kann? Ich hatte vor allem den Eindruck, dass Maias Sprung ins Ungewisse und die Tatsache, dass sie in diversen Situationen ihre Angst überwinden musste, sie am meisten voran gebracht haben. Es machte Spaß, die große Entwicklung, die sich im Laufe des Buches durchmacht, zu verfolgen.

Auch wenn Maias Recherchen am Ende des Buches abgeschlossen sind, ist ihre Geschichte noch nicht ganz vorbei, und die ihrer Schwestern erst recht nicht. Anfangs skeptisch freue ich mich jetzt sehr, Maia noch nicht ganz loslassen zu müssen, denn sie wird hoffentlich in den Folgebänden weiterhin eine Nebenrolle spielen. Die letzten Seiten machten zudem große Lust darauf, als nächstes in Allys Leben einzutauchen.

Fazit
„Die sieben Schwestern“ ist ein berührender Reihenauftakt, dessen interessante Grundidee gelungen umgesetzt wurde. Die zurückhaltende Maia muss bei der Suche nach ihrer Vergangenheit endlich lernen, ihre Ängste zu überwinden. Dabei taucht sie ein in die Geschichte ihrer Vorfahrin Izabela, die sich zwischen Liebe und Familie, zwischen Loyalität und Leidenschaft entscheiden muss. Auch wenn die übergreifenden Geheimnisse in diesem Auftaktband noch gänzlich unangetastet blieben und ich kleine Kritikpunkte hatte, hat mich die Geschichte insgesamt so sehr fesseln können, dass ich fünf Sterne vergebe. Wer Familiensagen mag, wird in diesem Frühjahr nicht an „Die sieben Schwestern“ vorbeikommen!

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Titel: Die sieben Schwestern

Autorin: Lucinda Riley

Übersetzerin: Sonja Hauser 

Hardcover: 544 Seiten
Erscheinungsdatum: 9. März 2015
Verlag: Godlmann Verlag
Handlungszeit: 2007 und 1927/28
Hauptandlungsorte: Anwesen am Genfer See, Rio de Janeiro, Paris
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Donnerstag, 26. März 2015

[Lesungsbericht Sebastian Fitzek] oder wie ich auszog, um ein Brötchen zu kaufen, und mit einer Lesungskarte wiederkam



 
Hallo liebe LeserInnen,

als ich am Montag morgen in aller Früh in den Zug von Düsseldorf nach Berlin gestiegen bin, ahnte ich noch nicht, dass ich am nächsten Abend eine Lesung von Sebastian Fitzek besuchen würde. Ich war beruflich in der Nähe von Berlin und dazu in einem Hotel untergebracht. Ohne Auto mitten im Wald kann man zwar die Natur genießen, kommt ohne Taxi allerdings nicht sehr weit. Google verriet mir aber, dass der nächste Supermarkt zu Fuß nur eine Viertelstunde entfernt liegt. Mit dem festen Vorsatz, mir ein Brötchen zu kaufen, machte ich mich also auf den Weg, raus aus dem Wald, rein in die nächste Ortschaft. Bis zum Supermarkt kam ich aber erst einmal nicht, denn kurz davor zog mich das Schaufenster einer Buchhandlung an. Dieses bewarb nichts anderes als eine Lesung von Sebastian Fitzek am nächsten Tag. Zufälle gibt’s! Wenige Minuten später war ich stolze Besitzerin einer der letzten noch verfügbaren Lesungskarten und schon 24 Stunden später konnte es im Bürgersaal von Kleinmachnow losgehen.

Rund 200 Besucher hatten sich zur Lesung des Bestsellerautors eingefunden. Zum Auftakt thematisierte Sebastian Fitzek den schrecklichen Flugzeugabsturz der Germanwings-Maschine am Morgen, der sicherlich noch in allen Köpfen präsent war, und dass Ereignisse wie diese uns dazu bringen, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen. Für die meisten Menschen ein schwieriges Thema, dem sich viele offenbar lieber fiktiv in Form eines Thrillers in den eigenen vier Wänden stellen.

Anschließend lockerte Sebastian Fitzek die Atmosphäre mit einer Anekdote über die Buchhandlung, welche die Lesung organisiert hatte, auf. Hier wurde er nämlich im Jahr 2006, kurz nach der Veröffentlichung seines Debüts "Die Therapie", zum ersten Mal als Autor erkannt. Er hatte einer Bekannten von seinem Buch erzählt und die Buchhandlung aufgesucht, um ihr ein Exemplar zu kaufen. An der Kasse wurde er gefragt, ob er denn der Autor des Buchs sei. Woher konnte der Buchhändler das wissen, ganz ohne Autorenfoto im Buch? - Na klar, er hat mit EC-Karte bezahlt, auf der natürlich sein Name stand.

Weiter ging es mit zahlreichen Hintergrundinformationen zur Idee des Buchs und seinen Recherchen. Fitzek hat im Jahr 2005 zum ersten Mal selbst eine Kreuzfahrt unternommen, genau auf der Strecke Southhampton – New York, die auch die Sultan of the Seas in „Passagier 23“ nimmt. Die Thrilleridee wurde schließlich konkreter, als er einige Zeit später einen Bericht über die erstaunlich hohe Zahl an Menschen las, die jährlich auf hoher See spurlos verschwinden.


Natürlich hatte der Autor auch drei Stellen aus „Passagier 23“ ausgesucht, die er uns vorlas. Auf lange Lesungsblöcke verzichtete er nach eigener Aussage bewusst, da er die Erfahrung gemacht hat, dass die meisten Lesungsbesucher das Buch entweder schon kennen und nichts Neues erfahren oder das Buch noch nicht gelesen haben und nicht möchten, dass zu viel verraten wird. Stattdessen erzählte er lieber noch ein paar unterhaltsame Anekdoten rund um Kreuzfahrtschiffe und das perfekte Verbrechen und zeigte uns Outtakes, die beim Dreh für den Autorenfilm entstanden sind. Mühelos füllte er anderthalb Stunden, die sich sehr viel kürzer anfühlten.

Zum Abschluss gab es eine Fragerunde, in der er unter anderem ein wenig über seine neues Buch, „Das Joshua-Profil“, das im Oktober bei Bastei Lübbe erscheint, verriet. Wer auf Sebastian Fitzeks Facebookseite in den letzten Tagen die Suche nach Lendendorf verfolgt hat, konnte sich ebenfalls über Neuigkeiten freuen. Auf einer gemeinsamen Autofahrt erklärte Fitzeks vierjährige Tochter ihm vor einigen Tagen, dass sie inzwischen einen anderen Weg als einen Hubschrauberflug gefunden habe. Vor einem völlig heruntergekommenen Haus sagte sie, dass sie nun den Ort erreichen hätten, an dem ihre zehn Kinder gefangen gehalten werden. Geklingelt hat Sebastian Fitzek aber lieber nicht. Wie die Tochter wohl auf solche Ideen kommt? Ich freue mich schon auf das erste gemeinsame Werk der beiden! ;-)

Auch wenn ich aufgrund der Spontaneität des Lesungsbesuchs kein Buch zum Signieren eingepackt hatte, durfte ein gemeinsames Foto mit dem Autor nicht fehlen, bevor ich mich auf den Rückweg ins Hotel machte. Danke an Sebastian Fitzek und die Buchhandlung Natura für den gelungenen Abend!


Montag, 23. März 2015

[Rezension] Nathan Filer - Nachruf auf den Mond

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Titel: Nachruf auf den Mond
Autor: Nathan Filer
Übersetzerin: Eva Bonné
Erscheinungsdatum: 02.03.2015
Verlag: Droemer
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen
Handlungsort: Bristol und Ocean Cove (Cornwall) in England
                               Handlungszeit: Gegenwart



Im Buch „Nachruf auf den Mond“ lässt Nathan Filer seinen inzwischen 19 jährigen, an Schizophrenie erkrankten Protagonisten Matthew Homes, genannt Matt, seine Geschichte aufschreiben. Dies geschieht nicht an einem Stück, sondern wird immer wieder unterbrochen und zu einer anderen Zeit an unterschiedlichen Schreibplätzen fortgeführt.  Da der Roman in der Ich-Form geschrieben ist, kann der Leser Matt sozusagen über die Schulter schauen und das mag er eigentlich nicht, wie man im Lauf der Geschichte erfährt. Der Titel steht in Bezug auf den Bruder von Matt, den im jugendlichen Alter verstorbenen Simon, der an Muskelschwäche litt. Doch daran ist er nicht gestorben, sondern auf tragische Weise in einem Familienurlaub in Cornwall am Meer. Die Brüder hatten gute und schlechte Zeiten miteinander. Matt fühlt sich durch den Mond an das Gesicht seines Bruders erinnert. Eine Leiter auf dem Cover scheint Matt die Möglichkeit zu geben, einen Weg zu Simon zu bahnen. Neugierig wird die Leiter auch von einer Ameise begutachtet. Sie steht symbolisch für den großen Wunsch von Simon, eine Ameisenfarm zu besitzen. 

Matts Geschichte beginnt mit einem Ereignis, dass sich im Urlaub mit der Familie ereignet hat. Er schildert, wie er ein gleichaltriges Mädchen beobachtet, das mit seiner Puppe Beerdigung spielt, eine Beobachtung, die Folgen haben wird. Bereits zum Ende des ersten Kapitels erfährt der Leser, dass er seine Erzählung wohl nicht zu Hause aufschreibt. Er darf den Computer in der Therapiegruppe zum Schreiben nutzen und im Folgenden erzählt er hauptsächlich im Rückblick verschiedene Szenen aus seinem Leben, die er für besonders wichtig hält und die er in Bezug auf den Tod von Simon sieht, aber auch als Erklärung dafür, warum Simon ihm auch heute noch manchmal begegnet.  Seine Aufzeichnungen werden nicht zu einer Rechtfertigung für sein Handeln, er möchte, kann nicht seine Schuld damit begleichen, wenn denn da eine Schuld am Tod des Bruders wäre. Ohne das Matt es aufgeschrieben hätte, spürt der Leser unterschwellig die Schuldgefühle, die ihn bedrücken. Bis beinahe zum Schluss bleibt die Frage nach dem Warum. 

Nach und nach blättert sich in Versatzstücken dem Leser die ganze Geschichte auf. Das Besondere an diesem Buch ist die abwechslungsreiche Darstellung der Erzählstücke, die auch einige Male durch Zeichnungen unterbrochen sind. Matt ist ein Charakter, der durch seine Krankheit bedingt über die Wellenkämme des Lebens besonders hoch steigt beziehungsweise fällt.  Manches Mal muss der Leser erkennen, dass Matts Gedanken durch die Medikamente beeinflusst sind. Dieser hält sich selbst für eher unfreundlich und selbstsüchtig. Doch in seinen Aufzeichnungen beweist er oft genug das Gegenteil. 

Der Leser begleitet Matt auf diesem Wellenritt durch Höhen und Tiefen, fühlt mit ihm Liebe, Hass, Mitleid, Trauer. „Nachruf auf den Mond“ zeichnet sich durch eine realistische Darstellung aus, wohl auch weil der Autor selbst Pfleger in einer psychiatrischen Klinik war und daher den Alltag dort kennt. Der Roman ist bewegend und ungewöhnlich und daher auf jeden Fall eine Leseempfehlung!
 

Sonntag, 22. März 2015

[Rezension Hanna] Über uns der Himmel - Kristin Hamel


Inhalt
Seit Kate ihren Mann Patrick am Sylvesterabend 1999 kennengelernt hat, genießt sie jede Sekunde ihrer Zweisamkeit. Im September 2001 sind die beiden schon vier Monate verheiratet, da kommt Patrick am Abend spät nach Hause, weil er noch lange mit seiner Ex-Freundin aus war. Kate ist ein wenig beleidigt, doch am nächsten Morgen, dem 11. September, verspricht Patrick ihr, am Abend tolle Neuigkeiten mit ihr zu teilen. Daraus wird jedoch nichts, denn wenige Stunden später rast ein Flugzeug in den Nordturm der Twin Towers, genau dorthin, wo sich Patricks Büro befindet…

Dreizehn Jahre später ist Kate noch immer nicht ganz über ihren Verlust hinweg. Der Heiratsantrag ihres neuen Freundes Dan sollte sie glücklich machen, doch stattdessen melden sich Zweifel. Als sie dann auch noch beginnt, sehr reale Träume von Patrick und ihrer gemeinsamen Tochter Hannah zu haben, ist sie vollends verunsichert. Wie viel der Träume ist Wirklichkeit? Sollte sie ihr Leben noch einmal überdenken?

Meinung
„Über uns der Himmel“ beginnt äußerst bedrückend, denn Kate berichtet von ihren letzten Stunden mit Patrick, bevor ihr gemeinsames Leben abrupt endet und Kate viel zu früh zur Witwe wird. Sie rekapituliert ihre letzten Gespräche, ihren letzten Kuss und schließlich die schrecklichsten Momente ihres Lebens, in denen sie miterleben muss, wie entführte Flugzeuge am 11. September 2001 in die Twin Towers rasen und Patrick als einer von Tausenden sein Leben lässt. Diese Seiten sorgten bei mir für Gänsehaut, denn auch bei mir waren durch Kates Erzählungen die Gefühle des Schocks und der Fassungslosigkeit, die ich damals bei den Fernsehbildern empfand, wieder präsent.

Nach einigen Seiten springt das Buch 13 Jahre in die Zukunft. Ich konnte mich gut in Kate hineinversetzen und es fiel mir leicht, nachvollziehen, dass Patrick auch nach all diesen Jahren ständig in Kates Gedanken präsent ist. Mit Dan konnte sie sich inzwischen zwar auf jemand anderen einlassen, doch schnell merkt man, dass sie sich in ihrem neuen Leben nicht rundum wohl fühlt. Dementsprechend gespannt war ich, welche Konsequenzen Kate aus ihren verwirrenden, realen Träumen von Patrick und ihrer Tochter Hannah ziehen wird.

Über den Hintergrund der Träume erfährt man wenig, und so bleiben diese während der Geschichte ein mystischer Faktor, auf den Kate und auch der Leser sich einlassen müssen. Vom Konzept her fühlte ich mich ein wenig an „Die Achse meiner Welt“ erinnert, auch wenn die Geschichte schließlich eine andere Richtung einschlägt. Gemeinsam mit Kate fieberte ich mit, wie viele Informationen aus ihren Träumen sich als Wirklichkeit entpuppen. Noch wichtiger für Kate sind jedoch die Impulse, ihr Leben zu überdenken, welche die Träume ihr geben.

Großen Spaß machte es mir, Kates Entwicklung während der Geschichte zu verfolgen. Angeregt durch die Träume trifft sie wichtige Entscheidungen, die ihr nicht nur bei der Aufarbeitung der Vergangenheit helfen, sondern auch dabei, nach vorn zu schauen und etwas gänzlich Neues auszuprobieren. Interessante Themen wie Musiktherapie, Schwerhörigkeit und das Pflegesystem in den USA sind ein Teil der Geschichte, bei denen die Autorin die Fakten geschickt mit ihrer Fantasie verwoben hat.

Die grundsätzliche Richtung der Geschichte war für mich schon früh vorhersehbar. Außerdem empfand ich es als Herausforderung, mich auf Kates mystische Träume einzulassen. Auf der anderen Seite fand ich es spannend, gemeinsam mit ihr zu ergründen, wie viel Wahrheit ist und was die Träume ihr vielleicht sagen wollen. Das Ende hat mich schließlich noch einmal richtig überraschen können, denn mit so manchem, was auf den letzten Seiten geschieht, habe ich doch nicht gerechnet und für mich war dies ein gelungener Abschluss.

Fazit
„Über uns der Himmel“ beginnt bedrückend und ruft auch die eigenen Erinnerungen an den 11. September 2001 wieder wach. Durch den großen Zeitsprung gewinnt man jedoch ein wenig Abstand zu den Ereignissen und begleitet die sympathische Protagonistin Kate dabei, die Vergangenheit aufzuarbeiten und endlich wieder nach vorn zu schauen, indem sie ihr Leben selbst aktiv gestaltet. Auch wenn Vieles vorhersehbar war und mir „Solange am Himmel Sterne stehen“ noch besser gefallen hat, hat mich das Buch berühren können. Neben Kates Selbstfindung spielt auch ihre Familie und die Liebe eine Rolle, zudem sollte man einer Portion Mystik nicht abgeneigt sein. Wer hinter diese Punkte einen Haken setzen kann, sollte sich „Über uns der Himmel“ nicht entgehen lassen!

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Titel: Über uns der Himmel

Autorin: Kristin Hamel

Übersetzerin: Veronika Dünninger

Taschenbuch: 448 Seiten
Erscheinungsdatum: 16. März 2015
Verlag: Blanvalet Taschenbuch Verlag
Handlungszeit: 2001 und 2014
Handlungsort: New York
Link zur Buchseite des Verlags

Donnerstag, 19. März 2015

[Rezension] Anna Quindlen - Ein Jahr auf dem Land

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Titel: Ein Jahr auf dem Land
Autorin: Anna Quindlen
Übersetzerin: Tanja Handles
Erscheinungsdatum: 02.03.2015
Verlag: DVA 
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen
Handlungsort: kleiner Ort im Osten der U.S.A.
Handlungszeit: Gegenwart


In ihrem Roman „Ein Jahr auf dem Land“ erzählt die Autorin Anna Quindlen von der Fotografin Rebecca Winter, die mit ihren beinahe 60 Lenzen einen radikalen Schnitt in ihrem Leben macht. Sie vermietet ihr eigenes Apartment in New York und mietet stattdessen für sich ein kleines Haus in einer ländlichen, waldreichen Gegend. Wie sich nach ihrer Ankunft herausstellt, ist das Haus nicht unbedingt so, wie sie es sich vorgestellt hat. Dieser Schritt zu einer so großen Veränderung geschieht nicht ganz freiwillig, denn die ihr zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel sind fast aufgebraucht, ihre Bilder verkaufen sich eher schlecht. Hier erwartet sie sich neue Inspiration und einen neuen Schaffensschub.

Bereits das Cover des Buchs zieht den Leser ins Landleben hinein. Die Äpfel auf einem rustikalen Tisch mit einem soliden Messer geschnitten, wandern üblicherweise direkt in den Mund, denn hier erwartet man unveränderte, unberührte Natur. Diese Ansprüche stellt Rebecca an die von ihr gemachten Fotos: sie sollen ihren eigenen unverfälschten Blick auf Gegenstände, Menschen, Tiere und Szenen wiedergeben, eben so wie sie sie vorfindet.

Die Protagonistin ist in wohlbehüteten Verhältnissen großgeworden, um Geld brauchte sie sich keine Sorgen zu machen, auch später in ihrer Ehe mit Peter nicht. Gleichzeitig war sie eingesponnen in die Erwartungen, die an sie als Frau, Kind und Mutter gestellt wurden. Den großen Durchbruch hatte sie unerwartet mit einem Foto aus ihrem haushälterischen Alltag. Von den Werken dieser Zeit zehrt sie bis heute. Doch inzwischen ist ihr Sohn Ben erwachsen geworden, ihre Ehe geschieden, ihre Eltern pflegebedürftig geworden und auf ihre finanzielle Unterstützung angewiesen. Mit ihrem Umzug ahnt sie nicht, wie sich dadurch ihr Leben verändern wird. Hier hilft man sich schneller als in der Stadt mit tatkräftiger Unterstützung und kostenlosem Rat. Doch erst als sie in ihrer neuen Unterkunft einschneit lässt die Abgeschiedenheit sie die deutlichen Unterschiede zu ihrer Vergangenheit sehen.

Anna Quindlen schreibt mit leichter Feder einen unterhaltsamen Roman. Das Besondere an ihrem Schreibstil ist es, dass sie gerne auch einen Blick auf Nebensächlichkeiten wirft. Manchmal findet der Leser Randbemerkungen und in Klammern sogar zuweilen einen Blick in die Zukunft. Das hat mir sehr gut gefallen. Die Autorin begleitet als allwissende Erzählerin ihre Protagonistin. Mit Feingefühl beschreibt sie die unterschiedlichen Situationen im Ereignisablauf. Allerdings diente die Inspiration im Beruf von Rebecca als Fotografin zwar dem Zweck, einer der Gründe für die Veränderung zu sein, blieb aber in seiner Darstellung eher dilettantisch. Neben Rebecca gibt es mit dem Dachdecker Jim, der Caféhausbesitzerin Sarah und dem Clown Tad noch weitere starke Charaktere, denen die Autorin ganz unterschiedliche Lebensgeschichten geschrieben hat, die sie alle in der kleinen Ansiedlung auf dem Land zusammenführt.

Das Handeln von Rebecca Winter kann Frauen ihres Alters ein Beispiel geben, dass es nicht zu spät ist, etwas Neues auszuprobieren, auch wenn es mit dem Herauslösen aus dem bisherigen Umfeld verbunden ist. Und nicht nur Mut, sondern auch ein offenes Herz kann zu neuen Erfahrungen gerade im Bereich der Liebe führen. Mir hat das Buch gut gefallen und ich empfehle es gerne an weibliche, vor allem ältere Leser weiter.

Mittwoch, 11. März 2015

[Rezension] Catherine Chanter - Die Quelle

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Titel: Die Quelle
Autorin: Catherine Chanter
Übersetzerin: Verena Kilchling
Erscheinungsdatum: 19.02.2015
Verlag: Scherz Verlag bei Fischer
rezensierte Ausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
Handlungsort: ein Anwesen im Westen Englands
Handlungszeit: eine nicht allzuferne Zukunft



Catherine Chanter konfrontiert ihre Leser im Buch „Die Quelle“ mit einem Szenario, das durchaus eines Tages in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein könnte. Es regnet seit Tagen und Wochen nicht mehr über den britischen Inseln. Einzig über dem Anwesen das der Protagonistin Ruth Ardingly und ihrem Ehemann Mark gehört und unter dem Namen „Die Quelle“ bekannt ist, gibt es Niederschläge. Doch nicht nur diese Tatsache sorgt im Buch für Konfliktstoff. Das Buch schildert ebenfalls einen Kriminalfall, denn auf dem Anwesen wird ein Junge  ermordet und sehr lange bleiben die Umstände des Mords ungeklärt. 

Das Cover des Buchs lässt den Leser auf einen Weg zwischen Bäumen schauen, an dessen Ende ein heller Lichtschein lockt, so wie für Ruth und Mark das Anwesen ein Hoffnungsstrahl, ein Neuanfang nach einem persönlichen Desaster ist. Doch nach einem verheißungsvollen Beginn werden beide mit einem sich verdichtenden Anspruch ihrer Umwelt auf die Wasserressourcen, die sich auf dem Gut befinden, bedrängt.

Bei dem in London lebenden Anwalt Mark Ardingly konnte der Verdacht, kinderpornographisches Material zu besitzen, zwar nicht bestätigt werden, jedoch bleibt ein gewisser Makel an ihm haften. Gemeinsam mit seiner Frau Ruth beschließt er daher, aufs Land zu ziehen. Sie erwerben das Anwesen „Die Quelle“ und erschließen sich nach und nach die Fähigkeiten, die das Landleben ihnen abverlangt. Doch dann regnet es nicht mehr im Land, sondern ausschließlich auf ihrem Besitz. Mit der Zeit steigt das Misstrauen der Nachbarn, dass dies nicht mit rechten Dingen zugehen kann. Es ist nicht möglich das Wasser umzuleiten. Schließlich wird auch das Interesse der nationalen Behörden geweckt. 

Die Erzählung beginnt zu einer Zeit, in der Ruth auf das Anwesen „Die Quelle“ zurückkehrt, in Polizeibegleitung und unter Hausarrest gestellt. Ruth erzählt die Geschichte aus ihrer Sicht in Ich-Form. Anhand ihrer Gedanken erkennt der Leser, dass etwas Schreckliches vorgefallen sein muss. Ruth schildert nicht nur die nun folgenden Wochen und Monate, in denen sie starken Beschränkungen und Restriktionen unterworfen ist, sondern auch die vergangenen Erlebnisse, die sie an diesen Punkt der Geschichte gebracht haben. 

Verstörend an der Erzählung sind der Gegensatz der Schönheit der Landschaft an der Quelle und das Wissen um die Dürre im Land. Durch die Vorwürfe gegen Mark in der Zeit als beide in London lebten, wurden auch Ruths Gefühle verletzt. Misstrauen gegen ihren Mann drängt durch die Ereignisse nach außen, wird sogar bewusst gestreut und ist doch unterschwellig schon lange vorhanden. Außerdem macht Ruth sich Vorwürfe in Bezug auf die Erziehung ihrer inzwischen erwachsenen Tochter.   Unterschwellig kommt bei ihr noch die Hilflosigkeit hinzu, den unter der Dürre leidenden Menschen nicht helfen zu können. 

Im Laufe der Zeit schotten sich Mark und Ruth immer mehr von der Welt außerhalb ihres Anwesens zurück. Dadurch findet Ruth genügend Zeit sich mit ihrer gegenwärtigen Situation auseinanderzusetzen und wird dabei immer unzufriedener, aber auch unsicherer. Die Freundlichkeit der vier selbsternannten Glaubensschwestern im Namen der Rose von Jericho trifft daher auf Nährboden. Vollends überzeugt es sie, auserwählt zu sein als letztes fehlendes Glied der Gemeinschaft, durch ihren Mädchennamen „Rose“. Eingesponnen in diesen emotionalen Mix wird eine einzige Nacht für sie zum Desaster mit der Folge, dass sie sich schuldig an dem Mord des kleinen Jungen glaubt. Vielleicht war es aber auch jemand anders. Allein ohne Vertraute auf dem Anwesen weiß sie die Schuldfrage nicht zu klären. An ihrer Seite findet sich nun der Leser wieder, der mit ihr versucht eine Antwort zu finden.

Beim Lesen ist unklar, welcher Charakter ohne Fehl und Tadel ist und gerade das macht den Roman so besonders. Die Suche nach der Wahrheit und der Gerechtigkeit erhält den Spannungsbogen bis zum Schluss aufrecht.  Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich empfehle es daher gerne an Leser weiter, die tiefgründige Romane mögen.

Dienstag, 10. März 2015

[Rezension Hanna] Devil's River - Thomas Thiemeyer


Inhalt
Die Studentin Eve, die ihrer Großmutter Lizzy schon immer nahe stand, erfährt bei deren Testamentseröffnung, dass sie nicht wie alle anderen Familienmitglieder nur einen Teil des Vermögens erbt. Stattdessen hat ihr Lizzy ihr Haus in Notting Hill gemeinsam mit zwei Schlüsseln vermacht. Der erste öffnet die Haustür, doch was hat es mit dem schweren Messingschlüssel auf sich? Eve begibt sich auf die Suche und findet eine Truhe, in der Lizzy ihr neben zahlreichen rätselhaften Dingen eine Geschichte hinterlassen hat. In dieser hat sie einen Teil der Familienchronik niedergeschrieben über die Zeit, als ihre Vorfahren in Nordamerika lebten. Eve versinkt im Nu zwischen den Seiten und reist ins Jahr 1878, wo sie eine höchst brisante Geschichte erwartet: Während der Frauenmörder Nathan Blake unter Hochdruck gesucht wird, muss die Indianerin River feststellen, dass sich in ihrem Dorf etwas Schreckliches zugetragen hat. Bald sollen sich ihre Wege kreuzen…

Meinung
Zu Beginn der Geschichte ist ein Zeitungsartikel aus dem Jahr 1928 abgedruckt, in dem rückblickend über den Fund hunderter Schädel auf dem Gipfel des Mont Tremblant im Jahr 1878 berichtet wird. Der Artikel erwähnt außerdem, dass der Fund mit einem mysteriösen Ereignis in Verbindung stand. Ich war neugierig, ob ich während der Geschichte mehr darüber erfahren würde. Erst einmal springt die Erzählung jedoch in die Gegenwart, wo ich Eve kennen lernte und mit ihr nach wenigen Seiten in die Geschichte ihrer Großmutter und damit ins Jahr 1878 abtauchte.

Eve tritt recht schnell in den Hintergrund, denn sie bildet nur den Rahmen für die Geschichte rund um die Indianerin River und den Mörder Nathan Blake. Deren Erzählstränge sind lange Zeit getrennt voneinander. Zum einen lernt der Leser River als Heilerin kennen, die auf der Suche nach Medizin ihr Dorf verlässt und bei ihrer Rückkehr feststellen muss, dass etwas Schreckliches geschehen ist. Sie ist eine selbstbewusste und starke Frau, die weiß, was sie will, und die ich schnell zu bewundern lernte. Zum anderen wird der Leser Zeuge der Jagd auf Nathan Blake. Hier wird sowohl aus der Perspektive von Deputy Scott Preston berichtet, einem Verfolger Nathans, als auch aus der Perspektive Nathans selbst. Durch Scotts Augen sieht man die Spur des Grauens, die Nathan hinterlässt und hofft gemeinsam mit ihm, dass der Mörder bald dingfest gemacht wird. Nathan selbst beschönigt seine Taten zwar nicht, doch mit seiner sympathische Art und seinem messerscharfen Verstand wirbt er stark um Sympathie, die ich ihm nur verweigern konnte, weil ich Scotts Wissen teilte.

Die Jagd auf Nathan führt immer wieder zu gefährlichen Szenen. Gleichzeitig fand ich es interessant, von River mehr über indianische Bräuche, die Kunst des Heilens und die düsteren Mythen ihres Stammes zu erfahren. Auch ihre Situation spitzt sich bald zu, was mich gemeinsam mit ihr bangen ließ. So blieb mein Interesse erhalten, auch wenn sich Rivers und Blakes Wege erst relativ spät kreuzen. Danach wird die Geschichte noch brisanter und interessanter. Inwiefern kann man seinem Herz und seinem Verstand trauen? Den Leser erwarten zahlreiche mysteriöser Ereignisse, bei denen jeder selbst beurteilen muss, was er gerade miterlebt hat, außerdem emotionale Momente und verwirrende Gefühle. Zwar war die Geschichte ab einem gewissen Punkt sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart vorhersehbar, das hat den Unterhaltungswert aber kaum gemindert. Der Abschluss hat mich absolut zufriedengestellt. Er gibt Interpretationsspielraum, lässt aber gleichzeitig keine Fragen offen, deren Beantwortung ich mir dringend gewünscht hätte.

Fazit
„Devil’s River“ ist ganz sicher kein Thriller im üblichen Sinn. Der Leser taucht tief ins Jahr 1878 ein, wo aus verschiedenen Perspektiven zum einen die Jagd auf einen Mörder geschildert wird und zum anderen eine Indianerin herausfinden möchte, was ihrem Stamm zugestoßen ist. Neben einer bedrohlichen Atmosphäre und gefährlichen Highlights erwartet den Leser auch eine große Portion Mystik, die Interpretationsspielraum lässt. Mit hat diese ungewöhnliche Geschichte großen Spaß gemacht, weshalb ich sie gerne weiterempfehle. Überquert den Fluss des Teufels und macht euch auf ins Abenteuer!

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Broschiert: 512 Seiten
Erscheinungsdatum: 2. März 2015
Verlag: Knaur
Handlungszeit: 2015 und 1878
Handlungsort: London und Nordamerika
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[Rezension Hanna] Schlusstakt - Arno Strobel



Inhalt
Vicky hat es bei der Castingshow Germany’s MegaStar durch das Vorcasting und die zweite Auswahlphase in München geschafft. Nun wartet Phase 3 auf die verbleibenden fünfzig Kandidaten: Auf einer kleinen Insel der Malediven sollen sie nicht nur ihr Gesangstalent unter Beweis stellen, sondern sich auch unerwarteten Prüfungen stellen, die ihnen die Härte des Showbusiness zeigen. Doch der Traum bekommt schnell Risse: Kandidaten werden gegeneinander ausgespielt, die Sieger von Gesangsduellen nicht nach Talent ausgesucht und Druck auf die Kandidaten ausgeübt, Dinge zu tun, die sich gut vermarkten lassen. Als dann ein Mord geschieht, weiß Vicky, dass sie nicht mehr tatenlos zuschauen und den Anweisungen der Jury folgen kann.

Meinung
Der Prolog des Buches macht schnell klar, dass sich die angekündigte Trauminsel bald in einen Albtraum verwandeln wird, denn der Leser erfährt, dass ein totes Mädchen gefunden wurde. Wer ist sie? Warum musste sie sterben? Diese Fragen machten mich neugierig auf die Geschichte. Diese springt erst einmal drei Tage in die Vergangenheit und berichtet von der Ankunft der fünfzig Kandidaten auf der maledivischen Insel, wo in den nächsten Tagen vierzig von ihnen ausscheiden sollen. Nur die letzten zehn werden in die Liveshows einziehen und weiter um einen Plattenvertrag und ein Million Euro kämpfen dürfen. Wie werden sich die Kandidaten verhalten, um als Sieger aus dem Wettbewerb hervorzugehen? Geht einer von ihnen tatsächlich über Leichen?

Vicky ist eine der Kandidaten von G.M.S. und von einer Freundin überredet worden, zum Vorcasting zu fahren. Zwar singt sie gern und freut sich über die Chance, doch schnell merkt man, dass sie die Show nicht um jeden Preis gewinnen will. Im Gegensatz zu anderen wird sie nicht vom Konkurrenzdenken angetrieben, sondern hat sich mit einigen anderen Kandidaten angefreundet und steht ihnen bei, wenn sie Hilfe brauchen. Durch dieses Verhalten wurde sie mir schnell sympathisch. Schon nach wenigen Seiten werden ihr von einem Mitarbeiter der Produktionsgesellschaft Worte in den Mund gelegt, die sie vor laufender Kamera wiederholen soll. Offensichtlich ist der Gesellschaft eine gute Vermarktung der Show durch Inszenierung wichtiger als Authentizität.

Vieles, was in den folgenden Kapiteln geschieht, schockiert Vicky, war für mich aber nur begrenzt überraschend, denn dass viele Castingshows heutzutage auf Inszenierung setzen und die Kandidaten nicht nach Talent sondern Vermarktungspotenzial auswählen, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Durch den Prolog weiß man aber, dass bald ein Mord geschehen wird, und auch mysteriöse Zwischenkapitel, in denen von einem vernachlässigten Mädchen berichtet wird, das fiktive Freunde hat, hielten meine Neugier wach. Auch wenn einige Zeit nichts Bedrohliches geschieht, flog ich zügig durch die Seiten, denn durch Vickys Augen eine Castingshow hautnah mitzuerleben übte auf mich einen gewissen Reiz aus.

Nach der Hälfte der Geschichte kommt es schließlich zum schon erwarteten Auffinden der Toten. Danach geht es in eher ruhigem Tempo weiter und Jury und Produktionsforma möchten die Castingshow ganz normal fortsetzen. Noch interessanter als die Spekulationen, wer wohl der Mörder ist und warum sich niemand so recht für eine Aufklärung des Falls interessiert, fand ich die Entwicklung, die Vicky durch das Ereignis durchmacht. Ihre Zweifel werden immer größer und durch ihre Nachforschungen deckt sie gleich mehrere überraschende Dinge auf, die für sie nicht ohne Konsequenz bleiben. Den Abschluss der Geschichte fand ich stimmig.

Fazit
„Schlusstakt“ blickt hinter die Kulissen einer fiktiven Castingshow und regt zum Nachdenken darüber an, wohin der Siegeswille einiger Kandidaten und der Wunsch nach bestmöglicher Vermarktung durch Inszenierung führen können. Auch wenn das Buch ruhig ist, man viele Dinge vorhersehen konnte und nervenaufreibende Spannung leider ausblieb, fand ich die persönliche Entwicklung von Vicky interessant. Ihre Hilfsbereitschaft und ihr Entsetzen über die Vorgänge hinter den Kulissen machten sie zu einer sympathischen Figur, deren Zeit als Teil einer Castingshow ich gerne verfolgt habe. Ich vergebe daher sehr gute drei Sterne.

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Broschiert: 224 Seiten
Erscheinungsdatum: 9. März 2015
Verlag: Loewe Verlag
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Montag, 9. März 2015

[Rezension Hanna] Schimmert die Nacht - Maggie Stiefvater


Inhalt
Einige Zeit ist vergangen, seit Isabel aus Mercy Falls weggezogen ist, und allmählich hat sie sich an ihr neues Leben in L.A. gewöhnt. Doch als plötzlich Cole vor ihr steht, fühlt sie sich mit einem Schlag in die Vergangenheit zurückversetzt. Er behauptet, nur wegen ihr in L.A. zu sein, doch das kann sie ihm nur schwer glauben. Denn die Nachricht, dass Cole seine Rockstar-Karriere wieder aufleben lassen will, verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Ausgerechnet die berüchtigte Baby North, die schon den Zusammenbruch so manches Stars gefilmt und ihren zahlreichen Fans im Internet gezeigt hat, soll ihm dabei helfen. Cole ist sich sicher, dass der Zusammenbruch bei ihm ausbleiben wird. Aber kann er auch Isabel davon überzeugen und sie dazu bewegen, endlich zu ihren Gefühlen für ihn zu stehen?

Meinung
Schon in der Mercy Falls-Trilogie mochte ich Cole und Isabel sehr und hatte am Ende des dritten Bandes das Gefühl, dass zwischen den beiden noch eine Menge ungeklärt ist. Umso mehr freute ich mich, also die Nachricht kam, dass es ein Spin-Off geben wird, in dem es nur um Cole und Isabel geht. Gleich auf den ersten Seiten merkt man einen deutlichen Unterschied zur Trilogie. Durch den Schauplatz L.A. ist die Atmosphäre des Buches eine ganz andere. Spaziergänge am Strand statt Frieren im Wald, Cocktailpartys statt Treffen im Diner und Musik, Musik, Musik.

Cole und Isabel haben sich seit der Trilogie weiterentwickelt, auch wenn man schnell merkt, dass die Gefühle zwischen den beiden noch immer dieselben sind. Isabel ist erwachsener geworden, sie hat die Schule abgeschlossen und macht einem Kurs zur Gesundheits- und Krankenpflegehilfe, um bald Medizin zu studieren. Cole hat unterdessen mit seinen früheren Exzessen abgeschlossen, die Droge, die ihn für ein paar Minuten zum Wolf machen kann, ist die einzige, die er braucht. So kann er sich nun auf die zwei Dinge fokussieren, die er wirklich will: Isabel und ein neues Album. Während er um Isabels Gunst kämpft, befassen sich weite Teile des Buches mit seiner Musik und der Internetshow, mit der Baby North die Arbeiten an seinem Album dokumentieren will. Diese will unbedingt Skandale sehen, was Cole nicht nur nervt, sondern womit sie außerdem seine Versuche, einen guten Eindruck auf Isabel zu machen, nicht nur einmal sabotiert.

„Schimmert die Nacht“ beinhaltet insgesamt sehr viel Contemporary und sehr wenig Fantasy. Das ist wohl der größte Bruch zur Trilogie. Grace, Sam und das Wolfsrudel sind in Sicherheit und werden nur ganz am Rande erwähnt, Coles Minuten als Wolf sind kurze Zwischenepisoden. Wer zu diesem Buch greift, sollte sich unbedingt bewusst sein, dass es hier ausschließlich um Cole, Isabel und ihre Beziehung zueinander dreht. Cole muss darum kämpfen, Isabel und der Öffentlichkeit zu beweisen, dass er sich tatsächlich geändert hat. Isabel ringt unterdessen vor allem mit ihren Gefühlen zu Cole: Kann sie ihm vertrauen oder werden sie gemeinsam untergehen, wenn sie dies tut? Emotionen, die Liebe zur Musik und die Tücken des Showbusiness machen dieses Buch aus, während man Action und Spannung vergeblich sucht.

Fazit
„Schimmert die Nacht“ rückt die wichtigsten Nebenfiguren der Wölfe von Mercy Falls-Trilogie in den Mittelpunkt der Geschichte und bietet eine emotionale Achterbahnfahrt, die stets vom passenden Soundtrack begleitet wird. Kann Cole Isabel erobern und gleichzeitig seine Rockstar-Karriere wieder aufleben lassen oder wird er sich entscheiden müssen? Isabels Sprunghaftigkeit fand ich bisweilen anstrengend, dafür ist mir Cole noch sympathischer geworden als in der Trilogie. Ich vergebe daher sehr gute vier Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung an alle Fans von Cole und Isabel!

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Titel: Schimmert die Nacht

Autorin: Maggie Stiefvater

Übersetzer: Sandra Knuffinke und Jessica Komina
Hardcover mit Lesebändchen: 400 Seiten
Erscheinungsdatum: 9. März 2015
Verlag: Loewe Verlag
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