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Montag, 27. April 2015

[Rezension] Horst Eckert - Schattenboxer

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Titel: Schattenboxer
Autor: Horst Eckert
Erscheinungsdatum: 27.02.2015
Verlag: Wunderlich Verlag
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen
Handlungsort: Düsseldorf
Handlungszeit: März 2014



„Schattenboxer“ von Horst Eckert ist der bereits zweite Fall für den Düsseldorfer Hauptkommissar Vincent Che Veih. Es ist allerdings kein Nachteil, wenn man den ersten Band nicht gelesen hat, da dieser Fall in sich abgeschlossen ist. Für Vincent Veih sind die aktuellen Ermittlungen in einer Mordserie wie Schattenboxen, denn kaum glaubt er Hinweise zur Auflösung der Vorkommnisse gefunden zu haben, scheinen diese nicht als Beweis herhalten zu können. Der Fall führt ihn zunächst zu weiteren Ermittlungen, die zwei Jahre zurückliegen und an denen Kollegen beteiligt waren. Und schließlich reichen die Ereignisse noch weiter in die Vergangenheit zu einem bedeutenden Fall nationalen Ausmaßes. Bei seinen Nachforschungen stößt er auf Widersprüche, aber Veih bleibt hartnäckig und lässt sich nicht einschüchtern.

Pia, 17 Jahre alt, hat sich das Leben genommen. Sie war die Tochter eines Kollegen von Veih. Vor ungefähr zwei Jahren war sie als Tatzeugin dabei, als einer ihrer Freunde erschossen wurde. Der Fall soll wieder aufgerollt werden, und aufgrund einer neuen Zeugenaussage wird vermutet, dass der damals als  Mörder verurteilte Thabo eventuell freigesprochen werden kann. Doch ist dieser Umstand eine Erklärung für Pias Selbstmord? Das junge Mädchen, das am Tag nach der Beerdigung von Pia auf deren Grab abgelegt wird, gehörte einer Initiative an, die Freiheit für Thabo fordern. Ihr Körper trägt grausame Spuren von Verletzungen. Eine weitere Verbindung der Mädchen zueinander besteht offensichtlich nicht. Während Vincent im Zuge des bevorstehenden Gerichtsverfahrens beauftragt wird, die damaligen Ermittlungen der Kriminalpolizei auf Korrektheit zu überprüfen, verschwindet eine junge Frau, die ebenfalls der Initiative für Thabo angehört hat. Wird Vincent es schaffen, den Serientäter zu stellen, bevor er sein nächstes Opfer töten kann? 

Vincent Veih hatte keine einfache Kindheit. Aufgewachsen ist er als Sohn einer linksextremistischen Mutter und eines rechtsextremistischen Großvaters. Doch aus beidem hat er Schlüsse gezogen für sein eigenes Leben. Er wohnt allein. Obwohl er im Moment wieder eine neue Beziehung hat, fühlt er sich sehr von seiner Freundin beansprucht. Im Vordergrund steht für ihn der Beruf, gerade bei den aktuellen Ermittlungen, bei denen eine rasche Aufklärung wichtig ist. Veih lässt sich nicht verbiegen und bleibt seiner selbst treu, auch nachdem von ihm aus den eigenen Reihen Loyalität eingefordert wird. Die Wahrheit ans Licht zu bringen ist für ihn vorrangig, auch dann noch, als seine Aufklärungsversuche ihn in Reichweite eines Geheimdienstes führen. Er ist nicht bei allen beliebt, weiß aber durchaus einzulenken. Auch das macht ihn mir sympathisch. 

Sowohl der Prolog als auch der Beginn der sieben Teile des Buchs führen den Leser in eine weiter zurückliegende Vergangenheit, bei denen Situationen geschildert werden, die in die aktuellen Fallermittlungen mittelbar hineinspielen und vor allem der Erklärung des Verhaltens einiger beteiligter Personen dienen. „Schattenboxer“ ist ein komplex aufgebauter Krimi. Die Verflechtungen der Handlungen aus den verschiedenen zurückliegenden Zeiten mit den aktuellen Geschehnissen zeigen sich erst nach und nach und erhalten so den Spannungsbogen über den gesamten Krimi hinweg. Viele Dialoge bieten häufig einen raschen Wortwechsel, über den man nur so hinweg fliegen kann. Mich hat der Krimi von Beginn an gefesselt und konnte mich überzeugen. Es gefällt mir auch, dass ich viele Handlungsorte des Buchs kenne und mir daher auch die Szenen, die an öffentlichen Plätzen spielen, besonders gut vorstellen kann. Gerne empfehle ich ihn weiter und freue mich auf Folgebände. 

Sonntag, 26. April 2015

[Rezension Hanna] Atemlos von Ashley Elston



Inhalt
Anna und ihre Familie sind endlich kein Teil des Zeugenschutzprogramms mehr, denn Sanchez, der Mann, vor dem sie sich verstecken mussten, ist tot. Doch das Gefühl von Freiheit währt nur kurz an. Auf einer Party erhält Anna ihr Tagebuch zurück mit einer Nachricht von „T“ zurück, dass sie sich vielleicht eines Tages wiedersehen. Kurz darauf werden ihr Haus und Ethans Van durchsucht. Warum lässt der falsche Agent Thomas sie nicht in Ruhe, nachdem er sie hat laufen lassen? Was plant er? Agent Williams vermutet einen Maulwurf in den eigenen Reihen, weshalb sich Anna und Ethan mit ihren Familien in ein Jagdcamp zurückziehen, an dem Ethans Vater erst kürzlich Anteile erworben hat. Doch auch an diesem abgelegenen Winkel sind sie nicht vor Thomas sicher…

Meinung
Nachdem „Spurlos“ damit endete, dass Anna ihr Tagebuch zurückerhält und damit ahnt, dass alles doch noch nicht vorbei ist, war ich sehr gespannt auf die Fortsetzung. Was hat der Killer Thomas vor, nachdem er Anna beim letzten Aufeinandertreffen nicht umgebracht hat, obwohl er die Gelegenheit dazu hatte? Der Einstieg ins Buch fiel mir leicht, denn es beginnt nur wenige Tage nach der Handlung von „Spurlos“ und es werden zunächst die wichtigsten Ereignisse rekapituliert. Auch wenn man das Buch dank dieser kurzen Zusammenfassung unabhängig vom Vorgänger lesen kann, empfehle ich trotzdem wärmstens, erst „Spurlos“ zu lesen, denn ihr werdet vieles noch besser verstehen.

Das Buch nimmt schnell an Tempo auf, denn schon nach wenigen Seiten hat nicht nur Annas Vater das FBI aufgrund des Tagebuchfunds eingeschaltet, sondern die Bedrohung wird konkreter, als ein Unbekannter Annas Haus durchsucht. Die Ungewissheit, was Thomas nun plant, nagt an Anna und machte auch mich neugierig darauf, mehr über seine Motivation herauszufinden. Die Flucht aus der Stadt mag zunächst wie eine übertriebene Vorsichtsmaßnahme wirken, doch es dauert nicht lange, bis Thomas tatsächlich wieder persönlich auf der Bildfläche auftaucht.

Nachdem im Vorgänger Annas Leben im Zeugenschutzprogramm beleuchtet wurde, geht dieses Buch auf das Thema Entführung ein. Ich fand die Begründung, warum es zur Entführung gekommen ist, etwas haarsträubend. Es geht nicht um Lösegeld, sondern um etwas viel komplexeres, dass man nur nach und nach begreift und erst ganz zum Schluss wirklich durchschauen kann. Annas Gefühle als Gefangene wurden aber gut vermittelt und ihre Verzweiflung wurde spürbar gemacht.

Durch die Gesamtsituation ist die Atmosphäre während des gesamten Buches angespannt. Immer wieder kommt es durch brenzlige Situationen und mutige Wagnisse zu Spannungsspitzen. Dazwischen werden Anna und dem Leser aber auch Verschnaufpausen eingeräumt, in denen Gedanken sortiert, Vermutungen angestellt und neue Pläne geschmiedet werden können. Zum Ende hin holt die Autorin dann noch einmal alles aus ihrer Geschichte heraus. Es gibt eine große Überraschung, einen schmerzhaften Abschied und auch Schüsse fallen. Für mich war der Abschluss des Buches absolut gelungen.

Fazit
In „Atemlos“ muss Anna feststellen, dass mit ihrem Verlassen des Zeugenschutzprogramms noch nicht alles vorbei ist. Als Entführungsopfer geht sie durch die Hölle und muss sich gleichzeitig fragen, welche Rolle sie überhaupt im großen Plan spielt. Setzte der Vorgänger vor allem auf untergründige Spannung, ging es in diesem Buch noch mehr zur Sache. Einige Begründungen für das Verhalten bestimmter Personen fand ich allerdings unglaubwürdig. Insgesamt konnte mich diese temporeiche Geschichte aber mitreißen und unterhalten, sodass ich eine klare Leseempfehlung für Fans von Jugendthrillern ausspreche!

*Werbung* Weitere Informationen zum Buch

Titel: Atemlos

Autorin: Ashley Elston

Übersetzerin: Elisa Martins
Gebundene Ausgabe, eBook inklusive: 351 Seiten
Erscheinungsdatum: 14. April 2015
Verlag: Mixtvision Verlag
Handlungszeit: Gegenwart
Handlungsort: USA
Link zur Buchseite des Verlags

Freitag, 17. April 2015

[Rezension] Cynthia Swanson - Als ich erwachte

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Titel: Als ich erwachte
Autorin: Cynthia Swanson
Übersetzerin: Ute Brammertz
Erscheinungsdatum: 02.03.2015
Verlag: Diana Verlag 
Hanlungsort: Denver (Colorado)/USA
Handlungszeit: 1962/63




Im Roman „Als ich erwachte“ nimmt Cynthia Swanson den Leser mit ins Jahr 1962 nach Denver/Colorado (USA). Dort lebt Katharyn Miller, Ende 30, Single. Katharyn, genannt Kitty führt gemeinsam mit ihrer langjährigen Freundin Frieda eine kleine Buchhandlung. Die Umsätze ihres Geschäfts sind rückläufig, eine Neuorientierung scheint unabwendbar. Doch Frieda und ihre Eltern sind ihr Rückhalt. Eines Tages erwacht sie in einem ihr unbekannten Schlafzimmer. An ihrer Seite ist ein Mann, der sich ihr auf Nachfrage als ihr Ehemann Lars Andersson vorstellt. Zwei Kinder fordern  ihre Aufmerksamkeit. Ohne darüber nachzudenken handelt sie instinktiv und fragt sich, woher sie weiß, was zu tun ist. Schon nach kurzer Zeit erwacht sie in vertrauter Umgebung. Ihr fällt ein, woher ihr der Name Lars Andersson bekannt ist. Vor einigen Jahren hatte sie ein Date mit ihm, zu dem er nicht erschienen ist. 


Immer wieder gerät Kitty nun in diese andere Welt, die sich zeitlich gesehen wenige Wochen in der Zukunft befindet.  In der Nähe von Lars zu sein fühlt sich für sie richtig an. Doch irgendetwas stimmt dabei nicht. Menschen, denen sie in ihrem Traum begegnen, bemitleiden sie ohne jedoch den Grund zu nennen. Und dann blitzt während einer Shoppingtour mit ihren Kindern der Name Michael in ihrem Kopf auf. Doch wer soll das sein? 


Das Cover ist retromäßig im Stil der 1960er Jahre gestaltet. Die Autorin versteht es, in ihren Roman viele Details dieser Zeit einzubinden. Der Titel trifft den Kernpunkt des Romans, denn durch ihre Träume gelangt Kitty von einer geträumten Welt in die andere. Sie erträumt für sich eine Welt, die doch so anders ist wie ihre eigene, aber ihre hätte sein können, wenn manche Dinge an bestimmten Punkten einen anderen Verlauf genommen hätten. Der Roman ist faszinierend. Beide Leben der Protagonistin sind real denkbar. Die Übergänge sind fließend. Beide Leben sind mit alltäglichen Sorgen und Problemen, aber auch mit vielen angenehmen Dingen gefüllt, doch von gänzlich unterschiedlicher Art. In der einen Welt ist Kitty erfüllt von ihrer Arbeit in der Buchhandlung, im anderen Leben scheint sie ganz Ehefrau und Mutter zu sein. Erst im ständigen Vergleich wird Katharyn bewusst, was ihr in den jeweiligen Welten fehlt und wonach sie sich sehnt. 


Der Roman ist in der Ich-Form geschrieben. Auf diese Weise kann der Leser Katharyns Gedanken und Gefühle teilen. Er begleitet sie bei ihrer Suche nach Spuren ihres Lebens in der jeweiligen Welt. Es sind aber nicht nur materielle Dinge die Katharyn entdeckt, sondern tief in ihrem Innern bildet sich langsam eine neue Sicht auf ihr Leben. Mit und mit erkennt sie, wer ihr wohlgemeint zugeneigt ist, welche Fehler sie begangen hat, wie sie diese korrigieren kann und auf welche Weise es ihr gelingen wird, ihre Zukunft so zu gestalten, dass sie ihre Fähigkeiten und Kenntnisse mit Gewinn einbringen kann.


Cynthia Swanson setzt in dieser locker leicht erzählten Story geschickt spannende Momente ein, so dass sich eine gewisse Sogwirkung entwickelt. Mit der ständigen Frage im Hinterkopf, die danach sucht, welche Welt nun die reale für die Protagonistin ist, begibt sich der Leser auf Spurensuche. Es muss doch irgendwo Straßen, Gebäude oder Menschen geben, die Hinweis auf die Realität liefern. Doch so einfach ist es nicht, wohl auch dadurch, dass die zeitliche Einordnung der beiden Welten nicht weit voneinander entfernt liegt. Ganz nebenher erkennt der Leser gemeinsam mit Katharyn, dass man seine gegenwärtigen Probleme nicht dadurch lösen kann, indem man in Träumen versinkt. 

Nur wer Hilfe zulässt und annimmt, selbst Überlegungen anstellt und mögliche Lösungen in die Tat umsetzt, wird sein Leben meistern. Dazu ist viel Vertrauen und Liebe notwendig. Ein wunderbares Buch, das ich sehr gerne gelesen habe.

Mittwoch, 15. April 2015

[Rezension] Marlene Klaus - Gloria und die Liebenden von Verona

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Titel: Gloria und die Liebenden von Verona (ein viktorianischer Krimi)
Autorin: Marlene Klaus
Erscheinungsdatum: 26.02.2015
Verlag: Dryas Verlag
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch
Handlungsort: Verona/Italien
Handlungszeit: viktorianisches Zeitalter



„Gloria und die Liebenden von Verona“ von Marlene Klaus ist in der Reihe „Baker Street Bibliothek“ des Dryas Verlags erschienen. Auf der Baker Street wohnte die fiktive Romanheld Sherlock Holmes, der seinen detektivischen Spürsinn vor allem aufgrund genauer Beobachtung und scharfer Schlussfolgerung bewies. Ganz in diesem Sinn bringt die Autorin ihre Protagonistin Lady Gloria Wingfield in eine Situation, in der ihr eben diese Eigenheiten bei der Aufklärung eines Mors helfen. 

Bereits die Aufmachung des Buchs lässt den Leser an eine Zeit von vor über hundert Jahren denken. Die Engländerin Gloria und ihre Großtante Josephine befinden sich auf einer Reise durch Europa.  Kurz vor Erreichen von Verona, ihrem nächsten Ziel, wird ihre Kutsche von einer in Tränen aufgelösten jungen Frau angehalten. Ihr Verlobter Giulio ist verschwunden, nachdem er sich offensichtlich mit einem Freund duelliert hat. Dabei ist der Freund erschossen worden. Nach den Umständen ist Giulio der Mörder. Doch daran mag die junge Frau nicht glauben. Einerseits weiß Gloria nicht wie sie ihr helfen soll, andererseits denkt sie, dass es nicht schaden kann, sich den Duellplatz einmal anzusehen. Unerwartet kommt die Hilfe des sich ebenfalls auf Reisen befindlichen Lord Lyndon. Sein Beistand ist ihr unangenehm, da er Frauen gegenüber gewisse Vorurteile zu haben scheint.

Im Vordergrund stehen natürlich die Ermittlungen im Mordfall. Zunächst gibt es noch keinen Anhaltspunkt, bis Gloria und Lord Lyndon aufgrund einer vagen Idee zum Platz des Duells zurückkehren. Danach fügen sie Steinchen für Steinchen zum Puzzle zusammen, das schließlich den Anlass des Duells offenlegt und damit auch den Mörder. Glorias Antrieb zur Hilfe liegt in einer Begebenheit ihrer eigenen Vergangenheit begründet. Das Leid von anderen berührt sie zutiefst. Diese Geschichte offenbart sich dem Lesenden ebenfalls mit und mit. Gloria ist eine für ihre Zeit selbständige englische Lady, die danach strebt, ihre Eigenständigkeit aufrecht zu erhalten. Männern steht sie daher eher skeptisch gegenüber. Lord Lyndon passt im Laufe der Geschichte seine Einstellungen aufgrund der aktuellen Erlebnisse  an und gewinnt dadurch bei Gloria an Sympathie.

Ganz nebenbei führt Marlene Klaus den Leser zu wichtigen Sehenswürdigkeit in Verona. Die Autorin hat sehr gut recherchiert, so dass man sich anhand der Beschreibungen die Orte und Umgebung wie beispielsweise auch die Kleidung der Personen gemäß der Zeit vorstellen kann. Außerdem gelingt es ihr eine Portion Liebe in die Geschichte einzuspinnen.

Der Krimi ist spannend, das Setting ist passend. Insgesamt ergibt sich für mich ein rundes Bild zu einem kurzweiligen Lesevergnügen. Eine Fortsetzung scheint vorgesehen.

Montag, 13. April 2015

[Rezension] Cecelia Ahern - Das Jahr, in dem ich dich traf

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Titel: Das Jahr, in dem ich dich traf
Autorin: Cecelia Ahern
Übersetzerin: Christine Strüh
Erscheinungsdatum: 12.02.2015
Verlag: Fischer Krüger Verlag 
rezensierte Ausgabe: Klappenbroschur
Handlungsort: Dublin/Irland
Handlungzeit: Gegenwart



Jasmine, 33 Jahre alt, ist gelernte Buchhalterin, eigenwillig und selbstbewusst. Ihre Ideen zu neuen Unternehmenszwecken führen sie dazu, neue Firmen zu gründen. Darum macht sie sich selbständig. Motiviert baut sie nacheinander mehrere eigene Unternehmen auf, um sie dann wieder gewinnbringend zu verkaufen. Zuletzt hat sie mit einem Geschäftspartner ein solches Unternehmen gestartet. Als sie dann das aktuelle Projekt verkaufen wollte, hat er sie gekündigt mit einem Jahr Freistellung. Jasmine hat nun sehr viel Zeit für ihre Freunde und für ihr Haus, das sie vor einigen Jahren gekauft hat und in das sie bisher wenig eigene Arbeit investiert hat. 

Der Leser lernt in dem Buch „Das Jahr, in dem ich dich traf“ von Cecelia Ahern die Protagonistin in der bisher schwierigsten Phase ihres Lebens kennen. Bisher war sie in allen Bereichen ihres Lebens immer gefordert. Ihre Mutter ist verstorben als sie noch ein Teenager war. Danach hat sie sich umso mehr um  ihre ein Jahr  ältere Schwester Heather gekümmert, die  das Down-Syndrom hat. Eigentlich kommt Heather in ihrem Leben selbständig zurecht, doch Jasmine kann ihre beschützende Rolle bis dato nicht ablegen. Durch die vielen leeren Stunden in ihrem nunmehrigen Alltag wird sie empfindlicher und leicht erregbarer für störende Elemente. Zu einem davon entwickelt sich Matt, der Radiomoderator aus dem Haus gegenüber. Matt stört ihre Nachtruhe durch laute Musik. Er überwirft sich mit seiner Frau, die daraufhin mit den Kindern auszieht, und trinkt zu viel Alkohol. An einem Gartentisch im Vorgarten verbringt er ganze Nächte. Es dauert etwas länger bis Jasmine sich traut mit ihm zu sprechen. Doch in Gedanken führt sie schon seit der ersten nächtlichen Ruhestörung in der Silvesternacht kontroverse Gespräche mit ihm. 

Was folgt ist ein Jahr, in dem nicht nur Jasmine genügend Zeit hat sich mit ihrem Leben auseinanderzusetzen und sich darüber klar zu werden, wie sie sich ihre Zukunft vorstellt. Auf ganz besondere Weise damit verknüpft ist Matt, der in diesem Jahr in eine ähnliche Situation gerät wie Jasmine. Im Vordergrund dieses Romans steht nicht die große Liebe, sondern das Erlernen von Verständnis, von nötigem Beistand zur rechten Zeit ohne aufdringlich zu werden und freundschaftlicher Nachbarschaftshilfe über die Grundstücksgrenzen hinweg. 

Die Autorin hat in ihrer Erzählung zu einem ungewöhnlichen Stilmittel gegriffen. Jasmine erzählt ihre Geschichte in der Ich-Form. Sobald sie aber Matt sieht oder an ihn denkt, beginnt eine innere Auseinandersetzung mit dem ihr zunächst fremden Nachbarn. Der Leser wundert sich vielleicht, warum Jasmine von Matt eine so schlechte Meinung hat. Doch im Laufe des Buchs offenbart sich der Zusammenhang. Die Protagonistin lernt im Laufe der Zeit, dass jeder nochmal eine weitere Chance braucht. Sie lernt sich loszulösen von ihren bisherigen Erwartungen und eingeübten Gewohnheiten. In Gartenarbeit findet sie einen Ausgleich, hier kann sie mit ihren Händen weiterhin etwas Neues schaffen. Und ihre Gedanken werden von den momentan trüben Berufsaussichten auf ganz andere Dinge fern der Alltagssorgen gelenkt. Im Wechsel der Jahreszeiten wandelt auch Jasmine sich.

Das Wichtigste für Jasmine ist es allerdings, dass sie die Fähigkeit erlangt, sich in andere Personen hineinzuversetzen und deren Motive zu verstehen, warum diese so und nicht anders gehandelt haben. So erklärt sich auch manche Begebenheit aus der Vergangenheit. Mit Einfühlungsvermögen vermag es auch der Leser sich in die Rolle der Jasmine einzudenken und mit ihr gemeinsam dieses ganz besondere Jahr mit all seinen Höhen und Tiefen zu erleben. Cecilia Ahern hat mit Jasmine und Matt zwei Charaktere geschaffen, die man nicht in allen Situationen liebenswert findet, was aber gerade das Interessante ausmacht. Denn natürlich hofft man darauf, dass beide in eine gute Zukunft gehen werden.