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Titel: Der Tag, an dem der Goldfisch aus dem 27. Stock fiel
Autor: Bradley Somer
Übersetzerin: Annete Hahn
Erscheinungdatum: 12.03.2015
Verlag: Dumont Verlag
Titel: Der Tag, an dem der Goldfisch aus dem 27. Stock fiel
Autor: Bradley Somer
Übersetzerin: Annete Hahn
Erscheinungdatum: 12.03.2015
Verlag: Dumont Verlag
rezensierte Buchausgabe: Klappbroschur
Handlungort: ein 27stöckiges Gebäude in irgendeiner großen Stadt
Handlungzeit: Gegenwart
Handlungzeit: Gegenwart
In seinem
Buch „Der Tag, an dem der Goldfisch aus dem 27. Stock fiel“ lässt Bradley Somer
den Goldfisch Ian sich kopfüber aus seinem Glas vom Balkon in die Freiheit
stürzen. Doch nicht er steht im Zentrum des Interesses, sondern das „Seville on
Roxy“, ein Gebäude in irgendeiner großen Stadt
mit 162 Wohneinheiten auf insgesamt 27 Etagen. Hieraus kann der Leser
geflissentlich schließen, dass Ian mit seinem Besitzer Connor auf der obersten
Etage wohnt, bevor er aus dem Goldfischglas entkommt. Die Farbgestaltung des
Buchs in kräftigen kontrastierenden Tönen zieht den Blick des Betrachters auf
sich. Während auf der Vorderseite Ian in Großaufnahme bei seinem Sturzflug zu
sehen ist, findet sich auf der Rückseite der obere Teil eines Hauses, der dem
Leser Einblick in Szenen gibt, wie sie auch im Buch zu finden sind und wie Ian
sie im Vorbeifliegen Richtung Erde vielleicht gesehen hat.
Das „Seville
on Roxy“ bildet den Rahmen für die Geschichten des Buchs, die in parallel ablaufen.
In diesem Gebäude finden die Begegnungen der Personen statt, von denen der
Autor in seinem Roman erzählt. Hier begegnet der Leser auf engem Raum Liebe und
Hass, Angst, Hoffnung, Leben und Tod. Bradley Somer schildert einen zeitlichen
Ablauf von ungefähr einer halben Stunde.
Noch bevor
der Goldfisch seine Reise in die Tiefe antritt, steht die junge Katie vor dem
Haus mit dem Entschluss ihren Freund Connor zu besuchen, weil sie von ihm erfahren
möchte, ob er sie genauso liebt wie sie ihn. Und so beginnt der Lauf der
Handlungen. Gleich in der Eingangshalle beim Aufzug trifft Katie auf den
Hausmeister Jimenez, der gerade einen der zwei Lifte repariert, die beide
defekt sind. Er lebt allein und verrichtet gerne seine Arbeit, weil er sich
dann nützlich vorkommt. In der erzählten halben Stunde lernt er Garth kennen
und beide treten aus ihrem eigenen Schatten. Petunia verlebt in dieser halben
Stunde eine schlimme Zeit, denn sie ist schwanger und hat unerwartet heftige
Wehen. Ihr Freund ist nicht zu erreichen, die Hebamme ebenfalls nicht. Sie verlässt
ihr Apartment, um Hilfe zu suchen. Ferner begegnet der Leser in den
Geschichten noch der leichtlebigen Faye, der Sauberkeitsfanatikerin Claire und
dem Jungen Herman, der zu Hause von seinem Opa unterrichtet wird außer dem er
keine Familie mehr hat.
Begegnen sich
zwei Personen in der Erzählung, wird die Szene in verschiedenen Kapiteln aus
beiden Sichten beschrieben. Dazu wechselt jeweils die Perspektive und der Autor
geht in der Zeit kurz zurück, um die Sequenz erneut zu beschreiben. Er
schildert die Geschehnisse als allwissender Erzähler mit manchen Rückblicken,
erlaubt sich aber auch einige Ausblicke auf die Zukunft. Die fünf- bis
sechsseitigen Kapitel enden häufig mit einem Cliffhanger, so dass von Beginn an
Spannung aufkommt. Ich wollte wissen, was im Päckchen ist, dass Garth mit sich
heimbringt. Ich wollte wissen, ob es Connor vor Katies Eintreffen schafft,
seine Wohnung rechtzeitig in Ordnung zu bringen und ich wollte ebenso wissen,
ob Petunia Hilfe bei der Geburt ihres Babys findet. Dadurch flogen die Seiten
nur so dahin.
Auch durch
das Aufeinandertreffen der verschiedenen Charaktere, von denen die zweite Figur
eventuell noch unbekannt ist, werfen sich aus der Situation heraus Fragen nach
dem Fortgang der Erzählung auf, die nur durch Weiterlesen geklärt werden können.
Zwischendurch wechselt der Schauplatz auch immer mal wieder vom Innern des
Hauses auf den außen vorbeistürzenden, nur kurzfristig denken könnenden Ian.
Mit ihm gemeinsam nimmt der Leser Momentaufnahmen durch die Fensterscheiben
wahr und schaudert beim Gedanken an das unvermeidliche Ende von Ian beim
Eintreffen am Boden. Doch hier wird es eine große Überraschung geben.
Die Zeit der
halben Stunde reicht nicht aus, um die Personen näher besser kennenzulernen,
aber um einen kleinen Einblick in ihre Gedankenwelt zu erhalten und
unterschiedliche Wahrnehmungen einzelner Situationen zu bekommen. Im „Seville
on Roxy“ sind viele Schicksale auf kleinem Wohnraum vereint. Und nur wer den
Mut hat, über den Tellerrand seines eigenen Lebens zu schauen, wird sein eigenes
Leben mit neuen Erfahrungen bereichern können. Dieses Buch ist ein bunter
Strauß Geschichten und ein wirklicher Lesegenuss.