Samstag, 30. Mai 2015

[Rezension Hanna] Ein Bild von dir & Die Tage in Paris - Jojo Moyes




Kurzeindruck "Die Tage in Paris"

Vor der Lektüre von „Ein Bild von dir“ habe ich die Vorgeschichte, „Die Tage in Paris“, gelesen. In dieser lernt man Sophie und Édouard im Jahr 1912 sowie Liv und David im Jahr 1998 während ihrer Flitterwochen in Paris kennen. Wie auch die Hauptgeschichten hat die Autorin beide Geschichten über ein Bild verknüpft. Beide Frauen sind über den Verlauf ihrer Flitterwochen nicht sonderlich begeistert, entdecken dann aber noch einmal eine ganz neue Seite an ihrem Liebsten.

Zur Einstimmung auf den Roman hat mir das Buch sehr gefallen. Man lernt beide Protagonistinnen „davor“ kennen, also bevor Sophies Mann in den Krieg gezogen ist und in Livs Mann ganz unerwartet verstorben ist. Für das Verständnis von „Ein Bild von dir“ ist die Geschichte nicht zwingend notwendig. Ich kann euch diese Kurzgeschichte aber nur ans Herz legen.


Rezension "Ein Bild von dir"

Inhalt
St. Péronne, 1916: Die Künstlergattin Sophie hat sich im zweiten Weltkrieg aus Paris in ihr Heimatdorf und das Hotel ihrer Familie zurückgezogen. Doch das Dorf steht inzwischen unter deutscher Besatzung. Während ihr Mann Édouard im Krieg ist, muss sich Sophie mit Bruder, Schwester, Nichte und Neffe durchschlagen und gegen den Hunger kämpfen. Als ein neuer Kommandant in den Ort kommt und beschließt, dass im Hotel ab sofort für die deutsche Besatzung gekocht werden soll, bringt das Sophie in eine heikle Lage.

Sophie kann nicht ahnen, dass ausgerechnet ein Porträt von ihr neunzig Jahre später einer anderen Frau alles bedeuten wird. Liv erhielt das Porträt von ihrem Mann David, der nun schon seit vier Jahren tot ist. Doch nun soll es ihr weggenommen werden, da es sich angeblich um Raubkunst handelt. Trotz ihrer hohen Schulden beschließt Liv, um das Bild zu kämpfen.

Meinung
Im ersten Teil des Buches dreht sich alles um die mir schon aus der Vorgeschichte bekannte Sophie. Ihr Leben hat sich inzwischen völlig verändert, denn sie befindet sich in einem von den Deutschen besetzten Dorf. Schnell konnte ich mich in ihre schwierige Lage hineinversetzen, bangte um Édouard und die Sicherheit der Familie.

Sophie ist mir dabei unglaublich schnell ans Herz gewachsen, weshalb ich mich kaum von der Erzählung ihres Schicksals lösen konnte. Welche Konsequenzen hat es für sie, dass sie nun für die deutschen Besatzer kochen muss? Was für ein Mensch ist der neue Kommandant wirklich? Die Situation ist höchst angespannt, jeder Fehltritt könnte schwerwiegende Folgen haben. Doch Sophie lässt sich nicht unterkriegen, wofür ich sie sehr bewundert habe. Die Faszination des Kommandanten für ein Porträt, das ihr Mann von ihr angefertigt hat, lässt sie schließlich alles so wagemutig auf eine Karte setzen, dass ich mich um sie fürchten musste.

Nach 184 Seiten endet Sophies Geschichte für den Moment mit einem fiesen Cliffhanger. Das Buch springt ins Jahr 2006 zu Liv. Wie Sophie hat auch diese ihren Mann verloren – allerdings ohne Hoffnung auf Rückkehr, denn er ist verstorben. Seitdem hat sie ihr Leben nur noch mäßig im Griff, vor allem die stetig steigenden Schulden werden allmählich zum Problem. Umso mehr konnte ich verstehen, wie sehr ihr Herz an dem Porträt hängt, dass ihr Mann ihr geschenkt hat. Sophies Abbildung ist eine der wenigen Quellen, die ihr Kraft geben. Auch ihr fühlte ich mich in Windeseile nahe.

Liv lernt bald einen Mann kennen, der genau der Richtige für einen Neuanfang zu sein scheint. Leider müssen die beiden schnell feststellen, dass ein riesiges Hindernis eine Beziehung undenkbar macht. Die Geschichte bietet romantische Szenen ebenso wie dramatische, denn der Vorwurf, dass es sich bei Livs geliebtem Bild um Raubkunst handelt, wirft bald ungeahnte Wellen. Ich konnte Livs Entscheidung, um das Bild zu kämpfen, sehr gut nachvollziehen. Gemeinsam mit Liv macht man sich daran, mehr Informationen zur Rechtslage in solchen Fällen zu sammeln, wodurch ich einen guten Überblick über das Thema erhielt. Die ganze Situation war so spannend und dramatisch, dass ich das Buch kaum zur Seite legen konnte. Livs Geschichte wird schließlich immer wieder von kurzen Rückblenden zu Sophie unterbrochen, sodass man auch erfährt, wie es für sie weiterging. Beide Schicksale konnten mich sehr berühren und am Ende hatte ich einen dicken Kloß im Hals.

Fazit
„Ein Bild von dir“ ist ein ganz großartiges Buch, das mich gefesselt und bis zur letzten Seite nicht mehr losgelassen hat. Der Autorin ist es gelungen, mich den Protagonistinnen ganz nahe fühlen zu lassen. Gemeinsam mit ihnen bin ich durch Höhen und Tiefen gegangen, wobei die Hoffnung nie ganz verloren ging. Dieses Buch ist voller Emotion und Gefühl, es hat mich nicht mehr losgelassen. Lest es, unbedingt!


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Titel: Ein Bild von dir
Autorin: Jojo Moyes
Übersetzerin: Karolina Fell
Klappenbroschur: 544 Seiten
Erscheinungsdatum: 23. Januar 2015
Verlag: Rowohlt Polaris
Handlungszeit:1916 & 2006
Handlungsort: St. Péronne & London
Link zur Buchseite des Verlags 


Titel: Die Tage in Paris
Autorin: Jojo Moyes
Illustratorin: Claire Rollet
Übersetzerin: Karolina Fell
Hardcover: 112 Seiten
Erscheinungsdatum: 23. Januar 2015
Verlag: rororo
Handlungszeit:1912 & 1998
Handlungsort: Paris
Link zur Buchseite des Verlags

Donnerstag, 28. Mai 2015

[Rezension] Jussi Adler-Olsen - Verheissung: Der Grenzenlose


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Titel: Verheissung - Der Grenzenlose
Autor: Jussi Adler-Olsen
Übersetzer: Hannes Thiess
Erscheinungsdatum: 16.03.2015
Verlag: dtv Verlag 
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
Handlungsort: Kopenhagen/Dänemark, Insel Bornholm (Dänemark), Insel Öland (Schweden)
Handlungszeit: 2014



„Verheissung“ von Jussi Adler-Olsen ist der sechste von geplanten zehn Fällen für Carl Morck und seinem Team vom Sonderdezernat Q. Der Untertitel beziehungsweise die  Übersetzung des Originaltitels lautet „Der Grenzenlose“, damit ist ein Charakter des Krimis gemeint, der sich mit esoterischen Lehren auseinandergesetzt hat und diese mit eigener Gefolgschaft inzwischen lebt. Das Pendel auf dem Cover ist ein Requisit mit dem Carl Morck in Berührung kommt. Eine wichtige Rolle spielt es nicht, steht aber sinnbildlich für die in diesem Buch erwähnten verschiedenen Kulte. 

Im Prolog stellt der Autor eine junge Frau vor, die gerade von einem Auto angefahren worden ist. Später stellt sich schnell heraus, dass sie danach verstarb. Die Geschichte spielt drei Jahre nach dem letzten Band. Es scheint Ruhe im Alltag des Sonderdezernats Q eingekehrt zu sein. Das Telefon läutet und der kurz vor der Pensionierung stehende Kollege Habersaat aus dem fernen Bornholm verlangt ausdrücklich nach Morck. Er bittet ihn, einen bestimmten Fall aufzugreifen, doch Carl wimmelt ihn ab mit dem Hinweis, dass die Kapazitäten erschöpft sind. Tags darauf, bringt der Kollege sich um. Carl greift den Fall nun doch auf und reist mit seinen Assistenten Rose und Assad auf die Insel. Dort wurde vor 17 Jahren eine junge Frau getötet, Habersaat hatte die Leiche kopfüber in einem Baum hängend gefunden und bekam dieses Bild nicht mehr aus dem Kopf. Der Verursacher des Unfalls wurde nie gefunden. Die Beweise, die der Bornholmer Kollege zusammengetragen hat, führen Carl Morck und sein Team auf die Spur eines Sonnenkults, dessen Meister zur Zeit des Unfalls vor Ort war. 

Neben diesem Haupterzählstrang gibt es eine parallele Handlung, die im Jahr 2013 beginnt. Pirjo, um die 40 Jahre alt, ist die Organisatorin eines Zentrums, das einer esoterischen Bewegung anhängt, seit vier Jahren besteht und von Atu geleitet wird. Dieser hat ihre Liebe nie erwidert, doch sie tut bis dato alles, damit sich dies ändert. Sie geht förmlich sogar über Leichen.  

Das Sonderdezernat Q besteht schon seit sieben Jahren und das Team hat sich gut eingespielt und anscheinend etliche Fälle aufgearbeitet. Carl Morck weiß um die Qualitäten aber auch Schwierigkeiten seiner Kollegen, deren besondere Charaktere der Autor auch in diesem neuen Fall wieder ausspielt. Doch eine weitere Entwicklung ist kaum zu sehen, die Vergangenheit von Rose und Assad bleiben weiter im Dunkeln und erst in der zweiten Hälfte des Buchs gibt es ein paar kleine Details, die sich aber nicht einordnen lassen. Auch im Privatleben von Morck gibt es rückblickend kaum Neues. Sobald Carl sich des Falls angenommen hat, geht er den Ermittlungen mit all den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln nach, auch über Widerstand hinweg. Da der Fall schon sehr lange zurückliegt, ist jedes Detail wichtig, auch wenn es eventuell nicht weiterhilft. Das führt dazu, dass sich die Ermittlungen hinziehen.

Glücklicherweise blendet die Geschichte zur Abwechslung immer wieder zu Pirjo über. Längst glaubt der Leser zu wissen, wer der Verursacher des Unfalls war. Doch zwischenzeitlich gibt es einige unerwartete Wendungen und ein spannendes Ende. 

Das Buch ist in sich abgeschlossen und kann unabhängig von den anderen Bänden gelesen werden. Im Lauf der Erzählung kommt nochmal die Rede auf den schwierigen Fall vor Gründung des Sonderdezernats Q bei dem Carl Morck angeschossen wurde, so dass der Leser über den Hintergrund des Dezernatsleiters informiert wird. Die Ausführung über die unterschiedlichen Kulte erschienen mir gut recherchiert. Der Wortwitz in den Dialogen zwischen Carl und Assad führt zu manchem Schmunzler im Laufe des Lesens. Insgesamt gesehen ist "Verheissung" ein unterhaltsamer Krimi, für alle Morck-Fans ein Muss.

Montag, 25. Mai 2015

[Rezension] Sabaa Tahir - Elias und Laia: Die Herrschaft der Masken

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Titel: Elias & Laia: Die Herrschaft der Masken
Autorin: Sabaa Tahir
Übersetzerin: Barbara Imgrund
Erscheinungsdatum: 15.05.2015
Verlag: One Verlag (Imprint von Bastei Lübbe) 
Handlungsort: Fantasywelt




Meine unten stehende Rezension wurde von der Buchcommunity "Lesejury" (www.lesejury.de) zur "Rezension des Monats April 2017" gewählt. Vielen Dank dafür. Das macht mich sehr stolz :)

Der Fantasyroman „Elias & Laia – Die Herrschaft der Masken“ ist der Debütroman der Amerikanerin Sabaa Tahir, die asiatische Wurzeln hat. Ihre Erzählung hat sie in einem mittelalterlich anmutenden Setting angesiedelt. Die Stadt Serra ist der Haupthandlungsort und von Wüste umgeben. Die Widrigkeiten dieser Gegend bringt die Autorin, die in der Mojave-Wüste aufgewachsen ist, also aus eigener Erfahrung spricht, mit in ihre Erzählung ein. Doch dies ist nur ein kleiner Beitrag zum Eindruck den das Buch bei mir hinterlassen hat. Zu meinem persönlichen Gefallen hat noch einiges andere beigetragen.

Den oberen Teil des Covers zieren Augen, die von einer Maske nur unvollendet eingerahmt werden. Einer der Protagonisten dieses Buches, der 20 jährige Elias, wurde 14 Jahre in der Militärakademie Schwarzkliff ausgebildet. Er hasst die Maske, die den älteren, die harte Schule überlebenden Schülern zum ständigen Tragen verliehen wird. Daher nimmt er die Maske ab, wann immer es ihm möglich ist und verhindert so deren Verwachsen mit der Gesichtshaut. Er  könnte derjenige sein, der den Leser vom Titel her anschaut. Wie die Auguren mit ihren übersinnlichen Fähigkeiten in der Geschichte vorhersehen, ist einer der Absolventen seines Jahrgangs zu Großem berufen und wenige Auserwählte sollen sich dazu ganz besonderen Prüfungen unterziehen. Doch die Zukunft, die Elias für sich selber plant, steht denen des Imperiums entgegen. 
 
Einer der erfahrenen Maskenkämpfer war es, der die Familie der 17 jährigen Laia überfallen und ihre Großeltern, bei denen sie lebt, getötet hat. Ihr Bruder Darin hat wichtige Informationen zusammengetragen, die dem Widerstand gegen die Herrschaft von Nutzen sein könnten. Er wird gefangengenommen und Laias einziges Ziel ist es, ihn zu befreien. Sie sucht dazu den Widerstand auf, zu dem schon ihre verstorbenen Eltern gehört haben. Doch deren Einsatz hat einen hohen Preis für sie. 

Das Buch lebt von dem Wechsel der insgesamt 50 Kapitel zwischen den beiden Ich-Erzählern Elias und Laia. Die Kapitel sind eingeteilt in drei Teile, von denen der erste Teil seinen Fokus legt auf den Überfall auf Laias Familie, während Elias kurz vor seinem Abschluss seiner militärischen Ausbildung steht. Im zweiten Teil stehen die Prüfungen, an denen Elias teilzunehmen hat, im Mittelpunkt. Und schließlich widmet sich der dritte Teil dem Erreichen von eigenen Zielen durch Einsatz von Geist und Stärke der beiden Protagonisten.

Elias und Laia sind zwei grundsätzlich verschiedene Charaktere, die sich im Laufe der Handlung weiterentwickeln. Elias verabscheut die Gewalt, die er anzuwenden gezwungen ist und versucht ihr zu entkommen. Ein Augur zeigt ihm einen Weg auf, den er sich bisher nicht vorstellen konnte, auf den er sich aber nach reiflicher Überlegung einlässt. Zunächst sieht es nach einer falschen Entscheidung aus, doch es gibt einige unerwarteten Wendungen. Aus der unbeschwerten Laia wird durch den Überfall die Hoffnungsträgerin ihres Bruders, die eine große Verantwortung zu tragen hat und dadurch viel Leid auf sich nimmt. In dem sie sich immer wieder ihre Vorbilder und Ziele ins Gedächtnis ruft, gelingt es ihr, ihre Angst und Schwäche zu überwinden. 

Sabaa Tahir setzt die Gewalt und den Kampf in ihrer Fantasy bewusst ein, damit ihre Protagonisten ihren Mut und ihre Tapferkeit zeigen können. Blutige Handlungen und schmerzhafte Bestrafungen, grausame Geisterwesen und brutale Krieger sind an der Tagesordnung. Doch in ihren Beschreibungen geht die Autorin nicht ins Detail.  Für Elias und Laia ist es wichtig, dabei die Hoffnung nicht aufzugeben. Denn die Anwendung von Gewalt erzeugt meist Widerstand, der nicht immer mit Waffen ausgetragen wird.  So ist es auch möglich mit List und Tücke gegen scheinbar unüberwindbare Gegner vorzugehen und siegreich zu sein. Der Originaltitel des Buchs lautet „An ember in the ashes“ und so wie aus der noch glühenden Asche wieder ein Feuer entstehen kann, so kann sich alles aus kleinsten Anfängen eine große Kraft, ein innerer Antrieb entwickeln. 

Der Roman lässt sich locker und leicht lesen, dank einer schnellen Handlung mit überraschenden Momenten und einer überschaubaren Anzahl handelnder Personen, die für den Ablauf wichtig sind. Neben Ängsten und Hass, Mut und Tapferkeit, zeigen die Protagonisten auch Liebe und Leidenschaft. Doch auch hier müssen sich Laia und Elias ihrer Gefühle erst bewusst werden, denn in dem Spiel zwischen Macht und Zielerreichung ist es schwierig, die wahren Absichten derjenigen zu erkennen, zu denen man sich hingezogen fühlt.   

Das Programm des Verlags One richtet sich gleichermaßen an junge Erwachsene und ältere Leser und dieses Buch erfüllt diese Anforderungen. Die Geschichten von Elias & Laia, die zunächst parallel laufen, sich dann kreuzen und schließlich zu einer werden, haben mich von Beginn an gefesselt. Das Buch ist ein glühender Stern am Fantasyhimmel. Nun scheint es auch eine Fortsetzung zu geben, auf die ich mich schon freue.

Interesse an einer zweiten Meinung? 
Hannas Rezension zum gleichen Buch findet ihr hier: KLICK!

Samstag, 23. Mai 2015

[Rezension Hanna] Tiefer Fall - Annelie Wendeberg




Inhalt
Gemeinsam mit Sherlock Holmes ist es der Bakteriologin Anna Kronberg gelungen, eine ganze Bande von verbrecherischen Medizinern auszuheben, die tödliche Bakterien an Armenhäuslern getestet haben. Der Kopf hinter der Organisation, Professor James Moriarty, reagiert auf diesen Erfolg mit seiner ganz eigenen Form der Rache. Er findet Anna in ihrem Versteck und entführt sie in sein eigenes Haus in London. Mit ihrem Vater als Druckmittel zwingt er sie, mit der Entwicklung eines biologischen Kampfstoffes zu beginnen. Anna befindet sich in einem Dilemma, aus dem nur ein Weg herausführt: Sie muss Moriartys Vertrauen gewinnen. Doch wie sie selbst ist er Meister auf dem Gebiet der Manipulation…

Meinung
Das Buch ist von der ersten Seite an hochspannend, denn Anna erwacht mit einer Pistole an der Schläfe. Sie wird von James Moriarty und einem seiner Handlanger entführt, um für ihn einen biologischen Kampfstoff zu entwickeln. Mit Hochdruck analysiert Anna, wie ausweglos ihre Situation wirklich ist, und als Leser kommt man nicht umhin, gemeinsam mit ihr nach Schlupflöchern in Moriartys perfidem Plan zu suchen. Doch allmählich wird klar, dass sich dieser gleich mehrfach abgesichert hat.

Bleibt Anna eine Möglichkeit, sich auch nur im Geringsten gegen Moriartys Anweisungen und Vorstellungen zu werden? Während die Tage in Gefangenschaft unaufhörlich voranschreiten und Anna zwingen, die gefährlichen Forschungen voranzutreiben, stellte ich mir diese Frage immer wieder und sollte bald Antworten bekommen. Anna wird bei ihren Versuchen, sich trotz ihrer Gefangenschaft möglichst viele Freiheiten zu erkämpfen, höchst kreativ. Moriarty und Anna verhalten sich wie Katz und Maus in ihrem Bestreben, einander zu manipulieren, was zu interessanten Wortgefechten führt. Aber wie weit ist Anna wirklich bereit zu gehen, um ihr Ziel zu erreichen?

In diesem zweiten Teil stehen psychologische Aspekte klar im Vordergrund der Handlung. Anna muss sich in ihrer Gefangenschaft arrangieren, darf in ihrer verzwickten Beziehung zu Moriarty keinen Fehler begehen und befindet sich durch ihre Forschungen in einem Dilemma. Einen zu klärenden Kriminalfall, den ich erwartet habe, gibt es hingegen nicht. Auch Sherlock Holmes tritt nur vereinzelt auf. Ich würde mich freuen, wenn er im nächsten Teil wieder stärker eingebunden wird.

Annas Forschungen auf dem Gebiet der biologischen Kampfstoffe werden für Laien verständlich erklärt. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen wird man in ihre Überlegungen mit einbezogen und lernt zu begreifen, wie gefährlich ihr Tun ist. Dieses Buch ließ mich in menschliche Abgründe blicken. Anna balanciert auf einem schmalen Grat zwischen notwendigem und verwerflichen Tun, während man sich bei Moriarty fragt, wie viel Mensch und wie viel Monster in ihm steckt. Zum Ende hin steigt die Dramatik der Situation noch einmal stark an. Das Buch endet in einem ruhigen Moment, der wie die Ruhe vor dem Sturm wirkt und mir schon jetzt große Lust auf den dritten Band, „Die lange Reise“ macht, der im Oktober 2015 erscheint.

Fazit
In „Tiefer Fall“ erwartet den Leser ein psychologisches Duell zwischen der Bakteriologin Anna Kronberg und ihrem Entführer James Moriarty. Während Anna Schlupflöcher aus ihrer scheinbar ausweglosen Situation sucht, haben mich ihre Forschungen mit gefährlichen Bakterien gleichzeitig fasziniert und erschreckt. Die Geschichte wird in ruhigem Tempo erzählt und hat bei mir vor allem durch die bedrohliche Atmosphäre einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Begebt euch in die Höhle des Löwen – ein spannendes psychologisches Kräftemessen erwartet euch!

*Werbung* Weitere Informationen zum Buch

Titel: Tiefer Fall
Autorin: Annelie Wendeberg
Übersetzer: Kathrin Bielfeldt und Jürgen Bürger
Taschenbuch: 336 Seiten
Erscheinungsdatum: 11. Mai 2015
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Link zur Buchseite des Verlags


Die Reihe

Anna-Kronberg-Krimis

Band 1: Teufelsgrinsen (Rezension)
Band 2: Tiefer Fall
Band 3: Die lange Reise (vsl. Oktober 2015)
Band 4: Der irische Löwe (vsl. Januar 2016)

Dienstag, 19. Mai 2015

[Rezension] The Power of the Heart (Der Film)



Meine Rezension zum Buch "The Power of the Heart von Baptiste de Pape findet ihr hier: KLICK!



Der Film „The Power of the Heart“ führt den Zuschauer dazu, sein Herz nicht nur als physisches Organ wahrzunehmen. Eingebettet sind die verschiedensten Sequenzen in eine Rahmenhandlung, die auf einer japanischen Parabel basiert. Einem jungen Krieger erscheinen immer wieder die Geister der von ihm Getöteten. Bei seiner Suche nach der Frage, ob es Himmel und Hölle gibt, kommt er zu einer weisen Frau, die ihm die wahre Bedeutung dieser Begriffe nahebringt. 

Ich habe zunächst das gleichnamige Buch gelesen. Der Film ist eine ideale Ergänzung. Im Buch finden sich unterweisende Teile die den Weg aufzeigen, zum eigenen Herzen zu finden. Im Film jedoch stehen die beeindruckenden belebten Bilder sowie die in Szenen umgesetzten Erzählungen im Vordergrund mit einer dazu passenden Betonung, die den Weg tief in unser Inneres finden. Denker, Wissenschaftler, und Autoren erzählen in Interviews ihre eigene Sicht zu bestimmten Fragen, bei denen auch unser Herz spricht. 

Neben ruhigen Teilen in denen nur der Interviewte im Bild zu sehen ist, gibt es zur Untermalung Naturaufnahmen, aber auch technisch aufbereitete Bildsequenzen. Neben Themen wie Geduld und Mitgefühl werden auch Probleme angesprochen wie beispielsweise Angst und Wut. Sehr berührend sind die Schilderungen des Ehepaars Chesterman, das ihre Tochter durch einen Unfall verloren hat und der Tutsi-Frau Immaculée Ilibagiza, die dem Mord an ihrem Volk entkommen konnte. Ihre Beispiele zeigen auf, wie schwierig es ist zu vergeben, auch wenn man kein Verständnis für den Verschuldenden aufbringen kann. Aufmunternd dagegen sind die Erfahrungen des Griechen Paul Efmorifidis und der Journalistin Inez van Oord, die sich ihren Lebenstraum erfüllt hat. 
 
Wichtig ist es, dass Menschen sich ändern können. Ruhig werden, bewusst atmen und die Welt nochmal wie ein Kind wahrzunehmen, helfen uns auf dem Weg dabei, unser Herz sprechen zu lassen und unsere Intuition vor den Verstand zu setzen. Schaut diesen Film, versteht und folgt eurem Herz!

Sonntag, 17. Mai 2015

[Rezension Hanna] Ruinen. Partials 3 - Dan Wells




Inhalt

Die Zeit der Menschen und Partials neigt sich unaufhörlich dem Ende zu. Noch immer wurde kein Weg gefunden, das Verfallsdatum der Partials aufzuheben, und ohne die Partials sterben alle menschlichen Neugeborenen an RM. In der Hoffnung, dass ihr Körper die Lösung für das Verfallsdatum birgt, hat sich Kira freiwillig in die Hände von Dr. Morgan begeben. Werden ihre Forschungen die Lösung bringen? Samm kümmert sich unterdessen im Reservat um die Partials, die von Dr. Vale jahrelang bewusstlos gefangen gehalten wurden. Ob überhaupt einer aus dem Koma erwachen wird? Und während Delarosa mit ihrer Atombombe gen White Plains zieht, kämpfen Madison und Isolde um die Gesundheit und Sicherheit ihrer Kinder…

Meinung
Nachdem Kira sich am Ende des zweiten Bandes auf dramatische Weise Dr. Morgen für ihre Forschungen zur Verfügung gestellt hat, war ich sehr gespannt, ob im dritten und finalen Band die Suche nach dem Heilmittel für das Verfallsdatum der Partials erfolgreich sein wird. Obwohl meine Lektüre des zweiten Bandes schon über ein Jahr her ist, habe ich mich schnell wieder in Dan Wells‘ dystopischem Amerika zurechtgefunden. Der Leser blickt an die verschiedensten Schauplätze und erhält so schnell einen Überblick über die aktuelle Lage.

Von Beginn an zeichnet sich das Buch durch ständige Schauplatzwechsel aus. Es gibt keinen klaren Fokus auf einen Haupthandlungsstrang, vielmehr kämpfen an allen Stellen Menschen und Partials mit ihrer jeweiligen Situation und gegeneinander. Auch eine Überschneidung der Handlungsstränge gibt es nur hin und wieder. Als roter Faden zieht sich jedoch der Kampf gegen die Uhr, die Suche nach einer Lösung, die das Überleben sichert, durch das Buch. Die vielfältigen Sichtweisen bieten interessante Einblicke, doch bei der Masse an Charakteren und der Geschwindigkeit, mit der immer wieder neue Pläne geschmiedet werden, wurde es für mich zur Herausforderung, den Überblick zu behalten.

Die Spannung war von Beginn an da, denn die Bedrohlichkeit der Lage ist inzwischen jedem Charakter mehr als bewusst. Dan Wells‘ nüchterner Schreibstil half mir dabei, einen rationalen Blick auf die Ereignisse zu wahren und mich gedanklich nicht zu lange mit den zahlreichen Toten zu beschäftigen, die auch unter bekannteren Charakteren zu verzeichnen sind. Durch die Masse an Charakteren lernt man aber nur die wenigstens wirklich gut kennen. Kira ist mir im Laufe der Trilogie immer sympathischer geworden. Nur auf den letzten Metern verlor sie durch ihr Verhalten in Sachen Liebe noch mal einige Punkte bei mir. Samm hat sich währenddessen zu meinem Lieblingscharakter entwickelt. Mit seiner verständnisvollen und aufrichtigen Art hat er mir richtig gut gefallen.

In diesem finalen Teil müssen sich die Charaktere mit immer neuen Bedrohungen auseinander setzen. Ob Atombombe, Biowaffe oder Blutmann, immer wieder müssen sie auf die veränderte Situation reagieren und neue Lösungsansätze suchen. Dadurch wird das Ganze noch spannender, aber auch noch ein Stück verwirrender. Auch kommt es ständig zu Kämpfen, die sehr ausführlich beschrieben werden. Doch welcher Plan kann wirklich zu Ende geführt werden? Ist es überhaupt möglich, den Untergang von Menschen und Partials zu verhindern? Viele werden ihr Ziel nicht erreichen. Das Ende ist dramatisch, aber doch unspektakulärer als ich erwartet hätte.

Fazit
„Ruinen: Partials 3“ ist der Abschluss der dystopischen Trilogie von Dan Wells, in dem Menschen und die von ihnen erschaffenen Partials um ihr Überleben kämpfen. Das Buch bietet vielfältige Sichtweisen auf das Geschehen und ist deshalb dynamisch und komplex. Mir fiel es bisweilen aber schwer, den Überblick zu bewahren. Der Fokus des Buches liegt klar auf Action. Wer genau das sucht, bedenkenlos zu diesem Trilogiefinale greifen!

*Werbung* Weitere Informationen zum Buch

Titel: Ruinen. Partials 3
Autor: Dan Wells
Übersetzer: Jürgen Langowski
Hardcover mit Lesebändchen: 480 Seiten
Erscheinungsdatum: 13. April 2015

Mittwoch, 13. Mai 2015

[Rezension] Susanne Goga - Der dunkle Weg

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Titel: Der dunkle Weg
Autorin: Susanne Goga
Erscheinungsdatum: 14.04.2015
Verlag: Diana Verlag 
rezensierte Buchausgabe: Leseexemplar
(Haupt-)handlungsort: Dublin/Irland
Handlungszeit: 1912-1916




Im Buch „Der dunkle Weg“ nimmt Susanne Goga den Leser mit nach Dublin ins Jahr 1912. In Irland schließen sich immer mehr Iren zusammen, um gemeinsam für die Selbstbestimmung des Landes zu kämpfen, nicht nur mit Waffen, sondern auch mit Worten. Der dunkle Weg ist nicht der einfache, angepasste, er ist stattdessen schwierig und steinig, vor ihm kommt die Angst ihn zu betreten. Vor der Entscheidung diesen Weg an der Seite ihrer Freunde zu beschreiten steht die Protagonistin des Romans Ida Martens.


Ida, aus einer reichen Hamburger Kaufmannsfamilie stammend, ist Malerin. Auf Einladung ihrer Freundin Grace, mit der gemeinsam sie in London studiert hat, begibt sie sich auf eine Reise nach Dublin. Sie ist von der Stadt fasziniert und erwägt schon bald einen längeren Aufenthalt. Der Verkauf einiger ihrer Arbeiten und eine feste Arbeitsstelle ermöglichen es ihr schließlich, unabhängig von ihren Eltern zu leben. Durch Bekannte lernt sie den jungen Arzt Cian O’Connor kennen, der ihr gegenüber zunächst aber Abstand hält. Mit der Zeit entdecken beide jedoch ihre Sympathien zueinander. Cians Freunde kämpfen für ein von England unabhängiges Irland und Cian steht auf ihrer Seite. Teilweise arbeitet er unentgeltlich für die arme Bevölkerung der Stadt, die sich keinen Arzt leisten können. Mit Sorgen blickt Ida nach Österreich-Ungarn. Als Deutsche in Irland spürt Ida das Misstrauen der Bevölkerung gegenüber ihrem Heimatland. Die Schatten des ersten Weltkriegs überlagern sogar den Freiheitskampf Irlands. Ida muss sich entscheiden, ob sie in Dublin an der Seite Cians bleibt und sich für die Ziele ihrer Freunde einsetzt oder zurück in die Heimat kehrt.


Die Autorin hat einen Roman geschrieben, der mich schon sehr bald in seinen Bann gezogen hat. Ida und ihre Freundin Grace sind liebenswerte und selbstbewusste junge Frauen sind, die mich für sich eingenommen haben. Susanne Goga schildert die innere Zerrissenheit der Protagonisten in Bezug auf deren  Gefühle, denn Ida muss sich entscheiden zwischen Hamburg und ihrer Wahlheimat, zwischen ihren Eltern und ihren neuen Freunden. Die Charaktere handeln wirklichkeitsnah und nachvollziehbar.


Neben dem Freiheitskampf der Iren gibt es vor Ort ein weiteres Problemfeld, das der Religionszugehörigkeit. Auch dieses Thema spiegelt sich in der Erzählung wieder. Grace ist eine historisch verbürgte Person, deren Vater und Brüder Katholiken, deren Mutter und Schwestern aber Protestanten sind. An diesem Beispiel zeigt die Autorin die Schwierigkeiten auf, die bei der Wahl von Freunden und Partner unterschiedlicher Glaubensrichtungen entstehen können. Der historische Hintergrund ist genau recherchiert und in den Roman eingearbeitet, ohne jedoch auszuschweifen. Zur Untermalung sind zahlreiche Bücher, Bilder und Theaterstücke erwähnt, die man zu der Zeit in der die Geschichte spielt gelesen, betrachtet beziehungsweise angesehen hat. Das Geschehen der damaligen Zeit konnte so vor meinen Augen lebendig werden. 


Ganz nebenher macht die Autorin deutlich, wie wichtig Freundschaft und Vertrauen aufeinander sind. Obwohl Ida es in Dublin nicht leicht hat, gefiel es mir, sie auf einem kleinen Stück ihres fiktiven Lebenswegs zu begleiten. Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen und gerne empfehle ich es daher weiter, vor allem an Leser historischer Romane.

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