Inhalt
Als Pikay als kastenloses Kind im Dschungel Indiens geboren wird,
scheint ein Regenbogen über seinem Dorf, und ihm wird prophezeit, dass er als
Erwachsener mit Farben arbeitet wird. Außerdem würde er sich mit einem Mädchen
verheiraten, dass nicht aus dem eigenen Land kommt. Die Prophezeiung wird sich
einmal als erstaunlich zutreffend beweisen, doch zu seiner Geburt ahnte wohl
noch keiner, was Pikay auf dem Weg dorthin erlebt. In der Schule wie ein Mensch
zweiter Klasse behandelt verliert er doch nie seinen Durchhaltewillen.
Schließlich schafft er es als Künstler nach Neu-Delhi. Doch auch hier erwartet
ihn ein Leben der Extreme zwischen Anerkennung und Armut. Dieses wird völlig
auf den Kopf gestellt, als er eines Tages der Schwedin Lotta begegnet. Um mit
ihr zusammen zu sein, begibt er sich auf eine waghalsige Reise.
Meinung
Der Titel des Buches legt nahe, dass sich zwischen den Buchdeckeln eine
Liebesgeschichte mit einem langen Reisebericht verbirgt. Das ist nicht ganz
falsch, jedoch erwartet den Leser noch sehr viel mehr. In diesem Buch wird die
Lebensgeschichte Pikays erzählt, und deshalb beginnt die Geschichte auch mit
dem Tag seiner Geburt im Dschungel Indiens.
Wenn ich an Indien denke, habe ich zunächst Bilder von Millionenstädten
im Kopf. In den Dschungel Indiens einzutauchen war daher eine interessante
Erfahrung, die mich das Land von einer neuen Seite hat kennen lernen lassen.
Die Atmosphäre wurde vom Autor gut eingefangen. Weitab von den Millionenstädten
wird dem Leser durch diverse Erlebnisse Pikays schnell ins Bewusstsein gerufen,
dass hier das Kastensystem noch tief im Denken verwurzelt ist. Pikay wird als
„Unberührbarer“ daher ständig als Mensch zweiter Klasse behandelt, was für ihn
alles andere als einfach ist. Beeindruckend fand ich es, wie er sich trotz
allen Schikanen nicht unterkriegen lässt.
Pikays außergewöhnliche künstlerische Begabung ist sicherlich nicht
ganz unschuldig an dem Weg, den er einschlagen kann. Ohne diese hätte er es
vermutlich nie bis nach Neu-Delhi geschafft, wo ihn eine gänzlich andere Welt
erwartet. Die Millionenstadt steht in absolutem Kontrast zum Leben im
Dschungel, und Pikays Status als „Unberührbarer“ interessiert hier nur eine
Minderheit. Doch das schafft noch lange nicht alle Probleme aus der Welt. Der
Leser begleitet Pikay bei einem Leben der Hochs und Tiefs, denn trotz der
Aufmerksamkeit, die er sogar von hochrangigen Persönlichkeiten erhält, hat er
immer wieder mit Armut und Obdachlosigkeit zu kämpfen. Auch emotional durchlebt
Pikay daher Höhen und Tiefen und berichtet offen davon, mehrfach sogar kurz vor
dem Selbstmord gestanden zu haben. Als sein Leben sich endlich auf einem
stetigen Weg nach oben befindet, wirbelt sein Aufeinandertreffen mit Lotta
alles einmal mehr durcheinander.
Das Buch ist vom Autor Per J. Andersson geschrieben und daher aus der
dritten Perspektive verfasst. Dadurch hatte ich nicht das Gefühl, hautnah an
Pikays Leben teilzuhaben. Dem Autor ist es aber gelungen, Pikay eine Stimme zu
geben und mir den Eindruck zu vermitteln, als würde Pikay selbst mir seine
Lebensgeschichte erzählen. In kurzen Zwischenkapiteln lernt man auch Lotta vor
ihrer Begegnung mit Pikay kennen und es wird berichtet, wie sich ihre
Faszination für das Land Indien entwickelt hat.
Die lang erwartete Fahrradtour nimmt schließlich das letzte Buchdrittel
ein. Hier ist der Titel des Buches ein wenig irreführend, denn Pikay legt weite
Strecken mit dem Fahrzeug zurück, nutzt aber auch Flugzeug, Bus und Bahn.
Nichtsdestotrotz hat mich der Bericht über seine Reise beeindruckt, denn er hat
auf dem Weg viel erlebt. Besonders interessant fand ich es, dass der Fokus
nicht nur auf den Strapazen der Reise lag, sondern auch über die deutlichen
Unterschiede in der Gastfreundlichkeit der Länder, durch die er reist. Nach
Pikays Ankunft in Schweden wird seine Geschichte zügig zu Ende erzählt und
konzentriert sich vor allem auf seine Gewöhnung an das fremde Land, während man
zum Beispiel nur durch die Fotos am Ende des Buches erfährt, dass Pikay und
Lotta in Schweden geheiratet haben.
Fazit
„Vom Inder, der mit dem Fahrrad nach Schweden fuhr, um dort seine große
Liebe wiederzufinden“ erzählt die ungewöhnliche Lebensgeschichte des Inders
Pikay. Als „Unberührbarer“ im indischen Dschungel aufgewachsen, lässt er sich
trotz Schikanen nicht unterkriegen und schafft es als Künstler bis nach
Neu-Delhi, wo die Begegnung mit der Schwedin Lotta ihn zu einer einzigartigen
Reise bewegt. Mich hat Pikays Lebensweg beeindruckt und mir interessante
Einblicke in das Leben in Indien geboten, sodass ich es sehr gerne
weiterempfehle!
*Werbung* Weitere Informationen zum Buch
Titel: Vom Inder, der mit seinem Fahrrad bis nach Schweden fuhr, um dort seine große Liebe wiederzufinden
Autor: Per J. Andersson
Übersetzerin: Susanne Dahmann
Klappenbroschur: 336 Seiten
Erscheinungsdatum: 2. April 2015
Autor: Per J. Andersson
Übersetzerin: Susanne Dahmann
Klappenbroschur: 336 Seiten
Erscheinungsdatum: 2. April 2015
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Link zur Buchseite des Verlags
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