Titel: Tante Poldi und die sizilianischen Löwen
Autor: Mario Giordano
Erscheinungsdatum: 12.03.2015
Verlag: Lübbe Verlag
rezensierte Buchausgabe: Klappbroschur
Handlungsort: Sizilien (Italien)
Handlungszeit: Gegenwart
„Tante Poldi und die sizilianischen Löwen“ ist ein
turbulenter Kriminalroman aus der Feder von Mario Giordano. Doch zunächst
einmal beginnt die Geschichte ziemlich ruhig. Erzählt wird sie von dem fiktiven
Neffen der Protagonistin Poldi, dessen Stelle in meiner Vorstellung beim Lesen immer
vom Autor des Buches eingenommen wurde. Nach Angabe von Mario Giordano trägt
der Roman tatsächlich autobiographische Züge, wurde aber zum Vergnügen des
Lesers mit entscheidend erheiternden Elementen fiktiv aufgefrischt. Die
sizilianischen Löwen im Titel spielen übrigens eine wichtige Rolle im Zuge der
Ermittlungen.
Tante Poldi ist kräftig gebaut dabei aber nicht zu groß,
trinkt gerne und eher regelmäßig einen über den Durst, trägt ständig eine
schwarze Perücke und legt viel Wert auf angemessene Kleidung für jeden Anlass. Die
Abbildung auf dem Cover kommt meinem Bild von ihr sehr nahe. Kurz vor ihrem 60.
Geburtstag äußert sie den Wunsch, schwermütig wie sie manchmal ist, sich ins Jenseits zu saufen und das mit
Meerblick in der Nähe der Familie ihres verstorbenen Ex-Mannes in Sizilien. So
packt sie ihre Koffer und reist in Begleitung ihres Neffen zu ihrem Wunschziel.
Mit Hilfe der Familie findet sie bald ein passendes Häuschen. Auf den
Innenseiten der Klappen finden sich zur besseren Einordnung der Handlungsorte
zwei sehr schön gestaltete Karte von Sizilien beziehungsweise von einem Teil
der Insel.
Poldis schriftstellernder Neffe besucht sie einmal im Monat
und ihm erzählt sie jedes Mal was sich inzwischen ereignet hat. Hin und wieder
hilft ihr der junge Valentino. Als dieser eines Tages nicht erscheint, beginnt
sie sich Sorgen zu machen. Schließlich begibt sie sich auf die Suche und
findet, wie sie es schon geahnt hat, seine Leiche am Meer. Sie hat auch schon
eine Vermutung, wer der Täter sein kann, aber ihr fehlen die Beweise. Statt die
Aufklärung des Falls dem zuständigen und wie Poldi findet attraktiven
Commissario Montana zu überlassen, beginnt sie auf eigene Faust zu ermitteln.
Mit Tante Poldi erschafft der Autor einen ganz besonderen
Charakter. Ihr Bayrisch, in das sie ungewollt in gewissen Situationen verfällt
und in dem sie ihrem Neffen ihre Geschichte erzählt, ist zwar für einen
Rheinländer wie mich gewöhnungsbedürftig, aber es gibt der Geschichte eine
besondere Note. Hin und wieder bedient Poldi sich unkonventioneller Methoden
bei ihren Ermittlungen. Sie ist keine rundum liebenswürdige Figur, wurde mir im
Laufe der Erzählung aber immer sympathischer.
Mario Giordano nimmt den Leser mit auf eine Reise nach
Sizilien und lässt ihn dort an den Schönheiten der Insel wie auch an den
Lebensgewohnheiten der Sizilianer teilhaben. Ein Schreibstil mit belebter
Sprache und Dialoge mit Wortwitz machen das Buch zu einem lesenswerten Kriminalroman.
Der letzte Satz lässt auf eine Fortsetzung hoffen, bei der man vielleicht auch
erfährt, was sich eigentlich in Tansania ereignet hat.