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Titel: Meer des Schweigens
Titel: Meer des Schweigens
Autorin: Iris Grädler
Erscheinungsdatum: 05.03.2015
Verlag: Dumont Verlag
Buchausgabe: Taschenbuch
(Haupt-)Handlungsort: St Magor Cornwall/England
Handlungszeit: Gegenwart
Ein Geheimnis, eine Lüge und eine Rache sind grob gefasst
nach Angabe des Klappentextes die Zutaten zum Buch „Meer des Schweigens“, dem
Debütroman der gebürtigen Deutschen, heute aber in Namibia wohnenden Iris
Grädler. Wie auf dem Coverbild ziehen über einem kleinen Küstenort Cornwalls
dunkle Wolken auf, als zuerst ein toter Hund und drei Tage später eine
männliche Leiche, die in eine Plane gewickelt ist, angeschwemmt werden. Für den
zuständigen Detective Inspector Collin Brown ist es der erste Mordfall seit er sich vor einigen Jahren von
Southhampton an die Küste versetzen ließ. Entsprechend ungewohnt für die
Teammitglieder ist die Vorgehensweise, da sie eher an beschaulich
vonstattengehende Ermittlungen gewöhnt sind. Doch die Bewohner befürchten
weitere Morde und drängen auf eine schnelle Aufklärung. Diese Sorge fand ich
etwas zu übertrieben dargestellt. Aber zunächst sieht es so aus als ob das Meer
sein Geheimnis nicht preisgeben will, wer der Tote ist und warum er ermordet
wurde.
Die Erzählung besteht aus drei Erzählsträngen, die parallel
verlaufen und zu denen die Autorin ohne festen Rhythmus wechselt. Neben den
Mordermittlungen lernt der Leser Elisabeth kennen, die aus Australien nach
Southhampton zur Beerdigung ihres Bruders Anthony gereist ist, mit dem sie
zuletzt vor 20 Jahren Kontakt hatte. Warum das so, offenbart sich im Laufe des
Romans. Anthonys beste Freundin und Exfrau Martha zweifelt den attestierten
natürlichen Tod von ihm an.
In einer dritten Geschichte geht es um den gutsituierten,
allein stehenden Frührentner Elroy Smitton und Su, die mit ihrer Tochter in
einer Wohnung auf seinem Grundstück lebt. Su hat bisher wenig Glück gehabt und sieht
es nun als ihre Aufgabe sich nebenher ein wenig um Elroy zu kümmern mit der
Hoffnung auf eine Beziehung. Argwöhnisch und misstrauisch beobachtet sie, dass
Elroy eine andere Frau kennenlernt, der er offensichtlich sehr zugeneigt ist.
Unterbrochen werden die Handlungen von insgesamt zehn Geboten, die jedoch mit
den allgemein Bekannten der Bibel wenig zu tun haben, sondern stattdessen einem
kranken Geist zuzuordnen sein können. Der Zusammenhang wird wie so vieles es
ganz zum Ende hin begreifbar.
Diese drei Erzählungen stehen zunächst ohne Zusammenhang
nebeneinander bevor die erste Verknüpfungspunkt erscheint. Iris Grädler widmet
sich den einzelnen Figuren ihrer Geschichte sehr ausführlich. Es entsteht
jeweils eine facettenreiche Charakterisierung, die dem Leser interessante
Persönlichkeiten näher bringen. Ihnen ist meistens bereits viel Unbill im Leben
widerfahren. Manches mal blickt sie dabei auch unter die Oberfläche der
Gesellschaft. Der Leser könnte nun aufgrund der ausführlichen Schilderungen
begreifen, warum die Personen so und nicht anders handeln, wenn die Autorin nicht
die wohldosierten Hintergrundinformationen erst nach und nach offenlegen würde,
so dass sich auf der Suche nach weiteren Fakten ein schnelles Weiterlesen
lohnt. Das trägt zum Spannungserhalt bei. Überhaupt bleibt der Spannungsbogen
bis zum Schluss bestehen, flacht aber mittig durch allzu weite Ausschweifungen
etwas ab. Eine der Geschichten wird unerwartet erst zum Ende hin weiter- und
mit den anderen beiden Erzählungen zusammengeführt.
Ebenso wie die Personen vermag die Autorin die Umgebung so
ausführlich zu beschreiben, dass man sich diese sehr gut vorstellen kann.
Irritierend war jedoch eine Dienstreise Collins nach Manchester, also in den
Norden Englands, in deren Zusammenhang aber mehrmals von Schotten und
Schottland gesprochen wurde. Etwas übertrieben fand ich die Sorge der Bewohner
des Küstenstädtchens in Hinsicht auf weitere Morde.
„Meer des Schweigens“ ist ein Kriminalroman, aber auch eine
vielschichtige Familiengeschichte mit gut gehüteten Geheimnissen. Immer im
Hinterkopf blieb mir die im Klappentext erwähnte Rache, die denn am Ende als
Handlungsmotiv die Erzählungen miteinander verbindet und das Buch zu einem
lesenswerten und unterhaltsamen Buch macht.