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Dienstag, 28. Juli 2015

[Rezension Ingrid] Kristina Steffan - Ach du Liebesglück

*Werbung*
Titel: Ach du Liebesglück
Autorin: Kristina Steffan
Erscheinungsdatum: 15.06.2015
Verlag: Diana Verlag
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch
Handlungsort: Schönbühl in der Nähe von Tönning 
Handlungzeit: Gegenwart






Die Zeit dazu, gemütlich im Liegestück zu sitzen und sich auszuruhen wie die junge Frau auf dem Cover des Buchs „Ach du Liebesglück“ von Kristina Steffan hat die Protagonistin Lilly Pfeffer leider  viel zu selten, denn sie wird von ihrer Familie gefordert. 

Nach dem frühen Tod ihrer Mutter in der Nacht als ihr inzwischen siebenjährigen Sohn Tom zur Welt gekommen ist, kümmert die alleinerziehende Lilly sich um das kleine ländliche Anwesen ihrer Eltern mit Hühnern und Ganter. Ihr Vater widmet sich seiner bisher wenig erfolgreichen Malerei.  Ein Zimmer im Haus hat sie untervermietet. Nebenher arbeitet sie in der örtlichen Bäckerei. Doch leider wird ihre finanzielle Lage immer ernster, so dass sie schon seit geraumer Zeit plant, Feriengäste aufzunehmen. Während einer Schicht in der Bäckerei wird sie zu einer Wiese gerufen auf der ein vermeintlicher Landstreicher von einem Bullen angegriffen und verwundet wurde. Die Verletzungen sind nicht so schlimm wie vermutet, aber Gerome, wie der Verletzte heißt, macht sich auf dem Hof nützlich. Er möchte nicht über seine Vergangenheit sprechen und deswegen ist er Lilly leicht suspekt. Sie lernt  den sehr gut aussehenden Surfer Lukas kennen während sie ihm dabei hilft, seinen VW-Bus mittels des Treckers der alten Nachbarin aus dem Sand am Strand zu ziehen.  In Lilly regen sich nun schon lange ruhende Gefühle, die von ihm erwidert werden.

Wie beim letzten Buch der Autorin  „Land in Sicht“ bildet auch bei diesem Roman ein trauriges Familienereignis den Hintergrund für einen einschneidenden Wechsel im Leben der Protagonistin. Der Tod ihrer Mutter, die Geburt ihres Sohnes und das der Kindsvater sie kurz vor der Geburt verlassen hat, unterstützen sie bei der Entscheidung von ihrem Wohn- und Studienort Hamburg wieder in ihr Heimatdorf zu ziehen. Die weitere Geschichte stimmt heiter und wird von Lilly in der Ich-Form erzählt. Sie ist kein Kind von Traurigkeit und nimmt gern das Steuer in die Hand. Sie hat viele Freunde im Ort und die Ortsgemeinschaft hält bei jedem Ereignis zusammen und unterstützt sich gegenseitig. Auch Lilly hilft wo immer sie kann und ist beliebt. Bisher hatte sie aber weder Zeit noch Gelegenheit eine neue Beziehung aufzubauen. Sie hat eine Theorie entwickelt, wie sie feststellen wird, wenn ihr der richtige Mann begegnet. Doch ihr größtes Glück ist ihr Sohn. Die Autorin zeigt beispielhaft,  dass eine vielbeschäftigte Mutter sich immer wieder frei Zeiten für ihr Kind schaffen sollte. Auf diese Weise verdient sie sich das gegenseitige Vertrauen und findet Lösungen in Problemsituationen, denn diese bleiben nicht aus. 

Mit locker-leichtem  Schreibstil machte Kristina Steffan diesen Roman für mich zu einem lesenswerten Vergnügen. Er war turbulent und durch den geheimnisvollen Hintergrund von Gerome ebenfalls spannend, denn das Geheimnis wird erst nahezu zum Schluss gelüftet. Dann erfährt der Leser auch, ob Lilly das Glück in Form der Liebe findet. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und empfehle das Buch gerne weiter.  

Donnerstag, 23. Juli 2015

[Rezension Hanna] Dreams of Gods and Monsters - Laini Taylor



Inhalt
Die ganze Welt staunt nicht schlecht und reagiert höchst unterschiedlich, als tausend Engel aus dem Himmel auftauchen und im Vatikan landen. Karou beobachtet die Entwicklungen in Marokko mit Sorge: Wird der Plan des neuen Imperators der Seraphim, Jael, Erfolg haben und er mit neuen Waffen nach Eretz zurückkehren, um die Chimären endgültig zu besiegen? Gleichzeitig gibt es aber auch Grund zur Hoffnung. Im Körper des Wolfes Thiago steckt inzwischen Kiri, was ein Bündnis mit den Unseligen unter der Führung Akivas ermöglicht. Doch können Chimären und Unselige tatsächlich zusammenarbeiten, um einen Sieg zu erringen? Gibt es noch Hoffnung für Karou und Akiva?

Meinung
Fast zwei Jahre ist es her, seit der zweite Teil der Zwischen den Welten-Trilogie erschienen ist. Ich habe die ersten zwei Bände der Trilogie im Sommer 2014 gelesen, sodass ich „nur“ ein Jahr warten musste, was für meinen Geschmack aber schon viel zu lang war. Jetzt ist endlich der heiß ersehnte Abschluss der Trilogie da, den ich, kaum eingetroffen, sofort lesen musste. Mit seinen gut 770 Seiten ist das Buch um einiges dicker als seine Vorgänger, worüber ich mich freute, hieß das doch, dass ich Karou und Akiva noch ein paar Seiten länger begleiten darf.

Von der ersten Seite an ist man wieder mitten im Geschehen und erlebt die Ankunft der Seraphim auf der erste aus der Perspektive eines neuen Charakters, der Wissenschaftlerin Eliza. Diese wird seit Jahren von grauenhaften Albträumen heimgesucht und ist über die Nachrichten absolut geschockt, denn durch diese wird sie von ihrer verdrängten Vergangenheit eingeholt. Eliza war mir gleich sympathisch, bleibt jedoch erst einmal geheimnisvoll, denn ich fragte mich, was sie denn erlebt haben mag, dass sie noch immer so sehr beschäftigt. Durch sie wird noch einmal frischer Wind in die Trilogie gebracht und sie ist für so manche Überraschung gut.

Karou und Akiva sind in diesem Buch endlich wieder vereint und doch weiterhin getrennt. Sie versuchen, ihre Mitstreiter im Kampf gegen Jael zu vereinen. Doch noch immer stehen Akivas Handlungen zwischen ihnen, und die angespannte Lage zwischen Chimären und Unseligen lässt sie auf verschiedenen Seiten stehen. Ich war sehr gespannt, ob beide Armeen zusammenarbeiten werden oder sich dafür entscheiden, getrennt gegen Jael anzutreten. Es kommt zu so mancher brenzliger Situation, wodurch meine Neugier erhalten blieb.

Das Buch nimmt sich seine Zeit, um die Charaktere in Position zu bringen. Ist das Tempo zunächst noch relativ ruhig, kommt es etwa auf der Buchhälfte zu einem ersten Spannungshighlight. Nach diesem fiel es mir zunehmend schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Ich bangte um das Schicksal der liebgewonnen Charaktere, erlebte sowohl schöne als auch düstere Überraschungen und erfuhr endlich auch mehr über die geheimnisvollen Stelianer, worauf ich lange hingefiebert habe. Die Geschichte endet nicht mit einem einzigen großen Knall, sondern zaubert auf den letzten 250 Seiten ein Highlight nach dem nächsten aus dem Hut und ließ mich atemlos durch die Seiten fliegen. Dieser letzte Band rundet die Trilogie perfekt ab.

Fazit
In „Dreams of Gods and Monsters” steht für Karou und Akiva alles auf dem Spiel. Können sie die Chimären und Unseligen vor der endgültigen Vernichtung bewahren? Endlich werden alle Geheimnisse gelüftet und es kommt zu entscheidenden Konfrontationen. Die Geschichte ist düster und voller Spannung, und immer wieder fragte ich mich, ob es noch Hoffnung gibt. Mich konnte dieses Finale der Trilogie voll überzeugen, womit die Zwischen den Welten-Trilogie ab sofort zu meinen Lieblingstrilogien gehört. Diese Reihe ist ein Muss für jeden Fantasyfan!

*Werbung* Weitere Informationen zum Buch

Titel: Dreams of Gods and Monsters
Autorin: Laini Taylor
Übersetzerinnen: Christine und Anna Julia Strüh
Hardcover: 784 Seiten
Erscheinungsdatum: 23. Juli 2015
Verlag: FISCHER FJB
Link zur Buchseite des Verlags

Die Reihe

Zwischen den Welten

Band 1: Daughter of Smoke and Bone (Rezension)
Band 2: Days of Blood and Starlight (Rezension)
Band 3: Dreams of Gods and Monsters

Mittwoch, 22. Juli 2015

[Rezension Hanna] That Night. Schuldig für immer - Chevy Stevens


Inhalt
Vancouver, 2012: Die 34-jährige Toni wird nach sechzehn Jahren im Gefängnis auf Bewährung entlassen. Mit achtzehn Jahren wurde sie gemeinsam mit ihrem Freund Ryan für den Mord an ihrer Schwester Nicole verurteilt. Toni weiß, dass sie und Ryan unschuldig sind und nur verurteilt wurden, weil ihre ehemaligen Mitschüler beim Prozess gelogen haben. Wie konnte es überhaupt so weit kommen? Und wer hat Nicole wirklich umgebracht? Nach ihrer Entlassung muss Toni mit den Vorurteilen ihrer Mitmenschen auseinandersetzen und sich entscheiden, ob sie Nachforschungen anstellen will und damit ihre Bewährung riskiert.

Meinung
Der Leser lernt Toni an dem Tag kennen, an dem sie aus dem Gefängnis entlassen wird. Auf diesen Moment hat sie jahrelang gewartet. Gleich zu Beginn erfährt man auch, dass sie von ihrer eigenen Unschuld überzeugt ist. Schnell wurde ich neugierig darauf, zu erfahren, wie Toni überhaupt in diese Situation geraten ist. Bevor das Buch die Geschichte nach Tonis Entlassung im Jahr 2012 weitererzählt, nimmt es sich Zeit, genau diese Frage zu beantworten.

Die Kapitel spielen abwechselnd zu zwei unterschiedlichen Zeiten. Im Jahr 1996 werden die letzten Monate vor der Ermordung Nicoles erzählt. Hier lernt man Toni als problematischen Teenager kennen. Ihr Leben wird ihr von Mitschülerin Shauna deren Freundinnen zur Hölle gemacht, während ihre bislang immer brave Schwester Nicole sich zu verändern beginnt. Ab dem Jahr 1998 wird Tonis Zeit nach der Verurteilung beschrieben, von ihren ersten Tagen im Gefängnis bis zu ihrer Entlassung. Toni kämpft damit, ihre Verurteilung zu akzeptieren und muss sich entscheiden, mit welcher Einstellung sie die Jahre verbringen will.

Ich habe mich schnell in die Protagonistin hineinversetzen können und die große Wut, die sie empfindet, nachvollziehen können. Immer wieder findet sich Toni in der Rolle des Opfers wieder und wird gedemütigt. Schon vor dem Mord an ihrer Schwester ist Toni in einem Teufelskreis gefangen, weil sie durch gezielte Angriffe ihrer Mitschülerin Shauna gegenüber Freunden und Familie ihre Glaubwürdigkeit verloren hat. Sicherlich ist sie selbst nicht ganz unschuldig an ihrem Image, trotzdem konnte ich Tonis Gefühle, ungerecht behandelt zu werden, absolut nachempfinden. Dieser Thriller ist unglaublich emotional und schafft eine bedrückende Atmosphäre. Beständig hoffte ich, dass doch endlich jemand erkennen möge, was für ein Mensch Toni wirklich ist. Doch immer wieder musste ich gemeinsam mit ihr neue Tiefen und Rückschläge erleben und feststellen, dass sie immer stärker in einem Netz aus Lügen und Stigmatisierung gefangen ist.

Im letzten Drittel des Buches führt die Geschichte den Prolog fort und widmet sich der Zeit nach Tonis Entlassung. Sie muss sich entscheiden, ob sie Nachforschungen wagen will oder ruhighält, um ihre Bewährung nicht zu riskieren. An diesem Punkt war ich so gespannt auf Antworten, dass ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen konnte, weil ich unbedingt wissen musste, ob sie etwas herausfindet oder sich dazu entschließt, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Insgesamt hat mir der Weg, den die Autorin mit ihrer Geschichte in der Zeit nach Tonis Entlassung einschlägt, sehr gut gefallen. Einige Personen hätten aber gerne noch etwas ausführlicher zu Wort kommen dürfen. Die letzten Seiten runden diesen Thriller stimmig ab.

Fazit
„That Night“ erzählt die Geschichte von Toni, die sechzehn Jahre lang unschuldig im Gefängnis saß. Wie konnte es dazu kommen? Wie hat sie die Zeit im Gefängnis verbracht? Welchen Weg schlägt sie nach ihrer Entlassung ein? Auf diese Fragen werdet ihr Antworten finden, wenn ihr das Buch lest. In dieser düsteren Geschichte fühlt man sich der Protagonistin schnell nahe und erlebt ihre Gefühle und die Wandlung, die sie durchmacht, hautnah mit. Liebe Thrillerfans, dieses hochspannende und emotionale Buch solltet ihr euch nicht entgehen lassen!

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Titel: That Night. Schuldig für immer
Autorin: Chevy Stevens
Übersetzerin: Maria Poets

Taschenbuch: 464 Seiten
Erscheinungsdatum: 25. Juni 2015
Verlag: FISCHER Taschenbuch
Link zur Buchseite des Verlags

Montag, 20. Juli 2015

[Rezension] Eugen Ruge - Annäherung: Notizen aus 14 Ländern


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Titel: Annäherung: Notizen aus 14 Ländern
Autor: Eugen Ruge
Erscheinungsdatum: 30.05.2015
Verlag: Rowohlt Verlag
rezensierte Ausgabe: Hardcover mit schutzumschlag und Lesebändchen
Handlungsorte: 14 Länder in Europa, Asien und Amerika
Handlungszeit: 2005 bis 2013

In seinem Buch „Annäherung“ hat Eugen Ruge seine Beobachtungen und Erfahrungen auf den Reisen festgehalten, die er zur Recherche für sein Buch „In Zeit des abnehmenden Lichts“ unternommen hat beziehungsweise um dieses Buch auf Lesungen vorzustellen. In 15 Kapiteln beschreibt er Menschen Situationen und Orte aus 14 Ländern in Europa, Asien und Nordamerika. Seine Texte sind mal länger, mal kürzer. Eugen Ruge liebt Worte und gern hinterfragt er deren Bedeutung. Er recherchiert auch schon mal einen Hintergrund im Internet oder sucht Rat und Sehenswürdigkeiten im Reiseführer. 

Das Besondere an seinen Notizen ist vor allem die persönliche Note. Offen und ehrlich schildert er Begegnungen. Mancher Beschriebene wird sich nicht gern in diesem Buch wiederfinden. Er berichtet über erfolgreiche, aber auch weniger gut besuchte Lesungen. Dabei ist er durchaus selbstkritisch und stellt auch mal seine eignen Ansichten und Handlungen in Frage. Immer wieder lässt er Teile seiner Familiengeschichte einfließen, denn die ihm von seinen Eltern und Großeltern übermittelten Erinnerungen kommen ihm vor Ort unwillkürlich in den Sinn, woraufhin er den Vergleich zur Gegenwart zieht. Eugen Ruge sucht in jedem Land, in jeder Stadt nach deren Einzigartigkeit. Manches verblüfft ihn, anderes verärgert ihn, vieles nimmt er mit Humor und unterlegt auch einige seine Schilderungen mit amüsanten Anmerkungen oder heiteren Begebenheiten.

Ich mochte den unverstellten Blick auf die vom Autor besuchten Länder. Wer gerne Reiseerzählungen liest, dem empfehle ich dieses Buch.

Sonntag, 19. Juli 2015

[Rezension] Marian Keyes - Mittelgroßes Superglück

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Titel: Mittelgroßes Superglück
Autorin: Marian Keyes
Übersetzerin: Susanne Höbel
Erscheinungsdatum: 11.05.2015
Verlag: Heyne Verlag
rezensierte Buchausgabe: Leseexemplar/Klappbroschur
Handlungsort: Dubin/Irland
Handlungszeit: Gegenwart (Zeitraum von 4 Jahren)




Die Irin Stella Sweeney, 37 Jahre, Kosmetikerin, wohnt in Dublin, ist mehr oder weniger glücklich verheiratet und hat zwei Kinder im Teenageralter. Von einem Tag auf den anderen bekommt sie eine seltene Krankheit mit der Auswirkung, dass sie sich innerhalb kurzer Zeit mit Ausnahme des Lidschlags nicht mehr bewegen kann. Stella glaubt an Karma und sieht einen Zusammenhang mit einem Verkehrsunfall, in den sie kurz vorher verwickelt war. Dabei wollte sie nur einem Range Rover ermöglichen, sich  in den fließenden Verkehr einzuordnen. Der Fahrer des Wagens ist ihr behandelnder Neurologe im Krankenhaus Dr. Mannix Taxlor. Ob das nun Glück ist, kann sie schlecht beurteilen. Immerhin entwickelt er eine Methode mit ihr zu kommunizieren. Zwischen beiden entsteht eine ganz besondere Beziehung, bis Mannix die Behandlung überstürzt an eine Kollegin abgibt. 

Stella vermutet, dass die Ehefrau von Mannix eifersüchtig ist. Nach ihrer Genesung liest sie von der Trennung der beiden. Doch ihr mittelgroßes Superglück beginnt erst, nachdem Mannix Ausschnitte der Gespräche, die er im Krankenhaus mit Stella geführt hat in Buchform drucken lässt.  Ab da ändert sich einiges in Stellas Leben. Doch das Glück wird ihr geneidet. Wie sehr und welche Auswirkungen das auf ihre Zukunft hat, ahnt sie anfangs noch nicht. 

Marian Keyes lässt ihre Erzählung im Buch „Mittelgroßes Superglück“ vier Jahre nach Stellas verhängnisvoller schwerer Erkrankung beginnen, so dass der Leser darüber von Anfang an Bescheid weiß, dass die Protagonistin wieder genesen ist. Das Buch wird in der Ich-Form aus der Sicht von Stella erzählt. In der ersten Hälfte der Erzählung wechselt die Perspektive immer wieder zwischen der Gegenwart und  der Zeit ihrer Erkrankung, optisch abgesetzt durch kleine Phrasen aus dem Buch, das Mannix hat drucken lassen. Im Hier und Jetzt hat Stellas Ex-Mann ein den Leser bei aller Ernsthaftigkeit eher erheiterndes Problem, das Stella allerdings zum Staunen bringt und sie Böses ahnen lässt. Die humorvollen sprachlichen Ausflüge der Autorin, die in diesem Buch mit einer locker flinken Schreibweise aufwartet, überspielen die stellenweise auftretenden ernsten Situationen. 

Doch fand ich den ersten Teil der Geschichte glaubhaft und berührend, sprach mich die Fortsetzung in den weiteren Kapiteln weniger an. Das lag vor allem daran, dass Stella sich ausschließlich vermarkten und fremdleiten lässt. Ich mag kaum glauben, dass ihr so gar keine Zeit mehr blieb, um über ihre augenblickliche Situation, die Menschen die sie in Anspruch nehmen und ihr Handeln nachzudenken. Das passt nicht so ganz zu der Stella, die man vorher kennengelernt hat und zieht sich über viele Seite in die Länge. Der Klappentext nimmt schon eine Sache vorweg, die sich erst im Laufe der Zeit entwickelt. Leider nimmt das aufmerksamen Lesern einen Teil der Spannung. 

Ich mochte die Story zu Beginn des Buchs sehr, konnte später aber nicht mehr mit den Figuren sympathisieren, obwohl durchaus genügend Ansätze dazu da waren. Beeindruckt war ich von der Leichtigkeit mit der die Autorin eine ernste Krankheit in ihr Buch eingebunden hat. Aus vorgenannten Gründen wird das Buch nicht jedem gefallen. Da ich vorher noch keinen Roman von Marian Keyes gelesen habe, kann ich keine Vergleiche zu weiteren Werken der Autorin ziehen. 

 

[Rezension Hanna] Nur einen Horizont entfernt - Lori Nelson Spielman



Inhalt
Hannah Farr arbeitet als Moderatorin ihrer eigenen Frühstückssendung im Lokalfernsehen von New Orleans. Obwohl sie beliebt ist, sind ihre Quoten in letzter Zeit schlechter geworden. Auch privat ist sie frustriert: Ihr Freund Michael, der Bürgermeister der Stadt, hat ihr noch immer keinen Antrag gemacht und immer weniger Zeit für sie. Hannah will sich deshalb auf einen Moderationsjob in Chicago bewerben, um mit einem Angebot ihren Sender und Michael unter Druck zu setzen. Doch welche Geschichte ist beachtenswert genug, um sie im Exposé zu verwenden? Sie entscheidet sich für das Thema der Versöhnungssteine, einem Trend, der von der Autorin Fiona Knowles ausgelöst wurde. Was bislang niemand weiß: Hannah gehörte zu den ersten Personen, die zwei Jahre zuvor einen Stein direkt von Fiona bekommen haben. Aber kann Fiona wirklich vergeben? Und wem soll sie selbst um Verzeihung bitten?

Meinung
Ein Buch, das sich rein ums Verzeihen und Versöhnen dreht – kann das funktionieren? Der reißerische Klappentext hielt mich eine Weile davon ab, das Buch zu lesen. Schließlich hat es aber doch seinen Weg zu mir gefunden und ich war so neugierig auf die Geschichte, dass ich sie gleich gelesen habe. Schnell fand ich mich in die Ausgangssituation des Buches hinein und musste feststellen, dass der Klappentext einige Dinge verdreht, um noch dramatischer zu klingen. Die Idee der Versöhnungssteine – man erhält zwei Stück, einen schickt man dem Sender als Zeichen der Verzeihung zurück und mit dem zweiten bittet man selbst jemanden um Verzeihung – fand ich sehr interessant und auch, dass Hannah sich seit zwei Jahren weigert, bei diesem Trend mitzumachen, auch wenn sie zu einen der ersten gehörte, die einen Stein erhalten haben.

Ich habe leider sehr schnell festgestellt, dass Hannah ein Charakter ist, den ich nicht sonderlich mag. Anstatt im beruflichen und privaten Klartext zu sprechen, will sie das Jobangebot aus Chicago, um Druck ausüben zu können. Nur um ein gutes Exposé zu liefern entscheidet sie sich dazu, sich nach zwei Jahren doch mit den Versöhnungssteinen zu beschäftigen, die sie erhalten hat. Gleichzeitig verhält sie sich unglaublich naiv und merkt gar nicht, wie sie selbst manipuliert wird. Schließlich ist sie sogar bereit, anderen Menschen zu schaden, um davon einen Vorteil zu erlangen. Einige Nebencharaktere, zum Beispiel ihre Freundinnen Jade und Dorothy, haben mir da schon deutlich besser gefallen. Dorothy ist es auch, die Hannah auffordert, den Versöhnungsstein an ihre Mutter zu schicken. Viele der Charaktere beim Fernsehsender waren hingegen richtige Unsympathen, sodass ich hoffte, dass Hannah sich gegen sie behaupten kann.

Die Geschichte beschäftigt sich allmählich immer stärker Hannahs Vergangenheit und der Beziehung zu ihren Eltern. Hier versteckt sich ein extrem schwieriges Thema. Hannah muss wichtige und weitreichende Entscheidungen treffen, die auch großen Einfluss auf andere haben und mit denen sicherlich nicht jeder Leser einverstanden sein wird. Auch ich konnte ihr Handeln nur bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen. Es kommt zu vielen emotionalen Situationen, die mich aber nicht gänzlich packen konnten, da ich mich Hannah so wenig verbunden fühlte, dass ich das Geschehen eher aus der Situation der distanzierten Leserin verfolgte.

Neben der Familiengeschichte beschäftigt sich das Buch auch mit dem Thema Liebe und Zukunftsplanung. Dieser Handlungsstrang hat mir gut gefallen, ebenso wie die generelle Diskussion zum Thema Vergeben. Fühlt man sich wirklich besser, wenn man jahrzehntealte Geheimnisse ausspricht? Bleiben manche Geheimnisse besser unausgesprochen? Muss man einer Person vergeben, wenn sie um Verzeihung bittet? Hier werden viele wichtige Fragen aufgeworfen, die mich zum Nachdenken gebracht haben.

Fazit
„Nur einen Horizont entfernt“ spricht das brisante Thema des Vergebens und Versöhnens an. Leider mochte ich die Protagonistin nicht sonderlich und konnte mich entsprechend wenig in sie einfühlen. Neben einer kontroversen Familiengeschichte bietet das Buch eine schöne Liebesgeschichte und legt ein gutes Tempo vor, sodass keine Langeweile aufkam. Trotz so mancher Kritikpunkte vergebe ich daher knappe drei Sterne. Wer sich mit der Thematik des Versöhnens auseinandersetzen möchte, findet in diesem Buch sicherlich interessante Gedanken und Geschichten.


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Titel: Nur einen Horizont entfernt
Autorin: Lori Nelson Spielman
Übersetzerin: Andrea Fischer
Klappenbroschur: 368 Seiten
Erscheinungsdatum: 18. Mai 2015
Verlag: FISCHER Krüger
Handlungszeit: Gegenwart
Haupthandlungsort: New Orleans
Link zur Buchseite des Verlags

Freitag, 17. Juli 2015

[Rezension Hanna] Wenn Schmetterlinge Loopings fliegen - Petra Hülsmann



Inhalt
Die achtundzwanzigjährige Karo möchte im Beruf endlich richtig durchstarten. An der Fernuni Hagen hat sie ihren Bachelor als eine der Besten abgeschlossen. Jetzt zieht sie aus dem heimatlichen Bochum nach Hamburg, wo sie als Trainee in einer Unternehmensberatung arbeiten und in der WG ihrer alten Freundin Saskia leben wird. Doch am ersten Arbeitstag erwartet sie der große Schock: Ihr Chef sitzt in Untersuchungshaft, ihr Job ist nur noch ein geplatzter Traum. Verzweifelt sucht Karo nach einer Alternative – und wird schließlich vom Bundesligaverein Eintracht Hamburg als Praktikantin im Spielermanagement eingestellt. Heißt im Klartext: Karo soll den Star der Mannschaft, Patrick Weidinger, herumfahren und verhindern, dass er mit weiteren Skandalen in der Presse landet. Karo ist alles andere als begeistert davon, so viel Zeit mit dem arroganten Patrick verbringen zu müssen. Oder ist der vielleicht gar nicht so unausstehlich wie gedacht?

Meinung
Im letzten Jahr hat Petra Hülsmann mit ihrem Debüt „Hummeln im Herzen“ einen wunderschönen, locker-leichten Liebesroman vorgelegt. Deshalb war für mich klar, dass ich auch ihr zweites Buch lesen muss. Das Cover macht mit seinen sommerlichen Farben optisch eines her, genauso wie der flauschige Schmetterling, den man einfach ständig streicheln muss.

Karo ist eine Persönlichkeit, die ich sofort liebgewonnen habe. Man lernt sie kennen, als sie gerade voller Stolz ihr Bachelorzeugnis auspackt und ihre Zukunft plant: Raus aus Bochum und ihrem langweiligen Job, auf nach Hamburg und Karriere machen! Ihre Familie ist typisch Ruhrpott und lässt sie nur ungern in die weite Welt ziehen. Doch gemeinsam mit Karo machte ich mich auf nach Hamburg, ganz aufgeregt, was sie dort wohl erwarten wird.

Karos neue WG nimmt sie gleich herzlich auf. Karos alte Freundin Saskia gibt ihr Rückhalt in jeder Lebenslage und geht gemeinsam mit ihr durch die bald folgenden Höhen und Tiefen. Daneben gibt es Nils, in den Saskia ganz offensichtlich – was sag ich da, auf keinen Fall natürlich! – verknallt ist und den finnischen Austauschstudenten Pekka, der sich vor allem für Partys und One Night Stands interessiert. In der WG gibt es immer wieder unterhaltsame Zwischenfälle, die Karo von ihrem anstrengenden Job ablenken.

Immer mehr rückt dieser Job in den Vordergrund der Geschichte. Karo will nach ihrem Rückschlag unbedingt ihre neue Chance auf eine Karriere nutzen, doch das gestaltet sich als anstrengend. Während Patrick sie meist mit Arroganz straft, versucht Karo, sich in der Verwaltung der Eintracht zu behaupten. Doch in ihr steckt noch immer ein Stück Ruhrpott, mit dem sie bei ihren Schickimicki-Kollegen immer wieder aneckt. Zum Glück wird Patrick mit der Zeit zugänglicher. Immer wieder kommt es zu sarkastisch-lustigen Wortgefechten zwischen den beiden, und sie haben mir zusammen wirklich gut gefallen. Aber will man sich wirklich in einen Promi verlieben? Nee, oder? Zu blöde, dass die Schmetterlinge in Karos Bauch da bald anderer Meinung sind.

Die Geschichte legt ein gutes Tempo vor. Karo tritt immer wieder in Fettnäpfchen, kann bald aber auch Erfolge feiern. Petra Hülsmann lässt ihre Protagonistin authentisch wirken und auch während Karos Tiefpunkten verliert die Geschichte nie ganz ihren lockeren Tonfall. Das führte dazu, dass ich diese süße Geschichte kaum aus der Hand legen konnte. Nach vielen witzigen Situationen wird es zum Ende hin noch einmal besonders emotional, was die Geschichte für mich gelungen abrundete.

Fazit
„Wenn Schmetterlinge Loopings fliegen“ ist die perfekte Lektüre für Zwischendurch. Lest sie bei Sonnenschein im Strandkorb oder bei kühlerem Wetter gemütlich auf dem Sofa. Euch erwartet eine sympathische Protagonistin, die trotz Karriereambitionen gerne mal ins Fettnäpfchen tritt und ein berühmter Fußballer, bei dem es herauszufinden gilt, ob er wirklich so ätzend ist, wie es im ersten Moment den Anschein hat. Worauf wartet ihr also noch? Von mir gibt’s eine klare Leseempfehlung!

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Taschenbuch: 414 Seiten
Erscheinungsdatum: 18. Juni 2015
Verlag: Bastei Lübbe
Handlungszeit: Gegenwart
Handlungsort: Hamburg
Link zur Buchseite des Verlags