Inhalt
London, 1975: Carla hat durch einen Autounfall ihre Erinnerungen an die
letzten sieben Monate verloren. Als sie versuchen möchte, die Zeit vor dem
Unfall zu rekonstruieren, versucht ihr Mann Tom, sie davon abzuhalten. Welches
Ziel verfolgt er damit? Bald findet sie heraus, dass sie mit einem berüchtigten
Journalisten in Kontakt stand, um eine Frau zu finden, die angeblich mit ihrer
Mutter befreundet war. Kann sie ihm trauen? Carla beschließt, den Spuren ihrer
Familie in die Vergangenheit zu folgen. Diese führen sie ins Berlin der 1930er
Jahre…
Meinung
Das Buch beginnt mit einem kurzen, mysteriösen Prolog über eine kurze
Begebenheit im Jahr 1959 in Cornwall. Eine junge Frau trifft an der Küste einen
Unbekannten, der ihr etwas Entsetzliches erzählt. Wer ist sie, und was ist
danach passiert? Eine Antwort auf diese Frage gibt das Buch erst einmal nicht,
stattdessen springt es ins Jahr 1975, in dem ich Carla kennen lernte. Diese ist
nach ihrem Unfall wieder zu Hause, kann sich aber nicht mehr an die vergangenen
Monate erinnern.
Das Buch nimmt sich wenig Zeit, die Protagonistin und ihre Situation
genauer vorzustellen. Bereits auf den ersten Seiten ist sie davon überzeugt,
dass ihr etwas verheimlicht wird, und beginnt gleich damit, Fragen zu stellen.
Ihr Mann wirkte auf mich von Beginn an absolut unsympathisch, während Carla
eine mangelnde Durchsetzungskraft und Beharrlichkeit an den Tag legt. Zu Beginn
der Geschichte fühlte ich mich ihr daher nicht wirklich nahe, sondern nahm eher
die Rolle einer distanzierten Beobachterin ein. Zum Glück entwickelt sich Carla
im Laufe der Handlung stark weiter und wurde mir in diesem Zug immer
sympathischer.
Immer wieder springt das Buch in die Vergangenheit und erzählt die
Geschichte von Dora und Edith im Berlin der 1920er Jahre. Diese Rückblicke
machen etwa die Hälfte des Buches aus und umfassen eine Zeitspanne von mehr als
zwanzig Jahren. Die Erzählungen über die Freundschaft der zwei ungleichen
Mädchen fand ich sehr schön. Mit Beginn der 1930er Jahre brechen schließlich
düstere Zeiten an. Der Autorin ist es gelungen, darzustellen, wie sich die
Atmosphäre in Berlin zuerst ganz schleichend und schließlich immer schneller
verändert. In meist ruhigen Tönen erzählt sie von immer schlimmer werdenden
Diskriminierungen, von wachsender Skepsis und Verzweiflung, aber auch von
Freundschaft, Loyalität und Liebe.
In der Gegenwart plätschert das Buch leider lange Zeit vor sich hin.
Während ich durch die Rückblicke allmählich eine Ahnung von dem bekam, was
vorgefallen ist, kommt Carla mit ihren Nachforschungen zur sehr langsam voran. Es
kommt zu interessanten Begegnungen, doch auf den großen Durchbruch wartet man
vergebens. Bedeutende Enthüllungen ließen auf sich warten und führten dazu,
dass es während Carlas Nachforschungen weniger große Emotionen gab, als ich
erwartet hätte.
In der Vergangenheit wird die Situation wie nicht anders zu erwarten
immer dramatischer. Hier rechne ich es Claire Winter hoch an, dass sie die
dunkelsten Momente nur andeutet und auf brutalste Beschreibungen verzichtet.
Auch so habe ich genug Bilder im Kopf, die mich erahnen lassen, was zu dieser
Zeit passiert ist. Nach vielen Überraschungen und Wendungen in der
Vergangenheit erwarten den Leser kurz vor Schluss schließlich auch große
Enthüllungen in der Gegenwart. Diese konnten mich berühren und waren ein
gelungener Abschluss des Buches. Insgesamt hat mir der Weg bis dorthin aber zu
lange gedauert.
Fazit
„Die verbotene Zeit“ erzählt von Clara, deren Suche nach ihren
verlorenen Erinnerungen dazu führt, dass sie ihre Familiengeschichte erforscht.
In Rückblenden erzählt das Buch gleichzeitig von zwei Freundinnen im Berlin der
1920er bis 1940er Jahre. Während mich die Rückblenden voll überzeugen konnten,
haben mir bei Claras Nachforschungen in der Gegenwart zu lange große Emotionen
und Überraschungen gefehlt. Dafür entschädigt schließlich ein starker Buchabschluss.
Wenn ihr Familiengeschichten mit historischem Bezug mögt und es für euch auch
gerne einmal ruhiger und dafür eindringlicher zugehen darf, dann solltet ihr zu
diesem Buch greifen.
Buchinfos
Hardcover: 576 Seiten
Preis: 19,99 Euro
Erscheinungsdatum: 14. April 2015
Preis: 19,99 Euro
Erscheinungsdatum: 14. April 2015
Verlag: Diana Verlag
Handlungszeit: 1975, 1922-1946
Haupthandlungsorte: Cornwall, London, Berlin
Link zur Buchseite des Verlags
Handlungszeit: 1975, 1922-1946
Haupthandlungsorte: Cornwall, London, Berlin
Link zur Buchseite des Verlags