Dienstag, 25. August 2015

[Rezension Hanna] Ein Sommer und vier Tage - Adriana Popescu


Inhalt
Paula ist sechzehn und träumt davon, aufregende Orte zu besuchen. Doch statt diesen Traum zu verwirklichen, fährt sie in den Sommerferien in ein Lerncamp in Amalfi, Italien. Schließlich ist es beschlossene Sache, dass sie nach dem Abi International Business in Hamburg studiert! Schon bei der Abfahrt passiert etwas Verrücktes, denn ausgerechnet sie, die unscheinbare Paula, zieht die Aufmerksamkeit des coolen und süßen Lewis auf sich. Als die beiden dann auch noch an einer Raststätte in Norditalien vergessen werden, ist Paulas Chance auf ein Abenteuer endlich gekommen. Gemeinsam mit Lewis macht sie sich auf eigene Faust auf den Weg Richtung Süden und besucht dabei Städte, die sie schon immer sehen wollte.

Meinung
Die Protagonistin Paula habe ich schon nach wenigen Seiten ins Herz geschlossen. Man merkt gleich, dass in ihr eine Abenteuerlust brodelt, die sie unterdrückt, um sich bestens auf ihre Zukunft vorzubereiten. Doch Paula ist gar nicht so überzeugt davon, dass sie diesen Weg wirklich einschlagen will. Sie braucht einfach nur den richtigen Anstoß, um sich voll und ganz auf das Leben mit all seinen Ungewissheiten einzulassen.

Hier kommt Lewis ins Spiel. Er ist ein echter Schnuckel, für den Paula vom ersten Moment an schwärmt. Als er sie anspricht und sich dabei auch noch als überaus nett und witzig herausstellt, habe ich mich riesig für Paula gefreut. Das scheint ja doch kein so langweiliger Lernurlaub zu werden! Als die beiden dann plötzlich allein an der Raststätte stehen, ist für Paula der Moment gekommen, sich einfach fallen zu lassen, Lewis zu vertrauen und sich auf ein Abenteuer einzulassen.

Paula und Lewis sind ein richtiges Traumpaar. Die beiden sind recht unterschiedlich und ergänzen sind dadurch perfekt. Ihre Reise lädt dazu ein, dem Alltag für ein paar Momente zu entfliehen, sich selbst in die schönsten Städte Italiens zu träumen und mit den beiden durch die Straßen zu schlendern in Richtung des nächsten Lieblingsmoments. Natürlich kommt es auf der Reise auch einmal zu Komplikationen, doch das Buch behält durchgängig seine Leichtigkeit. Adriana Popescu erzählt in diesem Buch, wie aufregend, zuckersüß und kompliziert einfach die erste Liebe sein kann. Damit spricht sie nicht nur Jugendliche an, sondern auch ältere Leser, die sich an diese turbulente Zeit zurückerinnern möchten.

Für mich ist „Ein Sommer und vier Tage“ die perfekte Träum-dich-weg-Sommerlektüre. Lasst euch mit Paula und Lewis durch Italien treiben und surft auf der Welle der Leichtigkeit, die dieses Buch versprüht. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung – nicht nur an Jugendliche!

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Klappenbroschur: 320 Seiten
Erscheinungsdatum: 27. Juli 2015

Montag, 24. August 2015

[Rezension Ingrid] Sarah Armstrong - Nachts schwimmen


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Titel: Nachts schwimmen
Autorin: Sarah Armstrong
Übersetzerin: Ute Brammertz
Erscheinungsdatum: 27.07.2015
Verlag: Diana Verlag 
rezensierte Buchausgabe: Leseexemplar
Handlungsorte: Brisbane und Corimbi /Australien
Handlungszeit: Gegenwart



Die in Sydney lebende Produzentin Rachel ist an den Wohnort ihrer Mutter in die Kleinstadt Corimbi zurückgekehrt, als diese aufgrund ihrer Krankheit nur noch wenige Zeit zu leben hat. Sie möchte ihr die letzten Lebenstage so angenehm wie möglich gestalten. Um sich von dieser vor allem emotional mitnehmenden Tätigkeit zu entspannen, sucht sie nachts das örtliche Schwimmbad auf. Eines Tages trifft sie dort auf Quinn Davidson, der seit kurzem jede Woche zwei Tage lang im Nachbarhaus wohnt und als Arzt praktiziert. Er ist Rachel gefolgt und sieht es als gute Idee so wie sie ein paar Runden zu schwimmen und zu tauchen. Vom ersten Moment an mögen und verstehen sich die beiden, doch ihnen ist klar, dass sich nicht mehr entwickeln kann, denn Quinn ist verheiratet. 

Gemeinsam mit seiner Frau Marianna wohnt er in Brisbane. Beide wünschen sich seit vier Jahren ein Kind, inzwischen macht Marianna sogar In-Vitro-Fertilisation. Doch nach einer erneuten Fehlgeburt, möchte Quinn weitere Versuche gerne einstellen oder zumindest eine längere Pause machen. Doch Marianna läuft die Lebenszeit davon und sie hält an ihrem Wunsch fest. Quinn findet bei Rachel Verständnis. Die beiden nähern sich immer mehr an und Quinn ist schließlich zur Trennung von seiner Ehefrau bereit. Doch da geschieht etwas Unerwartetes.

Das Buch ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten schildert Sarah Armstrong die Begegnung von Rachel und Quinn, während Marianna in Brisbane verzweifelt versucht, einen Weg zu finden, um ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Die Autorin beschreibt die starken Gefühle von Marianna, die ihrem verlorenen Baby nachtrauert. Sarah Armstrong verarbeitet bei diesem Thema ihre eigenen Erfahrungen. Quinn und Marianna haben bisher keine Möglichkeit gefunden, miteinander über ihre Empfindungen zu sprechen. Ihre Beziehung leidet darunter. Der zweite Teil spielt sechs Jahre später und bringt eine große Änderung in der Dreiecksbeziehung mit sich.

Sehr viel Wert legt die Autorin auch auf die Kindheitserfahrungen der drei Protagonisten, denn diese haben Auswirkungen bis zum jetzigen Erwachsenenalter. Rachel hat ihren Bruder früh verloren und fühlt sich dafür verantwortlich. Quinn ist auf einer kleinen Insel aufgewachsen. Seine Mutter ist bereits verstorben, aber ohne dass er einen versöhnlichen Abschied mit ihr hatte. Marianna schließlich hat bei ihrem Vater immer um Anerkennung gekämpft und bis in die Gegenwart nicht gefunden.

Obwohl die Charaktere gut entwickelt sind, konnte mir keine der Figuren richtig sympathisch werden. Rachel, die  von Beginn an über Marianna Bescheid wusste, verschließt die Augen vor der Wahrheit, um Quinn nicht wieder zu verlieren. Und Quinn verstrickt sich von der ersten kleinen Schwindelei immer mehr in seinen Lügen. Trotz der großen problematischen Themen die der Roman anschneidet, hat die Autorin an einigen Stellen das Geschehen zwar beschrieben, ist aber nicht näher darauf eingegangen, beispielsweise wird Rachels Trauer über den Verlust der Mutter nur angeschnitten. Quinns Verhältnis zu seinem Vater und zu seinem Bruder bleibt für mich etwas vage.

Insgesamt gesehen, bietet „Nachts schwimmen“ einen leicht lesbaren Roman über eine Dreiecksbeziehung im fernen Australien, der mich gut unterhalten hat und den ich daher weiterempfehle.

[Rezension Hanna] Die 100 - Kass Morgan


Inhalt
Als die Erde für die Menschen unbewohnbar wurde, haben sich einige Menschen auf Raumschiffe retten können. Nach 300 Jahren soll nun erkundet werden, ob die Erde wieder bewohnbar ist. 100 Jugendliche, die als Straftäter eigentlich nur ihre Hinrichtung bei Erreichen der Volljährigkeit erwartet hätte, werden für diese Mission ausgewählt. Doch nicht jeder begibt sich unfreiwillig auf die Mission. Zwei Jungen entscheiden sich bewusst dafür, an dieser Reise teilzunehmen, um die zu schützen, die ihnen wichtig sind. Was werden die Jugendlichen auf der Erde vorfinden?

Meinung
Das Buch beginnt spannend mit dem Moment, in dem Clarke aus ihrer Isolationshaft geholt wird. Sie ist sich sicher, inzwischen achtzehn zu sein und für ihr Verbrechen sterben zu müssen. Stattdessen eröffnet man ihr, dass sie auf die Erde fliegen wird. Ich war gespannt darauf, mehr über das Leben auf den Raumschiffen zu erfahren und den Beginn der Mission zu erfahren.

Die Geschichte wird in recht kurzen Kapiteln erzählt, nach denen jeweils die Perspektive wechselt. Die Mission in Richtung Erde wird aus der Sicht von vier verschiedenen Jugendlichen erzählt. Sie alle haben einen ungewöhnlichen Hintergrund, der sie in diese Situation gebracht hat. Immer wieder gibt es Rückblicke, in denen man das Leben auf dem Raumschiff und die Wagnisse, die sie alle eingegangen sind, kennenlernt. Diese Rückblicke haben mich den Charakteren näher gebracht, denn ich konnte ihre Motivation dadurch umso besser verstehen. Gleichzeitig musste ich feststellen, dass die Rechtsprechung sich und der uns bekannten deutlich unterscheidet.

Auf der Erde erwartet die Jugendlichen das große Abenteuer. Aber ist es hier wirklich ungefährlich? Sie müssen mit Verletzungen und Hunger kämpfen, sodass bald erste Spannungen und Interessenskonflikte entstehen. Nicht alle Protagonisten waren mir gleich sympathisch, alle haben ihre Ecken und Kanten und denken noch immer an die Fehler, die sie in der Vergangenheit getan haben. Bald bilden sich verschiedene Fraktionen und ich fragte mich, welchen Weg ich wohl eingeschlagen hätte, wenn ich als einer der ersten Menschen nach hunderten von Jahren auf der Erde gelandet wäre.

Nicht nur in Rückblicken lernt man das Leben auf den Raumschiffen kennen, man erhält als Leser auch Einblicke in die aktuelle Situation im All. Glass hat es geschafft, der Mission auf die Erde zu entgehen und muss sich nun den Menschen stellen, die sie bei ihrer Verhaftung vor Monaten ohne Erklärung zurückgelassen hat. Bald merkt man, dass den Menschen auf den Raumschiffen einiges verheimlicht wird. Meine Vermutung wurde immer konkreter und ich wartete darauf, dass bald etwas Entscheidendes ans Licht kommt.

Voller Neugier las ich mich mit hohem Tempo durch die Seiten, stets in der Erwartung, dass bald der große Knall kommt, der alles auf den Kopf stellt. Ganz so spektakulär, wie ich es mir gewünscht hätte, gestaltet sich die Handlung dann aber doch leider nicht. Die Charaktere sind die meiste Zeit über mit kleineren Herausforderungen, Machtkämpfen, Konflikten und der Aufarbeitung ihrer Vergangenheit beschäftigt. Auch das war nicht uninteressant, aber ich habe noch eine Schippe mehr Action und Dramatik erwartet. Diese hat sich die Autorin allerdings bis zum Ende des Buches aufgespart, wo es noch einmal richtig spannend wird. Ein fieser Cliffhanger sorgt dafür, dass ich „Die 100. Tag 21“, welches im Januar erscheint, am liebsten sofort lesen würde.

Fazit
„Die 100“ ist der Auftakt einer Trilogie und erzählt von Jugendlichen, die von Raumschiffen zurück auf die Erde geschickt werden, um zu prüfen, ob diese nach 300 Jahren wieder bewohnbar ist. Fünf verschiedene Perspektiven, zahlreiche Rückblicke und so manche Entdeckung ließen mich durch die Seiten fliegen. Ich hätte mir allerdings noch mehr Action und Dramatik erwartet und hoffe, dass sich die Geschichte im nächsten Teil noch einmal steigern wird. Dystopienfans sollten sich diese neue Trilogie nicht entgehen lassen!

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Titel: Die 100
Autorin: Kass Morgan
Übersetzer: Michael Pfingstl

Klappenbroschur: 320 Seiten
Erscheinungsdatum: 27. Juli 2015
Verlag: Heyne Verlag
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Samstag, 22. August 2015

[Lesungsbericht (Hanna)] Meet & Read mit Kai Meyer in Köln

Hallo liebe Leser,

am letzten Dienstag war es endlich so weit: Kai Meyer hat in der Buchhandlung Ludwig im Hauptbahnhof Köln zum ersten Mal aus seinem aktuellen Buch „Seiten der Welt: Nachtland“ vorgelesen!

Für mich war dieser Abend etwas ganz besonderes, denn im Vorfeld hatte ich beim Gewinnspiel zu „Seiten der Welt: Nachtland“ mitgemacht und ein Ticket für ein Meet & Read mit Kai Meyer gewonnen! Am Dienstag machte ich deshalb früh Feierabend und setzte mich in den Zug nach Köln, denn mein Lesungsabend startete bereits um 17:30.

Um kurz vor halb sechs traf ich im Wartesaal an Dom ein, wo Kai Meyer und seine Lektorin Silke Reutler bereits auf die Gewinner warteten. Anika, Christiane, Kim und ich hatten anderthalb Stunden, um mit den beiden in gemütlicher Runde zu plaudern. Kai erzählte uns, dass bereits um die 400 Seiten des letzten Bandes von „Seiten der Welt“ geschrieben sind. Weil der Inhalt natürlich noch streng geheim ist, redeten wir bald über Buchverfilmungen, das Mitspracherecht eines Autors beim Cover, Kais Sammelleidenschaft und Disneyland. Silke Reutler sprach schon mal erste Empfehlungen aus dem Frühjahresprogramm von Fischer FJB aus, mit denen sie sich als Lektorin natürlich schon jetzt beschäftigt.

Bevor es zur Lesung ging, nutzten wir die Gelegenheit und ließen uns unsere mitgebrachten Bücher sowie ein Exemplar von „Seiten der Welt: Nachtland“ signieren, das uns vom Verlag geschenkt wurde. In unseren Präsenttaschen fanden wir außerdem jeweils ein signiertes Seiten der Welt-Notizbuch, Poster von Seiten der Welt 1 und 2 sowie einen sehr coolen Origami-Stempel. Danke dafür an den Fischerverlag!


Um kurz vor sieben verließen wir das Restaurant in Richtung Buchhandlung Ludwig, die gleich um die Ecke lag und richtig gut gefüllt war. Für uns waren in der ersten Reihe Plätze reserviert wurden, sodass wir uns ein bisschen wie VIPs fühlten. :-) Dann ging es auch sofort los mit der Lesung. Diesmal las Kai keine Stelle rund um die Protagonistin Furia vor, sondern machte die Zuhörer mit Pip und Patience bekannte, die beide zu Kais und auch meinen Lieblingsfiguren des Buches gehören.


Die Vorlesezeit verflog im Nu, und auch wenn ich das Buch schon kannte konnte mich Kai mit seiner Stimme fesseln. Die Stellen geschickt gewählt: Auch ohne Kenntnisse des ersten Bandes verstand man alles und wurde neugierig auf die Geschichte, gleichzeitig wurde aber so gut wie nichts über die Handlung des ersten Bandes verraten.

Im Anschluss gab es die Gelegenheit, Fragen zu stellen, die von den Besuchern rege genutzt wurde. Kai erzählte zum Beispiel von seiner Arbeitsweise und wie er überhaupt zu der Gelegenheit gekommen ist, seine Texte und schließlich auch Fantasygeschichten zu veröffentlichen. Mich selbst interessierte, wann ihm die Idee der Bookboards, die im ersten Teil ja noch nicht erwähnt werden, gekommen ist. Kai gab zu, dass Cat eigentlich schon im ersten Teil ein Bookboard haben sollte, er es dann aber wieder rausgestrichen hat, weil ein Testleser es für zu viel des Guten hielt. Nachdem der erste Teil aber so gut angekommen ist, hat er sich entschieden, die Idee doch noch in die Geschichte einzubauen.

Im Anschluss an die Lesung warteten wir, bis alle Lesungsbesucher die Gelegenheit, ihre Bücher signieren zu lassen, genutzt hatten. In der leeren Buchhandlung schossen wir dann Erinnerungsfotos mit Kai und plauderten noch eine Weile, bevor es für mich um 21.30 in Richtung Heimat ging. 

Vielen Dank an Kai Meyer sowie Silke Reutler und Verena Glunk vom Fischer Verlag für dieses gelungene Meet & Read!



Freitag, 21. August 2015

[Rezension Hanna] Das Juwel. Die Gabe - Amy Ewing



Inhalt
Violet Lasting ist im Sumpf aufgewachsen, dem ärmsten Stadtteil der Einzigen Stadt. Doch sie hat eine besondere Gabe: Sie kann Farbe und Form von Dingen verändern und sie zum Wachsen bringen. Seit dies vier Jahre zuvor festgestellt wurde lebt sie in der Verwahranstalt Southgate, in der sie zum Surrogat ausgebildet wird. Doch nun ist der Tag gekommen, in dem sie in den Stadtteil des Adels gebracht wird, dem Juwel. Hier wird sie an die meistbietende Adelige versteigert, um als Leihmutter ihr Kind auszutragen. Violet findet sich in einer Welt voller Luxus wieder, die ihre kühnsten Vorstellungen übertrifft. Doch als Surrogat ist sie stärker gefangen als je zuvor und wird behandelt wie ein willenloses Ausstellungstück und Mittel zum Zweck. Dennoch ist Violets  Wille noch nicht gebrochen…

Meinung
Das Cover des Buches ist in meinen Augen ein echter Hingucker. Ein Mädchen, vermutlich Violet, sitzt dort in einem wunderschönen Kleid, auf dem Perlen glitzern, die man sogar ertasten kann. Doch sie sieht nachdenklich, fast traurig aus, ganz so wie jemand, der sich in der Welt des Luxus nicht wohl fühlen kann. Warum das wohl so ist? Neugierig wagte ich mich zwischen die Seiten und hinein in die Einzige Stadt.

Der Einstieg ist mir leicht gefallen. Man lernt Violet an ihrem letzten Tag in der Verwahranstalt kennen, am nächsten Tag ist sie nur noch eine Nummer, die versteigert wird. Violet weiß nicht so recht, was sie von all dem halten soll, weiß aber, dass sie keine Wahl hat. Schnell fühlte ich mich ihr vertraut. An ihrer Seite lernte ich die Welt außerhalb der Verwahranstalt kennen, denn nach vier Jahren darf sie vor ihrer Versteigerung noch ein letztes Mal ihre Familie im Sumpf besuchen. Mit jeder Seite verstand ich besser, welche Last ihre Gabe für Violet bedeutet. Ihre Fähigkeiten machen sie nicht nur zu einer Gefangenen mit einem unbekannten Schicksal, nein, sie kann die Gabe nicht einmal einsetzen, ohne Schmerzen zu erleiden.

Bald beginnt die Reise ins Juwel zur Auktion und man findet sich in einer Welt voller Luxus wieder. Doch vieles ist hier nur Fassade, denn Lügen und Intrigen sind an der Tagesordnung. Desto mehr ich über das Leben und Schicksal der Surrogate im Juwel erfuhr, umso schockierter war ich. Das kann doch nicht der Ernst der Adeligen sein…?! Die Ereignisse stießen mich ab, doch gleichzeitig übte das Leben in Juwel eine Faszination auf mich aus, sodass ich die Geschichte nur schwer aus der Hand legen konnte. Ich bangte gemeinsam mit Violet und fand mit ihr Freunde an ungeahnten Orten. Doch sie muss sich entscheiden, was ihr am wichtigsten ist: Freiheit, Freundschaft oder Liebe? Und welches Wagnis ist sie bereit, dafür einzugehen?

Amy Ewing hat mit der Einzigen Stadt eine übersichtliche, gut durchdachte dystopische Welt geschaffen. Die Charaktere sind allesamt recht einfach gestrickt und können schnell durchschaut werden. Violets Love Interest ist dafür äußerst charmant, sodass man ihn einfach ein bisschen anhimmeln muss. Die Spannung baut sich über das Buch langsam auf. Nachdem es immer wieder zu dramatischen Momenten kam, steht am Ende alles auf dem Spiel. Ein gemeiner Cliffhanger lässt mich nun ungeduldig auf den zweiten Teil warten – wie wird es in der Einzigen Stadt weitergehen?

Fazit
„Das Juwel“ ist alles andere als eine Prinzessinnen-Geschichte. Die Autorin hat eine dystopische Welt geschaffen, in der Mädchen aus ärmsten Verhältnissen mit besonderen Gaben als Leihmütter für den Adel herhalten müssen. Das Buch lässt den Leser in eine Welt voller Luxus und Prunk eintauchen, hinter dessen Fassade Intrigen und Grausamkeit lauern. Auch wenn vieles vorhersehbar ist, hat mich die ungewöhnliche Idee mit all ihren Konsequenzen fesseln können. Von mir gibt es sehr gute vier Sterne und eine Einladung an Euch, gemeinsam mit Violet ins Juwel zu reisen!

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Titel: Das Juwel. Die Gabe
Autor: Amy Ewing
Übersetzerin: Andrea Fischer

Hardcover: 448 Seiten
Erscheinungsdatum: 20. August 2015
Verlag: FISCHER FJB
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Freitag, 14. August 2015

[Rezension Hanna] Layers - Ursula Poznanski



Inhalt
Dorian hat die Schule geschmissen, um von zu Hause abzuhauen und von seinem Vater nicht gefunden zu werden. Jetzt kämpft er sich auf der Straße von einem Tag zum nächsten. Der Schock ist groß, als er eines Tages erwacht und ein Obdachloser, mit dem er kurz zuvor einen Streit hatte, in einer riesigen Blutlache neben ihm liegt. Ganz offensichtlich stammen die Wunden von Dorians Taschenmesser. Sofort ist ein Mann zur Stelle, der sich nicht dafür interessiert, ob Dorian gerade zum Mörder geworden ist. Er nimmt ihn mit in eine Villa, wo er gemeinsam mit anderen aufgelesenen Jugendlichen eine Unterkunft und Bildung erhält. Als Gegenleistung verteilt er Flugblätter und Werbegeschenke. Doch warum reagieren einige Menschen so komisch darauf? Und warum verschwinden immer wieder Jugendliche, die in der Villa doch glücklich zu sein schienen?

Meinung
Das Buch bietet von der ersten Seite an Spannung. Dorian lernt der Leser gleich in einer brenzligen Situation kennen, denn er gerät mit einem anderen Obdachlosen aneinander. Danach nimmt die Geschichte sich Zeit, um mir Dorian genauer vorzustellen. Schnell verstand ich, dass er kein Obdachloser ist, wie man ihn sich typischerweise vorstellt. Er ist gebildet und nicht abhängig von irgendetwas, doch die Situation zu Hause hat ihn zum Ausreißer gemacht. Schnell fühlte ich mich ihm vertraut und war deshalb ebenso schockiert wie er, als er aufwacht und offensichtlich zum Mörder geworden ist.

In hohem Tempo erzählt das Buch von Dorians Begegnung mit Nico, der ihn in die Villa bringt. Es berichtet von seinen ersten Tagen, Dorians Kennenlernen der anderen Jugendlichen in der Villa und dem charismatischen und doch undurchsichtigen Villenbesitzer Bornheim. Was genau hinter den Jobs der Jugendlichen steckt und warum sich so viele ihnen gegenüber komisch verhalten, versteht Dorian nicht, was mich zu Spekulationen über vermeintliche Hintergründe animierte und mich neugierig machte.

Nach etwas mehr als 100 Seiten gerät die Situation allmählich außer Kontrolle und ich war gespannt darauf, Antwortet auf meine Fragen zu erhalten. Die ersten Enthüllungen lassen alles in einem neuen Licht erscheinen und werfen gleich neue Fragen auf. Immer stärker blickt Dorian hinter die Kulissen und muss dabei in Kauf nehmen, in ständiger Gefahr zu schweben und immer wieder in Bedrängnis zu geraten. Durch besonders brenzlige Situationen wurde die Spannung immer wieder in die Höhe getrieben.

Bis zur Hälfte des Buches war ich absolut begeistert, dann begann die Stimmung bei mir leider ein wenig zu kippen. Dorian gelingt kein wirklicher Durchbruch und bald hatte ich das Gefühl, die gleiche Situation in immer neuen Variationen wieder und wieder zu durchleben. Zwar sind die Situationen, in die Dorian gerät, gefährlich und es steht einiges auf dem Spiel. Doch Dorian verhielt sich in meinen Augen immer naiver, sodass ich seine Entscheidungen nicht nachvollziehbar fand. Einige Entwicklungen empfand ich zudem wenig nachvollziehbar. Die Enthüllung weiterer Geheimnisse sorgte dafür, dass ich trotzdem große Lust hatte, weiterzulesen. Der große Showdown bietet schließlich dramatische Momente, die mich leider nicht sonderlich überraschen konnten.

Fazit
„Layers“ startet spannend und dynamisch. Der Leser begleitet den Protagonisten Dorian dabei, wie er von der Straße in eine Villa geholt wird, in der es ihm an nichts mangelt. Als er ein Geheimnis lüftet, befördert er sich in eine gefährliche Lage. Leider tritt das Buch immer stärker auf der Stelle und wird vorhersehbarer. Ich vergebe daher knappe vier Sterne. Wenn ihr temporeiche, ein wenig futuristische Geschichten mögt, in denen so manches Geheimnis gelüftet werden soll, dann solltet ihr euch unbedingt selbst von „Layers“ überzeugen!

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Klappenbroschur: 288 Seiten
Erscheinungsdatum: 17. August 2015
Verlag: Loewe Verlag
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Mittwoch, 12. August 2015

[Rezension Hanna] Bannwald - Julie Heiland



Inhalt
Als Mitglied im Stamm der Leonen verfügt die 17-jährige Robin über besondere Fähigkeiten. Ihr Stamm lebt und wirkt mit der Natur, er kann sie auf magische Weise nutzen. Doch seit Jahren werden sie von den Tauren unterdrückt, die über die Fähigkeit verfügen, ohne Berührung Töten zu können. Diese schreiben den Leonen vor, wo im Wald sie leben müssen, fordern hohe Abgaben und bestimmen auch sonst gänzlich über sie. Als Robin aus Versehen das Gebiet der Tauren betritt, trifft sie auf Emilian, der sie überraschenderweise nicht gleich für ihr Vergehen tötet. Warum verschont er sie? Kurz danach macht Robin eine erschreckende Entdeckung, die nicht nur ihre Zukunft, sondern die ihres gesamten Stammes beeinflussen könnte…

Meinung
Ich habe das Buch als Geschenk erhalten, weshalb ich den Klappentext vor der Lektüre nicht gelesen habe. Stattdessen habe ich gleich das erste Kapitel aufgeschlagen und mich in die Mitte der Leonen begeben. Von der ersten Seite an wird ein hohes Tempo angeschlagen. Es wird erst einmal nur das nötigste erklärt, um Robins Situation als Leonin zu verstehen, bevor es auch schon zur ersten gefährlichen Situation kommt, in der sie beinahe getötet wird.

Nach diesem spannenden Start war ich gespannt, ob dieses Niveau gehalten werden kann. Hier wurde ich leider ein wenig enttäuscht, denn die Autorin nimmt erst einmal Tempo aus der Handlung. Der Fokus liegt in den kommenden Kapiteln vor allem auf der schwierigen Lage der Leonen. Ausführlich wird beschrieben, wie sehr sie unterdrückt werden und wie schwer sie dadurch haben. Die Motivation der Tauren wurde allerdings nicht genauer erläutert, sie sind nun einmal ohne Mitleid, haben die Macht und keiner kann etwas dagegen sagen. Die Leonen taten mir schnell leid und ich hoffte darauf, dass sie einen Weg finden, etwas an dieser Situation zu ändern.

Robin ist ein rebellischer Charakter. Sie will oft mit dem Kopf durch die Wand und lässt sich zu impulsiven und unüberlegten Handlungen hinreißen, über die ich den Kopf schütteln musste. Trotzdem mochte ich sie, denn sie hat einen starken Willen und will diejenigen, die ihr etwas bedeuten, beschützen. Zwischen ihr und Emilian gab es leider nur wenige emotionale Momente, sodass ich Schwierigkeiten hatte, in Robins Gefühlswert hineinzufinden. Durch sein Verhalten lehnt Emilian sich gegen seinesgleichen auf, wirkt die meiste Zeit über aber taff und eher kühl.

Ich hätte mir insgesamt noch mehr eingestreute Hintergrundinformationen gewünscht. Es wird wenig zu den Themen Magie, Stärke und Geschichte erklärt und gezeigt, sodass ich es als Leser einfach hinnehmen musste. Auch wurde die Geschichte zunehmend vorhersehbarer. Das liegt in meinen Augen zum einen an der nicht sonderlich neuartigen Buchidee und zum anderen an den kurzen Kapiteln aus der Sicht des Anführers der Tauren. Letzte verraten dem Leser einiges, was die Robin und ihr Stamm nicht wissen, das sorgt gleichzeitig aber auch für neue Spannung. Dies kam der Handlung zugute, denn obwohl das Tempo des Buches angenehm flott ist, hätte der Mittelteil noch fesselnder sein können. In der Erwartung, dass die letzten Seiten des Buches noch einmal besonders spannend werden, las ich weiter und wurde dafür mit einem gelungenen Finale belohnt. Hier nutzt die Autorin das Potenzial der Geschichte und sorgt mit einem Cliffhanger dafür, dass ich neugierig auf die Fortsetzung „Blutwald“ geworden bin, die im September erscheint.

Fazit
„Bannwald“ ist der Auftakt einer Fantasytrilogie, in der die naturverbundenen Leonen von den kämpferischen Tauren unterdrückt werden. Die Leonin Robin macht eine Entdeckung, die ihrem Stamm endlich den entscheidenden Vorteil bringen könnte. Dank der sympathischen Protagonistin und dem zügigen Tempo las ich mich zügig durch die Seiten in Erwartung eines spannenden Finales. Auf dem Weg dorthin hätte ich mir allerdings emotionalere Einblicke und mehr Erklärungen gewünscht. Ich vergebe drei Sterne und bin gespannt, ob sich die Geschichte in der Fortsetzung „Blutwald“ noch steigern kann!

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Hardcover: 352 Seiten
Erscheinungsdatum: 21. Mai 2015
Verlag: FISCHER FJB
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Montag, 10. August 2015

[Rezension Ingrid] Alison Love - Das Lied, das uns trägt

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Titel: Das Lied, das uns trägt
Autorin: Alison Love
Übersetzerin: Susanne Goga-Klinkenberg
Erscheinungsdatum: 23.05.2015
Verlag: Fischer Verlag 
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch
Handlungsort: London/England
Handlungszeit: 1937-1947



Eine junge Frau, vielleicht in Erwartung der  Musik zum nächsten Tanz, ziert das Cover des Buchs „Das Lied, das uns trägt“ von Alison Love. Denn die Autorin entführt den Leser im Roman in Londoner Tanzsäle vor dem Zweiten Weltkrieg. Hier begegnen sich die Tänzerin Olivia, aus einer englischen Kleinstadt kommend, und der italienische Sänger Antonio Trombetta zum ersten Mal.
In einem Prolog stellt die Autorin heraus, dass die Geschichte eine tragische Wende nehmen wird, denn zunächst begegnet der Leser Antonio im Jahr 1940 während er vom Fenster aus zusieht, wie zwei Polizisten sich seiner Wohnung nähern, um ihn mitzunehmen. Die eigentliche Erzählung beginnt drei Jahre früher. 

Antonio ist mit einer Italienerin aus seinem Heimatdorf verheiratet. Er hilft seinem kranken Vater im Kiosk und verdient zusätzlich ein wenig als Sänger in den Abendstunden. Gemeinsam mit ihm, seiner Schwester und seinem Bruder wohnt das Ehepaar in einer Wohnung. Nach alter Tradition werden in seiner Familie Ehen durch Absprache der Eltern mit Kindern von Freunden und Bekannten vereinbart. Bereits bei der ersten Begegnung mit Olivia merken beide, dass ein Funken zwischen ihnen überspringt,  ohne dass sie sich das eingestehen. 

Bernard Rodway, vermögend, Journalist und angehender Autor, lernt Olivia auf der Party eines Freunds kennen. Er umwirbt sie und hält um ihre Hand an. Olivia willigt ein. Als Unterstützer der schönen Künste lädt Bernard Antonio zu Gesangsstunden in seinem Haus ein. Obwohl Olivia und Antonio beide gebunden sind, scheint das Schicksal sie aufeinander zuzutreiben. Was wird stärker sein: die Gefühle zueinander oder die familiäre Gebundenheit? Unterdessen wirft der Zweite Weltkrieg seine langen Schatten voraus und verändert das Alltagsleben.

Neben einem kurzen Blick auf die Londoner Tanzsäle vor dem Zweiten Weltkrieg verbunden mit dem Leben der Frauen, die sich als Tanzpartner und mehr bezahlen ließen, beleuchtet Alison Love einen Aspekt der Geschichte, der wenig bekannt ist, nämlich dem der italienischen Einwanderer in London. Sie bildeten eine Gemeinschaft, die untereinander eng verbunden war und die sich untereinander weiterhin in ihrer Muttersprache verständigten. Politisch waren Sie in diesen letzten Tagen vor dem Weltkrieg besonders gefordert sich dem Faschismus anzuschließen.

Der Schreibstil der englischen Autorin ist leicht  und dank der guten Übersetzung von Susanne Goga-Klinkenberg auch flüssig zu lesen. Die Charaktere handeln glaubwürdig, haben Ecken und Kanten. Bis in die Nebenfiguren hinein entwickeln sie sich teilweise anders als erwartet. Ihre Gefühle stehen den gesellschaftlichen Regeln gegenüber, so dass sich hieraus eine ständige Herausforderung für die Figuren ergibt, von denen manch einer sich über die an ihn gestellten Erwartungen hinwegsetzt. So bleibt die Erzählung bis zum Schluss spannend und nicht vorhersehbar. 

Alison Love hat die geschichtlichen Details sehr gut recherchiert und gekonnt in  ihren Text eingebettet ohne zu langweilen. Die Handlung schreitet zügig voran. Sie beginnt im Jahr 1937 und wir dürfen die Ereignisse  mit einigen Zeitsprüngen bis zum Jahr 1947 begleiten. 

Dieses Buch war so ganz nach meinem Geschmack und daher empfehle ich es gerne an Leser von historischen Romanen weiter, vor allem an diejenigen, die es wie ich besonders mögen, wenn die Geschichte im letzten Jahrhundert spielt.

Samstag, 8. August 2015

[Rezension Hanna] Das Lied, das uns trägt - Alison Love


Inhalt
London, 1937: Antonio ist ein italienischer Einwanderer, der mit seiner Familie und seiner schwangeren Frau in Soho. Neben der Arbeit im Kiosk seines Vaters verdient er als Sänger zusätzliches Geld. Als er eines Abends im Paradise Ballroom auftritt, begegnet er der Tanzdame Olivia. Berühmt ist sie für ihren Tango, doch er trifft sie im Hinterhof, wo sie unter den Schmerzen einer kürzlich erfahrenen Abtreibung leidet. Ein halbes Jahr später treffen sie sich erneut: Olivia ist inzwischen die Frau eines wohlhabenden Londoners, der Antonios Gesangstalent fördern will. Der aufziehende Krieg beeinflusst so manches Schicksal. Welchen Weg werden Olivia, ihr Mann Bernard, Antonio, seine Schwester Filomena und sein Bruder Valentino einschlagen?

Meinung
Als ich das Buch zum ersten Mal in die Hand nahm und den Klappentext las, erwartete ich eine Liebesgeschichte, die mich in prunkvolle Ballsäle führt und die aufgrund des aufziehenden Krieges dramatische Wendungen bereithält. Die eine, klassische Liebesgeschichte gibt es hier aber gar nicht. Vielmehr ist Antonio die Schlüsselperson, und das Buch berichtet von seinem Schicksal sowie dem der Menschen in seinem Umfeld.

Auch wenn bei diesem Buch viele Personen zu Wort kommen, kann ich nicht behaupten, dass ich eine davon voll und ganz sympathisch fand. Vielmehr haben sie alle ihre Ecken und Kanten, ihre Momente, in denen sie von Vorurteilen, Hochmut, Neid oder angetrieben werden. Auch wenn ich es erst einmal ungewöhnlich fand, die Ereignisse unter diesen Voraussetzungen zu verfolgen, so stiegen im Laufe der Zeit doch einige Charaktere in meiner Gunst, während andere diese gänzlich verloren. Gerade das machte die Sache wieder interessant.

Am meisten begeistern konnte mich die für mich gänzlich neue Sicht, mit der dieses Buch auf den Beginn des zweiten Weltkrieges schaut. Wie schwierig in dieser Zeit die Situation der Italiener in England war, war mir vorher nicht bewusst. Antonio, seine Familie und seine italienischen Bekannten reagieren alle höchst unterschiedlich auf den aufziehenden Krieg, sodass man anhand einiger Beispiele miterlebt, wie es den italienischen Einwanderer in dieser Zeit ergangen ist. Ganz anders sieht die Situation für Olivia und Bernard aus, die als reiche Londoner ganz andere Sorgen haben.

Die angekündigte Romantik kam für meinen Geschmack ein wenig zu kurz. Stattdessen begleitet der Leser die Charaktere auf ihren verschlungenen Wegen, ohne allzu tiefe Einblicke in ihre Gefühlswelt zu erhalten. Einige Wendungen konnten mich sowohl positiv als auch negativ überraschen. Über manche Fügungen des Schicksals habe ich mich gefreut, andere musste ich erst einmal verdauen. Indem es immer wieder Zeitsprünge von ein paar Monaten gibt, bleibt die Handlung in Bewegung und lässt bis zum Schluss keine Langeweile aufkommen.

Fazit
„Das Lied, das uns trägt“ bietet eine für mich völlig neue Sicht auf den zweiten Weltkrieg, die mich fesseln konnte. Über das Schicksal italienischer Einwanderer in London wusste ich bislang nichts, und die historischen Informationen habe ich deshalb interessiert aufgesogen. Die Charaktere selbst sind allesamt alles andere als perfekt und ließen leider nur selten tiefe Einblicke in ihre Gefühlswelt zu. Dennoch wird man schnell neugierig, wohin ihre Entscheidungen sie führen werden. Insgesamt vergebe ich daher drei Sterne und empfehle das Buch vor allem an Leser weiter, die sich für das historische Setting dieses Romans interessieren.

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Tiel: Das Lied, das uns trägt
Autorin: Alison Love
Übersetzerin: Susanne Goga-Klinkenberg
Taschenbuch: 400 Seiten
Erscheinungsdatum: 23. Juli 2015
Verlag: FISCHER Taschenbuch
Handlungszeit: 1937-1947
Haupthandlungsort: London
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Donnerstag, 6. August 2015

[Rezension Ingrid] Oliver Maria Schmitt - Ich bin dann mal Ertugrul

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Titel: Ich bin dann mal Ertugrul - Traumreisen durch die Hölle und zurück
Autor: Oliver Maria Schmitt
Erscheinungsdatum: 24.04.2015
Verlag: Rowohl Verlag 
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch
Handlungszeit: irgendwann in den letzten 20-30 Jahren
Handlungort: auf der ganzen Welt



„Ich bin dann mal Ertugrul“ ist eine Sammlung von ungewöhnlichen Reiseerlebnissen des Journalisten Oliver Maria Schmitt. Titelgebend ist eine der Kurzgeschichten des Buchs für die der Autor den Nannen-Preis für seine „humorvolle Berichterstattung“ erhalten hat. Damals versuchte er Undercover auf der Frankfurter Buchmesse für sein Manuskript einen Verleger zu finden. So gibt denn auch das Coverfoto den Autor verkleidet als Ertugrul Osmanoglu wieder.

Die Geschichten, die sich in diesem Band versammeln, sind keine Reiseberichte wie man sie kennt und erwartet. Statt den Ort zu beschreiben, den er gerade bereist, hat er einen besonderen Anlass, dem er nachgeht wie beispielsweise in einem Zimmer übernachten in der schon eine ganz spezielle Persönlichkeit geschlafen hat oder an einem Tangowettbewerb teilnehmen. Außerdem versucht er sich im Überlebenstraining und nimmt an der Klapprad-WM teil. 37 Kurzgeschichten auf 228 Seiten von unterschiedlicher Länge sind hier versammelt mit den unterschiedlichsten Themen, immer humorvoll. Dabei bedient sich Oliver Maria Schmitt gerne an gängigen Klischees um diese herauszustellen und vorzuführen. Er ist ein guter Beobachter und legt in seinen Erzählungen seine Finger auf wunde Punkte in unserer Gesellschaft. Und hier und da konnte ich auch noch mein Wissen erweitern.

Leider kann man die Geschichten zeitlich nicht einordnen, sie finden irgendwann statt. Sie stehen einzeln und unabhängig nebeneinander. Eine Sortierfolge konnte ich nicht erkennen, die Erzählungen sind ein buntes Sammelsurium. Lediglich ein Ort ist zur groben Orientierung in den Kapitelüberschriften enthalten. Zu einigen Orten gibt es zwei Geschichten. 

Das Buch ist unterhaltsam für diejenigen, die Satire mögen. Meinen Humor hat der Autor leider nicht so ganz getroffen.
 


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