Inhalt
London, 1937: Antonio ist ein
italienischer Einwanderer, der mit seiner Familie und seiner schwangeren Frau
in Soho. Neben der Arbeit im Kiosk seines Vaters verdient er als Sänger
zusätzliches Geld. Als er eines Abends im Paradise Ballroom auftritt, begegnet
er der Tanzdame Olivia. Berühmt ist sie für ihren Tango, doch er trifft sie im
Hinterhof, wo sie unter den Schmerzen einer kürzlich erfahrenen Abtreibung
leidet. Ein halbes Jahr später treffen sie sich erneut: Olivia ist inzwischen
die Frau eines wohlhabenden Londoners, der Antonios Gesangstalent fördern will.
Der aufziehende Krieg beeinflusst so manches Schicksal. Welchen Weg werden
Olivia, ihr Mann Bernard, Antonio, seine Schwester Filomena und sein Bruder
Valentino einschlagen?
Meinung
Als ich das Buch zum ersten Mal in die
Hand nahm und den Klappentext las, erwartete ich eine Liebesgeschichte, die
mich in prunkvolle Ballsäle führt und die aufgrund des aufziehenden Krieges
dramatische Wendungen bereithält. Die eine, klassische Liebesgeschichte gibt es
hier aber gar nicht. Vielmehr ist Antonio die Schlüsselperson, und das Buch
berichtet von seinem Schicksal sowie dem der Menschen in seinem Umfeld.
Auch wenn bei diesem Buch viele Personen
zu Wort kommen, kann ich nicht behaupten, dass ich eine davon voll und ganz
sympathisch fand. Vielmehr haben sie alle ihre Ecken und Kanten, ihre Momente,
in denen sie von Vorurteilen, Hochmut, Neid oder angetrieben werden. Auch wenn
ich es erst einmal ungewöhnlich fand, die Ereignisse unter diesen
Voraussetzungen zu verfolgen, so stiegen im Laufe der Zeit doch einige
Charaktere in meiner Gunst, während andere diese gänzlich verloren. Gerade das
machte die Sache wieder interessant.
Am meisten begeistern konnte mich die
für mich gänzlich neue Sicht, mit der dieses Buch auf den Beginn des zweiten
Weltkrieges schaut. Wie schwierig in dieser Zeit die Situation der Italiener in
England war, war mir vorher nicht bewusst. Antonio, seine Familie und seine
italienischen Bekannten reagieren alle höchst unterschiedlich auf den aufziehenden
Krieg, sodass man anhand einiger Beispiele miterlebt, wie es den italienischen
Einwanderer in dieser Zeit ergangen ist. Ganz anders sieht die Situation für
Olivia und Bernard aus, die als reiche Londoner ganz andere Sorgen haben.
Die angekündigte Romantik kam für meinen
Geschmack ein wenig zu kurz. Stattdessen begleitet der Leser die Charaktere auf
ihren verschlungenen Wegen, ohne allzu tiefe Einblicke in ihre Gefühlswelt zu
erhalten. Einige Wendungen konnten mich sowohl positiv als auch negativ
überraschen. Über manche Fügungen des Schicksals habe ich mich gefreut, andere
musste ich erst einmal verdauen. Indem es immer wieder Zeitsprünge von ein paar
Monaten gibt, bleibt die Handlung in Bewegung und lässt bis zum Schluss keine
Langeweile aufkommen.
Fazit
„Das Lied, das uns trägt“ bietet eine
für mich völlig neue Sicht auf den zweiten Weltkrieg, die mich fesseln konnte.
Über das Schicksal italienischer Einwanderer in London wusste ich bislang
nichts, und die historischen Informationen habe ich deshalb interessiert
aufgesogen. Die Charaktere selbst sind allesamt alles andere als perfekt und
ließen leider nur selten tiefe Einblicke in ihre Gefühlswelt zu. Dennoch wird
man schnell neugierig, wohin ihre Entscheidungen sie führen werden. Insgesamt
vergebe ich daher drei Sterne und empfehle das Buch vor allem an Leser weiter,
die sich für das historische Setting dieses Romans interessieren.
*Werbung* Weitere Informationen zum Buch
Tiel: Das Lied, das uns trägt
Autorin: Alison Love
Übersetzerin: Susanne Goga-Klinkenberg
Taschenbuch: 400 Seiten
Erscheinungsdatum: 23. Juli 2015
Autorin: Alison Love
Übersetzerin: Susanne Goga-Klinkenberg
Taschenbuch: 400 Seiten
Erscheinungsdatum: 23. Juli 2015
Verlag: FISCHER Taschenbuch
Handlungszeit: 1937-1947
Haupthandlungsort: London
Link zur Buchseite des Verlags
Handlungszeit: 1937-1947
Haupthandlungsort: London
Link zur Buchseite des Verlags