Am Freitag, 19.09.2015 sind Hanna und ich einer Einladung vom
Jungen Literaturhaus Köln (JLK) zu einer Lesung mit Ursula Poznanski gefolgt.
Nach ersten Schwierigkeiten im Nahverkehr bei der Anreise sind wir dennoch ganz
kurz vor Lesungsbeginn im Literturhaus eingetroffen.
Ann-Beke Möllmann, die im JLK die Programm- und Pressearbeit
macht, begrüßte die Zuschauer und stellte als Moderatorin der Lesung die freie
Autorin Tanja Lieske vor sowie als speziellen Gast Ursula Poznanski, die
nachfolgend aus ihrem Jugendbuchthriller "Layers" vorlesen würde.
Doch zunächst stellte Tanja Lieske einige Fragen an Ursula Poznanski, die diese
gerne und mit viel Vergnügen beantwortete.
Frau Lieske stellte zunächst fest, dass in den drei Romanen von
Ursula Poznanski "Erebos, Saeculum und Layers“ jeweils ein nicht ganz
fassbares Element enthalten ist. Von Frau Poznanski wollte sie dann wissen, wie
sie dazu kam, mit dem Schreiben zu beginnen. Die Autorin hat parallel zu ihren
ersten Texten für Kinder von sechs bis sieben Jahren die Idee zu einem
Fantasyroman entwickelt, an dem sie ungefähr fünf Jahre geschrieben hat. Sie
fand auch eine Agentur, die aber kein Interesse an dem nur den angebotenen Fantasyroman zeigte.
Daraufhin entwickelte sie eine neue Idee und schrieb "Erebos".
von li. nach re.: Tanja Lieske, Ursula Poznanski und Ann-Beke Möllmann |
Auf Frau Lieskes Frage hin, ob ihr Alltag auch unheimlich wäre,
antwortete Frau Poznanski, dass der höchste Thrill für sie hauptsächlich im
Einhalten der Deadline zur Abgabe ihres jeweiligen Manuskripts besteht. Frau Lieske
bewundert die offene und ehrliche Art der Autorin von "Layers", die
auch öffentlich darüber spricht, wenn etwas bei ihrer Arbeit nicht klappt wie
gewünscht.
Ursula Poznanski erzählt auf eine entsprechende Frage der
Moderatorin hin, dass ihr die Idee zu "Layers" beim Lesen eines
Artikels über den Zoo von (vermutlich) San Diego kam. Dort erhalten die
Besucher eine Datenbrille mit einigen Raffinessen. Im Buch geht es um Kontrolle
und Manipulation der Realität.
Nach diesem sehr interessanten, informativen Teil beginnt Ursula
Poznanski ihre Lesung aus "Layers". Als erstes stellt sie ihren
Protagonisten Dorian vor, der auf den Obdachlosen Emil trifft. In der nächsten
Szene findet sich Dorian in einer für ihn unglaublichen Lage wieder. Er sieht
Emil in einer Blutlache liegend vor sich, auf dem Boden liegt sein eigenes
blutverschmiertes Messer. In diese Situation tritt nun Nico, den Dorian für
einen Sozialarbeiter hält. Er verspricht Dorian zur Villa Bornheim zu bringen,
die obdachlose Jugendliche gegen gewisse Auflagen eine komfortable Unterkunft
und Unterricht bietet. Dorian stimmt dem zu und übernimmt wie die anderen
Mitbewohner zweimal wöchentlich die Verteilung von Flyern an öffentliche
Plätzen in der Stadt. Auf seinen Wunsch hin wird ihm nach einiger Zeit eine
neue Tätigkeit gegeben, die darin besteht, in einem Kästchen verpackte
Werbegeschenke an ausgesuchte Kunden nach einem vorgesehenen Ritual zu
überreichen. Nach einem solchen Besuch bei dem der Kunde das Geschenk rigoros
abgelehnt hat, wird er nicht wieder abgeholt und zur Villa zurückgefahren. Ganz
ohne Kommunikationsmittel und Geld überlegt er, was er nun tun soll.
Schließlich öffnet er das Päckchen und findet "sie“. Mehr möchte ich hier
nicht verraten und empfehle euch, das Buch zu lesen oder zu einer Lesung von
„Layers“ zu gehen.
Ganz gebannt lauschten die Zuhörer auf den fast voll besetzten
Plätzen der sehr gut verständlichen Stimme von Frau Poznanski, die mit ruhiger
Stimme und einem kaum wahrzunehmenden, aber sehr charmanten österreichischen
Dialekt aus ihrem Buch vorlas.
Im Anschluss an den Lesungsteil bedankte Tanja Lieske sich bei
Frau Poznanski und stellte noch einige Fragen, beispielsweise ob die Autorin
bewusst Manipulationen in ihre Texte einbaut. Darauf antwortete die Autorin,
dass sie einen Teil davon plant, es sich manchmal aber auch aus dem
Schreibprozess ergibt. Sie wies darauf hin, dass die Entwicklung der Auswertung
von Daten, die Nutzer von Software durch deren Gebrauch zur Verfügung stellen,
weiter gehen wird. Eines der neuesten Produkte in dieser Hinsicht ist die Apple
Watch.
Auf eine diesbezügliche Frage hin bekannte Ursula Poznanski, dass
sie sich selten eine Auszeit vom Internet nimmt, weil sie hier sehr viele
Sozialkontakte pflegt. Ihr Arbeitsablauf sieht vor, gegen 6.30 Uhr aufzustehen,
weil sie ein schulpflichtiges Kind hat. Im Anschluss daran, läuft sie eine
Runde, danach macht sie sich Frühstück. Sie hat für sich selbst keine Vorgabe,
wie viel Text sie jeden Tag schreiben sollte, aber 1.300 Worte sieht sie als
optimal an. Dabei berücksichtigt sie, dass das Schreiben am Anfang eines Buchs
langsamer voran geht, weil hier mehr Denkarbeit gefordert ist.
Nun stand das Mikrophon den anwesenden Besuchern für Fragen zur
Verfügung. Eine Anwesende erkundigte sich nach Filmplänen für die
veröffentlichten Bücher. In dieser Hinsicht gibt es einiges Angedachtes, aber
nichts Konkretes. Die Autorin erklärte auf eine weitere Frage hin, dass sie
wenig Ahnung von Technik hat und diese daher für sie etwas nahezu „Magisches“
besitzt. Sie sucht nicht bewusst in dieser Richtung nach Themen für ihre
Bücher.
Auf die Frage, ob sie die Handlungsabläufe für ihre Bücher plant,
bekannte Frau Posznanski, dass sie das macht, weil sie es für sinnvoll hält,
vor allem bei einer Trilogie, damit jeder Teil einen gewissen Abschluss hat und
sich dennoch ein Bogen um alle drei Bücher ziehen lässt. Eine weitere Frage
bezieht sich auf die Auswahl der Protagonisten für ihre Bücher. Hier nimmt die
Autorin es so wie es kommt. Das Geschlecht wählt sie beispielsweise nicht im
Wechsel zu ihrem letzten Buch aus, sondern passend zu der anstehenden
Geschichte. Weiter war zu erfahren, dass sie selbst kreuz und quer liest, vor
allem sehr viel von Kollegen. Auf die Frage nach ihrem Lieblingsbuch merkte sie
a , dass Bücher sehr schwer zu vergleichen sind. Zu ihren liebsten Geschichten
gehören zum Beispiel die Bücher über Harry Potter, Fräulein Smillas Gespür für
Schnee, Helmut Krausers Melodien oder auch Bücher von Patrick Rothfuss.
Tanja Lieske bedankte sich für das Gespräch und die gelungene
Lesung. Mit einem herzlichen Applaus wurde die Veranstaltung beendet. Die Autorin stand noch zum Signieren der mitgebrachten Bücher zur Verfügung. Gerne gab sie aber auch eine unterzeichnete Autogrammkarte an die Interessierten. Wer wollte, konnte im Vorraum an einem Büchertisch Romane von Ursula Poznanski erwerben und sich diese ebenfalls gleich signieren lassen.
Mir hat es sehr gut gefallen und ich möchte mich an dieser Stelle
bei dem Jungen Literaturhaus Köln für die Organisation bedanken, bei Tanja Lieske
für die Moderation und natürlich bei Ursula Poznanski für die wunderbare Lesung
und die geduldige Beantwortung jeder Frage.
Ursula Poznanski mit Hanna beim Signieren |
Voraussichtlich werde ich Ursula Poznanski am 02.11.2015 in
Geilenkirchen wiedersehen, wenn sie gemeinsam mit Arno Strobel aus dem Thriller
„Fremd“ vorlesen wird. Ich freue mich darauf.
Eure Ingrid
(Text und Fotos: Ingrid Eßer)
Eure Ingrid
(Text und Fotos: Ingrid Eßer)