Inhalt
Moskau im
Juni 1945: Mit einer Siegesparade feiert Stalin das Ende des Krieges. Kurz
danach treffen sich einige Kinder einflussreicher russischer Familien, die
gemeinsam auf die beste Schule in Moskau gehen. Sie möchten ein geheimnisvolles
Spiel spielen. Doch plötzlich erklingen Schüsse, und zwei der Kinder liegen tot
am Boden. Stalin erteilt die Anweisung, die Ermittlungen ohne Bevorzugung
durchzuführen. Diese nehmen bald größere Ausmaße an, als die Kinder hätten
ahnen können. Der Vorfall sowie einige wohl behütete Geheimnisse sollen für die
Moskauer Elitefamilien bald zur Gefahr werden. Werden sie in den Abgrund
stürzen oder können sie dies noch rechtzeitig abwenden?
Meinung
Als ich das
Buch zum ersten Mal in den Händen hielt, fiel es mir schwer einzuschätzen, was
mich in diesem Buch erwartet. Im Nachhinein muss ich sagen, dass die
romantische Winterkulisse des Covers für mich nicht wirklich zum Inhalt passen.
Zum einen spielt das Buch größtenteils im Hochsommer. Lediglich die
Pappelpollen, welche die beiden Toten wie Schnee bedecken, haben entfernt etwas
mit Winter zu tun. Zum anderen sind die „Kinder“ fast alle 18 Jahre alt und
stehen kurz vor dem Schulabschluss. Die Zielgruppe des Romans, der von Intrigen,
politischem Kräftemessen und den Auswirkungen auf das private Leben der
Moskauer Elite erzählt, sind in meinen Augen ganz klar Erwachsene.
Das Buch
beginnt mit einem Prolog, in dem die Siegesparade sowie die anschließenden Schüsse
aus der Sicht von Serafima, Tochter eines Drehbuchautors und einer
Schauspielerin, geschildert werden. Über die Hintergründe erfährt man als Leser
aber noch nichts. Stattdessen springt die Handlung einige Wochen in die
Vergangenheit und erzählt von Andreis erstem Schultag auf der renommierten
Schule 801. Er stammt im Gegensatz zu den anderen Kindern nicht aus einer renommierten
Familie, sondern hat eine befleckte Vergangenheit und durfte gerade erst mit
seiner Mutter nach Moskau zurückkehren. Mit seinen Augen lernt man die anderen
Schüler und ihre Familien besser kennen und erfährt, was es mit dem
geheimnisvollen Spiel auf sich hat. Auch seine Erzählung endet wieder bei den
Schüssen, und schnell merkt man, dass der Autor noch immer entscheidende
Puzzlestücke zur Frage vorenthält, wie es dazu kommen konnte.
Im Weiteren
Buchverlauf wechseln die Perspektiven immer wieder und man erfährt Stück für
Stück mehr über die Hintergründe des Vorfalls. Zusätzlich taucht man immer
tiefer in die Schicksale der einzelnen Familien ein. Dem Autor ist es gelungen,
mir das politische Minenfeld aufzuzeigen, in dem die fiktiven Minister und
Kommandeure rund um Stalin agieren und mich die Anspannung fühlen zu lassen,
die das politische Geschehen auf das Privatleben der Familien hat. Weite Teile
des Buches spielen in den Verhörräumen der Lubjanka, dem zentralen Gefängnis
Moskaus. Hier bekommen die Charaktere die Grausamkeit und Willkür der
ermittelnden Organe zu spüren und müssen erfahren, wie ihnen Worte in den Mund
gelegt werden und sie erpresst werden. Durch den fiktiven Fall des Romans
konnte ich mir gut vorstellen, wie es dort damals wirklich zugegangen ist.
Aufgrund von
politischen Entwicklungen, Machtstreben und geheimer Liebe wird die Situation
für die Familien zunehmend brisanter. In der Folge geraten die Schüsse zunehmend
in den Hintergrund und der Autor zeigt dem Leser die größeren Zusammenhänge.
Immer mehr Fragen werden beantwortet, doch dass der Autor vieles bewusst erst
sehr spät aufdeckt führte bei mir stellenweise mehr zu Verwirrung als zu
Verstehen. Zudem fehlten mir entscheidende Perspektiven von Charakteren, deren
Motivation ich gerne besser verstanden hätte. Den Abschluss des Buches, in dem
noch einmal viel aufgedeckt wird, fand ich schließlich gelungen.
Fazit
„Kinder des
Winters“ erzählt von einem geheimnisvollen Spiel, das Töchtern und Söhnen der
Elite Moskaus zum Verhängnis wird. Als zwei von ihnen durch Schüsse sterben,
geraten die Kinder und ihre Familien in eine zunehmend bedrohliche Situation. Anhand
dieser fiktiven Geschichte vermittelt der Autor dem Leser einen Einblick in das
Leben in Moskau unter Stalin. Ich empfehle das Buch gerne an historisch
interessierte Erwachsene weiter.
*Werbung* Weitere Informationen zum Buch
Titel: Kinder des Winters
Autor: Simon Montefiore
Übersetzer: Ulrike Wasel & Klaus Timmermann
Taschenbuch: 480 Seiten
Erscheinungsdatum: 24. September 2015
Autor: Simon Montefiore
Übersetzer: Ulrike Wasel & Klaus Timmermann
Taschenbuch: 480 Seiten
Erscheinungsdatum: 24. September 2015