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Titel: Dass man durch Belgien muss auf dem Weg zum Glück
Titel: Dass man durch Belgien muss auf dem Weg zum Glück
Autorin: Judith Kuckart
Erscheinungsdatum: 26.08.2015
Verlag: Dumont Buchverlag
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
In elf unterschiedlich langen Erzählungen führt Judith
Kuckart den Leser nach Stuttgart, Berlin, Dresden, nach Sylt und ja, auch nach
Belgien. Denn hier hat einer der Protagonisten sein Glück in der Kindheit
gefunden, auf einem Kettenkarussel. So
wie er sich dort im Kreis gedreht hat, so drehen sich die Geschichten in diesem
Buch, das Rad des Lebens dreht sich immer weiter. Dass es denn doch am Ende
stehen bleibt, erfahren einige der Mitwirkenden selbst oder aber im Verlust
einer bekannten, manchmal nahestehenden Person. Doch nicht nur der Tod ist
Thema im Buch. „Jeder ist seines Glückes Schmid“ könnte auch für einige
Charaktere gelten. Liebe, Schuld, Zufall und Absicht gehen Hand in Hand.
Die
Erzählungen stehen lose nebeneinander, scheinbar ohne Zusammenhang. Aber der achtsame Leser wird immer wieder
auf bekannte Namen stoßen. Es sind Nachbarn, Verwandte, Freunde,
Bekanntschaften, über die die handelnden Personen in den verschiedenen
Schilderungen nachdenken, reden oder die sich begegnen. Die Geschichten sind
chronologisch, überschneiden sich oder gehen in der Zeit einen Schritt zurück. Sie
sind wie die Rauten auf dem Cover des Buchs und fordern die Aufmerksamkeit vom
Leser, denn alle Verbindungen wollen gefunden werden, auch in kleinen
Andeutungen und flüchtigen Gedanken.
Der Schreibstil der Autorin ist distanziert, ihre Charaktere zeichnet sie mit wenigen Strichen. Es
sind Menschen wie jedermann, Mittelschichtbürger. Obwohl einige Mitwirkende
noch nach ihrem Platz im Leben suchen, sind andere dort bereits angekommen. Und immer wieder überrascht
Judith Kuckart mit einem unerwarteten Ereignis. Sie schreibt beispielsweise
über den gerade erst Studenten Leonhard, der morgens überraschenderweise eine
schlafende Frau im Flur des Elternhauses vorfindet und nach diesem Erlebnis
auszieht in seine eigene Wohnung. Eine nicht vorhergesehene Trennung im Urlaub,
eine plötzliche schwere Krankheit und ein Unfall sind weitere Geschehnisse die
den Protagonisten der Geschichten zustoßen. Heitere Momente erleben die Beschriebenen
meist nur in Erinnerungen.
Das Buch ist keine locker leichte Kost. Einige
Szenen wirken verstörend. Dennoch hat es mir Freude gemacht, die einzelnen Erzählungen
in Gedanken in eine Reihenfolge zu bringen und Querverbindungen zu ziehen, bis
die lockeren Verknüpfungspunkte der elf Erzählungen gefunden waren.